Reviews
At Home With Screamin’ Jay Hawkins
Info
Musikrichtung:
Blues / R&B
VÖ: 22.02.2019 (1958) Hoodoo Records (Epic) Gesamtspielzeit: 70:37 Internet: https://www.in-akustik.de/ |
Er weilte vom 18.Juli 1929 bis zum 12.Februar 2000 unter uns, der sehr ungewöhnliche Sänger Screamin' Jay Hawkins. Wer den Namen dieses auffälligen Künstlers schon einmal gehört hat, der wird auch seinen “Signature Song“ kennen, nämlich “I Put A Spell On You“, ein später oftmals gecoverter Titel. Dieser schräg wirkende Song mit der Melodieführung durch die Bläser wirkt durch den Gesang, der teils lachend, teils schreiend, und immer voller Inbrunst, total durchgeknallt und fast schon irre.
Hawkins ist einer Jener, die über das Besondere und Einzigartige verfügten. Ursprünglich wollte er Opernsänger werden und dieses lässt sich durchaus auch heraushören aus vielen Songs, diese Gabe, vollmundig und aus voller Brust und Kehle zu singen. (“If You Are But A Dream“) Aus der Opernsänger-Karriere wurde nichts, also widmete sich der Mann dem Blues und Rhythm & Blues. Und das war für alle Liebhaber dieser Musik sicher auch von Vorteil, denn solch individuelle Künstler sind selten genug.
Nicht nur durch seinen Gesang, sondern auch durch sein exzentrisches Äußeres fiel der Musiker auf, bunte Klamotten waren das Eine und die Bühnenshow das Andere, so war eines der Requisiten auch oft ein Sarg, der auch schon einmal brennen durfte. Totenschädel, pyrotechnische Effekte, seine Shows hätte ich gern einmal gesehen in den Fünfzigern. Und “I Put A Spell On You“ war es, das 1956 in seiner eigenen Zweitversion den Durchbruch brachte. Dieser Song wurde dann auch schließlich in die Liste “The Rock and Roll Hall of Fame’s 500 Songs that Shaped Rock and Roll“ aufgenommen.
Auf dieser auf 500 Exemplare limitierten CD wird das seinerzeit auf EPIC Records veröffentlichte Album At Home With Screamin‘ Jay Hawkins vorgestellt. Hier finden sich so manche skurrile Songs, zum Beispiel “Hong Kong“ im Walzerrhythmus, und Hawkins versucht knödelnder Weise chinesische Wortfetzen mit einzubeziehen, total verrückt, eigentlich muss ich hier sofort an den ebenso exzentrischen Spike Jones denken. Und offensichtlich scheint sich später auch Captain Beefheart etwas davon abgeschaut zu haben. Mit “Temptation“ wird es orientalisch und sogar ein Klassiker hat seinen Weg gefunden, “I Love Paris“, und ich frage mich hierbei, ist das ernst gemeint oder schon Persiflage? “Yellow Coat“ ist ein feiner Blues-Rocker mit starkem R & B-Feeling, der zu den „ernsthafteren“ Titeln zählt. Und so ist die Songreihenfolge eine wilde Mischung verschiedener Verrücktheiten und Stile, etwas, dass unterm Strich immensen Spaß bereitet.
Neben der Original-LP aus 1958 enthält diese remasterte CD 15 Bonustracks - einschließlich schwer zu findender Seiten, die zwischen 1956 und 1962 aufgenommen wurden, und ein repräsentatives Bild dieses Musikers darstellen, toll, wie man über diese Bandbreite staunen kann, Bluesfreunde werden zum Beispiel erneut bei “Not Anymore“ oder “Just Don’t Care“ verzückt sein.
Trackliste
2 Orange Colored Sky
3 Hong Kong
4 Temptation
5 I Love Paris
6 Swing Low, Sweet Chariot
7 Yellow Coat
8 Ol’ Man River
9 If You Are But A Dream
10 Take Me Back To My Boots And Saddle
11 Deep Purple
12 You Made Me Love You (I Didn’t Want To Do It)
13 Person To Person
14 Little Demon
15 Alligator Wine
16 Frenzy
17 There’s Something Wrong With You
18 You Ain’t Foolin’ Me
19 Darling Please Forgive Me
20 Please Try To Understand
21 Not Anymore
22 Ashes
23 The Past
24 Armpit # 6
25 I Hear Voices
26 Nitty Gritty
27 Just Don’t Care
Besetzung
#1-12:
Mickey Baker (guitar)
Al Lucas (bass)
Ernie Hayes (piano)
George Butcher (piano)
David “Panama” Francis (drums)
Sam “The Man” Taylor (tenor sax)
“Big” Al Sears (tenor sax)
Bud Johnson (baritone sax)
Leroy Kirkland (orchestra director)
Owen B. Masingill (orchestra director)
#13, 16:
Kenny Burrell (guitar)
Danny Perri (guitar)
Everett Barksdale (guitar)
Lloyd Trotman (bass)
Ernie Hayes (piano)
#20 & 21:
Mickey Baker (guitar)
George Duvivier (bass)
Sir Charles Thompson (piano)
Gordon “Specs” Powell (drums)
David Van Dyke (tenor sax)
#25 & 27:
The Chicken Hawks (backing vocals)
Teddy NcRae (orchestra director and arranger)
#26:
Pat Newborn (second vocals)
Russ Faith (orchestra director and arranger)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |