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Melanoia

Weidner/Dumoulin/Graupe/Terzic

Info Musikrichtung: Avantgarde/Jazz/Fusion VÖ: 14.06.2019 (BMC) Gesamtspielzeit: 53:36 Internet: http://dejanterzic.com/en/dejan-terzic.html https://bmcrecords.hu/pages/frameset/index.php

Nach der Gründung vor etwa acht Jahren legte die vom Schlagzeuger Dejan Terzic gegründete Band Melanoia im Jahre 2014 das Debüt-Album vor. Auf dem ungarischen Label BMC erscheint nun die aktuelle Platte der vier Musiker, aufgenommen zwischen dem 10. und 13. Januar 2018 im BMC Studio in Budapest.

Vier bekannte Musiker, die sich ihre Sporen bereits in verschiedenen Ensembles und im Zusammenspiel mit anderen wichtigen Künstlern verdient haben, zum Beispiel mit Enrico Rava, Albert Mangelsdorff, Rolf Kühn, Arve Henriksen oder Tyshawn Sorey. So erkennt und vermutet man sogleich, dass die Musik der Vier von etwas Besonderem geprägt sein muss. Und so erlebt man dann auch ungewöhnlich komplexe Kompositionen, vertrackte Arrangements und spontane Improvisation auf dem Boden etwas anderer Strukturen. Bis auf “MPO-3“ (Ronny Graupe) stammen alle Kompositionen von Dejan Terzic.

Schnell startet es mit “Schnell“, Keyboard und Schlagzeug treiben sich an, ein wenig skurril wirkt das, und schon nach gut 30 Sekunden verlangsamt sich das Tempo, um nach weiteren 30 Sekunden wieder anzuziehen. Allein dieser Auftakt lässt auf einen spannenden Verlauf der Musik schließen. Ab Minute Zwei verstummt es plötzlich und ein freies Feld öffnet sich für Improvisation, avantgardistisch wirkende Klangfetzen werden verbreitet, fliegen durch die Luft und scheinen sich zu verlieren, alle vier Musiker brechen in freies Spiel ein, Spuren von Free Jazz verbreiten sich, bis man dann wieder auf das Thema zurückgreift.

Und so pendelt die Musik zwischen den Polen zugänglicher Melodik und Abstraktion inklusive dissonanter Passagen, und dabei stets hohe Spannung erzeugend. Der Schlagzeuger Terzic ist dabei wesentlicher Gestalter, jedoch teilen sich letztlich alle Vier diese Aufgabe paritätisch. Denn ein wirklicher Solist oder Einzelgänger lässt sich nicht ausmachen in herkömmlichem Sinne. Eigentlich gestalten Weidner/Dumoulin/Graupe/Terzic gemeinsam, verzahnen ihre individuellen Sichtweisen geschickt und schaffen so einen Sound, der eine breite Palette von Klangfarben präsentiert und mit intellektuellem Anstrich gleichzeitig für unterhaltsames Hörvergnügen sorgt, trotz solch unterschiedlicher Ausprägungen zwischen Avantgarde, Minimalismus und Rock Jazz.

Wolfgang Giese