Reviews
Retrospective
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 22.09.2019 (alessa records) Gesamtspielzeit: 66:31 Internet: https://tobiashoffmannmusic.com/ http://www.alessarecords.at/jazz-art |
Der in Deutschland geborene und in Wien weilende Jazz-Saxofonist Tobias Hoffmann legt mit seinem Nonet eine Platte vor, die nicht ganz im Big Band-Format auftritt, aber auch über übliche Quartett- und Quintett-Formate hinausgeht. Und so entwickelt sich während der Laufzeit der CD eine spannende Atmosphäre, die zwischen diesen einzelnen Formaten Raum für besondere Kompositionsansätze gibt.
Und so sind zehn Kompositionen von Hoffmann entstanden, die vom Besonderen geprägt sind. Doch nicht allein die Kompositionen sind es, die glänzen, auch die Arrangements sind von beispielhafter Eleganz und leidenschaftlichem Feuer, und ebenso ist der Freiraum für die jeweiligen Solisten besonders hervorzuheben, den diese enthusiastisch nutzen.
Und so ist es gelungen, den arrangierten Jazz von Steifheit und jeglichen akademischen Anstrichs zu befreien. Freie Improvisationen bestimmen das Bild vieler Songs, und bringen mit teils kraftvollen und ausbrechenden Soli kräftige Farben ins Spiel, herrlich ist zum Beispiel das Solo der Bassklarinette auf “Procrastinator“ zu genießen, aber auch zum Schluss feuert Gitarrist Pawluk noch eine satte Salve ab.
Stilistisch höre ich klassischen Jazz mit anteiliger Verankerung in den Sechzigern, Funk- und Groove-Elemente der Siebziger und auch Anleihen an solche außergewöhnliche Big Bands, wie sie von Gil Evans geleitet wurden. Aber auch das Feuer der Formationen von Maynard Ferguson bricht mitunter durch. Dabei sind es diese unterschiedlichen musikalischen Ansätze, die das Besondere dieser Musik ausmachen. Zum Beispiel höre ich in Christopher Pawluk nicht den typischen Jazz-Gitarristen, sondern eher bringt er Fusion- und Rock-Anleihen mit ein und trägt damit zur abrundenden Gestaltung entscheidend bei.
Hervorzuheben ist auch die absolut locker aufspielende Rhythmus-Section, die der Musik dieses gewisse Fließen verleiht, dabei stets auf spontane Veränderungen reagierend. Und diese Veränderungen gibt es häufig inmitten vieler Songs, und das macht jeden davon recht spannend hinsichtlich des Hörgenusses. So wird hier so gar nichts langweilig, bleibt auf positive Weise unberechenbar und klingt oft verspielt und sehr frisch. Und gerade bei den schnellen Nummern wie “Who’s To Blame“ kommt das zum Tragen, gerade, weil sich hier noch der locker treibende Swing dazugesellt.
Trackliste
2 Happenstances (7:51)
3 Horns Alone (1:56)
4 Procrastinator (8:23)
5 Frühlingserwachen (6:53)
6 Propulsion (5:56)
7 Who’s To Blame (5:37)
8 Remembrance (7:54)
9 Venteto (9:04)
10 Am Ende des Tages (6:22)
Besetzung
Stefan Gottfried (alto saxophone)
Tobias Hoffmann (tenor saxophone & soprano saxophone)
Daniel Holzleitner (trombone)
Fabian Rucker (bass-clarinet & baritone saxophone)
Christopher Pawluk (guitar)
Philipp Nykrin (piano)
Andreas Waelti (bass)
Michael Prowaznik (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |