Reviews
Inner Voice (Review-Serie: Teil 4)
Info
Musikrichtung:
(Jazz)-Rock
VÖ: 22.05.2020 (1977) (Karisma) Gesamtspielzeit: 36:07 |
Ruphus-Re-Releases Teil 4: Inner Voice
Wie die Vorgänger liegt mir auch Inner Voice nur als Datensatz vor und der Promoter fühlt sich in den knappen Infos auch wiederum nicht gedrängt eine Besetzungsliste anzugeben. Um den Namen der neuen Sängerin Sylvi Lillegaars kommt er aber nicht herum. Zu Recht, denn es ist nicht zuletzt ihr Gesang, der die Performance von Ruphus, die bereits mit dem Vorgänger Let your Light shine einen deutlichen Sprung nach oben gemacht hatte, noch mal einen echten Quantensprung machen lässt. Die auf den beigefügten Promofotos recht brav und bieder aussehende Dame hat eine vor Erotik nur so knisternde Stimme, egal ob sie Euch bei „Too late“ ganz sanft das Rückgrat streichelt, oder bei „Come into View“ mit echter Blues Power auftrumpft. Grandios!
Neben Sylvi Lillegaars ist Keyboarder Jan Simonsen, ebenfalls ein Neuzugang, für den überragenden Sound der Band zuständig, egal ob er im Titelsong das Piano jazzig perlen lässt, die Single-Auskopplung „No Deal“ emotional verstärkt oder bei „Come into View“ die Orgel grooven lässt.
Spätestens mit diesem Album galten die Norweger als Teil der deutschen Szene. Das lag nicht nur daran, dass sie aufgrund des großen Erfolgs in Deutschland hierher übergesiedelt waren, sondern vor allem daran, dass Inner Voice, genau wie der Nachfolger Flying Colours ursprünglich auf dem Kult-Label Brain erschienen ist, auf dem mit wenigen Ausnahmen nur Bands erschienen, die der deutschen Krautrock-Szene zugeordnet wurden (eine Zuordnung, die z.B. bei den Scorpions und Accept bald revidiert wurde).
Inner Voice hat nicht ein einziges schwaches Stück zu verzeichnen. Trotz der Kraft, die der Musik innewohnt, ist das Album überwiegend ruhig. Auch wenn der herrliche Gesang, die melodisch entrückten Momente und die ruhigen langen Gitarren Soli z.B. von „Come into View“ immer wieder einmal von schneidend scharfen Riffs unterbrochen werden. Das passt perfekt zum Cover, auf dem in der ruhigen und erhabenen nordischen Landschaft scharfkantige Eisskulpturen im Sonnenlicht aufblitzen.
Am Ende des Albums werden die Extreme, die Ruphus sich erlauben, noch einmal ausgelotet. Dem rockigsten Stück, dessen Eingangsriffs gar ein wenig an Spliff erinnern, folgt das emotionalste und weichste Stück des Albums. Das wunderschöne „Left behind“ geht problemlos als völlig unkitschiges Wiegenlied durch. Ganz großes Ohrenkino!
Trackliste
1 | Inner Voice | 4:12 |
2 | Come into View | 6:42 |
3 | No Deal | 7:15 |
4 | Too late | 5:17 |
5 | Within the Walls | 6:27 |
6 | Left behind | 6:14 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |