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Reviews

Fabian Rucker 5

Hypocritical Mass


Info

Musikrichtung: Jazz-Fusion

VÖ: 22.03.2019

(BMC)

Gesamtspielzeit: 77:11

Internet:

https://www.fabianrucker.com/
https://bmcrecords.hu/pages/frameset/index.php

Hypocritical Mass, so der Titel der neuen Platte des 1985 in Salzburg geborenen österreichischen Jazz-Saxofonisten Fabian Rucker. Doch nicht allein hat er die Platte eingespielt, als Fabian Rucker 5 tritt er im Quintett auf, um die im BMC Studio, Budapest eingespielte Musik vorzustellen.

Rucker wurde im Kindesalter bereits umfassend beeinflusst durch die Plattensammlung der Eltern, in der unter anderem Scheiben von den Beatles, von Pink Floyd, von Johann Sebastian Bach und Arvo Pärt als auch von Bob Dylan und Janis Joplin anzutreffen waren. Als Initialzündung zur Berufsausübung als Jazzmusiker soll die Platte “Charlie Parker Plays Standards“ Pate gestanden haben. Nun, mit Charlie Parker und dem Bebop hat die Musik der aktuellen Platte nun gar nichts mehr zu tun. Vielmehr trifft man auf eine energiegeladene und teils nervöse Ausprägung des Gedankens fusionierten Jazz‘.

Aber die Band verhält sich im eröffnenden Titelsong der Platte noch recht ruhig, dezent federnd und leichtgängig schwebt das Thema, getragen vom Saxofon, dahin und wird fein ziseliert von der Band unterstützt, sehr interessant ist bereits jetzt der Einsatz des Gitarristen Neuschmid, der wolkenhaft gestaltend wirkt, im Hintergrund. Man wird später noch mehr von ihm hören. “Phrenology“, „eine Lehre, die versuchte, geistige Eigenschaften und Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnarealen zuzuordnen“, ist an sich durchaus ein musikalischer Stimmungsausbruch in diesem Sinne, kann aber auch ein versteckter Hinweis auf Charlie Parker sein, der schließlich mit seinem “Ornithology“ auch ein wissenschaftliches Thema vorstellte. Und die Wildheit und Kühnheit des Bebop strahlt dieser Song in der Tat auch aus, allen voran Rucker,

“23:50“, nun erscheint Gitarrist Neuschmid mit seinem verzerrtem Spiel im Auftakt des Songs, jetzt ist der Jazz fusioniert, auch der Rhythmus geht in diese Richtung. Diese Art Musik kenne ich aus den Siebzigern, eine Form der Fusion, wie sie eigentlich speziell in Europa entwickelt wurde. Und so kann sich Neuschmid dann auch mit einem recht außergewöhnlichen und nicht gerade üblichen Gitarrensolo entfalten und den Titel entsprechend entscheidend mitgestalten.

Drei lange Titel über zehn Minuten Spieldauer lassen den Musikern darüber hinaus ohnehin viel Spielraum der Entfaltung, “Chant“ ist der erste, und sehr beeindruckend. So, und wieder Neuschmid als wichtiger Gestalter, versprüht die Einleitung eine meditative indisch geprägte Stimmung. “Chant“ bedeutet ja unter anderem auch Choral, und das passt zu diesem Song auch wirklich. Diese Atmosphäre trifft die Seele und wirkt sehr bewegend, man spürt Ruhe und Wärme, sofern man sich auf die Stimmung einlässt. Über dem begleitenden Rhythmus der Schlagzeugbesen verbreiten die einzelnen Solisten eine Art Feierlichkeit, die innehalten lässt.

“The Sun“ hält dieses aufrecht, aber auch “Mantra“ bleibt relativ ruhig, aber “C.L.“ fordert wieder und lässt den Song von einigen Nicht-Jazz-Liebhabern wahrscheinlich rasch in die Schublade Free Jazz gleiten. Dabei swingt es lediglich sehr heftig und eine weitere Annäherung an den Bebop ist vorgelegt worden. Insofern lässt sich feststellen, dass die Band in der Lage ist, verschiedene Gemütszustände treffend darzustellen, wer Aufregung und Ruhe benötigt, kann gleichermaßen bedient werden. Sogar vor dem Blues macht man nicht Halt, denn genau das ist die Einleitung vom Gitarristen Neuschmid zu “Mo“. In einem völlig anderen Gewand im Verhältnis der übrigen Songs schleppt sich der Song sehr gemächlich und cool dahin, fast schon mit einer Art Lethargie behaftet. Erst zum Schluss dreht die Band dann auf.

Mit “Remembrance And Surrender“ schließt sich der ungewöhnliche und abwechslungsreiche Reigen, der auf Einige möglicherweise verstörend wirken mag ob der gewissen Uneinheitlichkeit des Sounds. Eine klare Linie lässt sich nämlich eigentlich gar nicht erkennen. So mag es sein, dass verschiedene Interessenlagen angesprochen werden, so auch beim mir mit dem Favoriten “Chant“.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Hypocritical Mass (4:24)
2 Phrenology (6:32)
3 23:50 (9:21)
4 Chant (12:29)
5 The Sun (8:56)
6 Mantra (7:57)
7 C. L. (4:34)
8 Mo (11:52)
9 Remembrance And Surrender (10:29)

Besetzung

Fabian Rucker (saxophones)
Chris Neuschmid (guitars)
Philipp Nykrin (piano)
Andreas Waelti (double bass)
Andreas Lettner (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger