Reviews
Impromptus And Other Short Works
Info
Musikrichtung:
Jazz-Avantgarde
VÖ: 22.02.2019 (WhyPlayJazz) Gesamtspielzeit: 47:24 Internet: https://www.gebhard-ullmann.com/ https://whyplayjazz.de/ http://www.nuzzcom.com/ |
Darum geht es, laut einleitendem Text im inneren Klappcover: Eleven old and new Ullmann compositions are brought together in a concept album, a balancing act between Europe and America that blends modern jazz and contemporary compositional methods.
Gebhard Ullmann, geboren 1957, stammt aus Bad Godesberg. Neben einem Medizinstudium widmete er sich der Musik, lernte bei Herb Geller und Dave Liebman und arbeitete sowohl mit Jazz- als auch Blues-Musikern zusammen. Später folgten unterschiedliche Projekte unter Einbeziehung verschiedener Stilelemente, in kleinen und auch großen Formationen. Das Projekt Basement Research wurde 1993 gegründet und bis auf den Bassisten sind noch alle anderen Musiker mit dabei, nachdem das ursprüngliche Quartett, neu formiert, zu einem Quintett erweitert wurde.
Impromptus And Other Short Works ist das nun achte Album dieser Band. Impromptus, “aus dem Stehgreif”, das steht auch für die Musik dieser Platte. Kompositorische Basiselemente werden von der gesamten Band aufgegriffen und zu einem kollektiven Ganzen weiter entwickelt. Dabei entstehen ganz unterschiedliche Songs, ganz unterschiedliche Klangwelten. Stets geht es mir so, dass ständige Assoziationen purzeln. Die Einleitung zu “Gospel“ lässt mich unweigerlich an Albert Mangelsdorff denken, doch nach dieser kurzen Sequenz bin ich gedanklich bereits woanders, vielleicht bei Carla Bley und “Escalator Over The Hill“ oder auch bei Willem Breuker und seinem Kollektief.
Ganz besonders bewegend ist für mich “Impromptu #1“, und bereits die Eröffnung bereitet mir Gänsehaut. Hier fühle ich mich ganz tief in den Kosmos der Musik von Edward Vesala getaucht, und ganz besonders in dessen Platte “Nan Madol“. Gleichermaßen fließend und nordisch melancholisch-kühl wirkend, untermalt von Gerald Cleaver am Schlagzeug genauso, wie es Vesala ausführte, so treiben die gemeinsamen Melodienbögen der Bläser hin und erzeugen eine mystische und drohnenhafte Atmosphäre.
Und so geht es weiter mit anderen Songs, die mich erinnern an Musik von Albert Ayler, Archie Shepp oder das Art Ensemble Of Chicago. Doch es sind sicher keine Kopien aller jener Eigenarten der genannten Künstler, hier entwickeln sich die Songs ganz auf ihre Weise und dürften der an den Tag gelegten Spontaneität der fünf Musiker entsprungen sein. Das sind großartige kreative Momente, die mitunter sogar an ganz alten Jazz aus New Orleans erinnern oder in Augenblicken an Free Jazz sowohl der amerikanischen als auch der oft mehr avantgardistisch ausgeprägten europäischen Schule. Die von Ullmann im Anfangstext ausgeführte Absicht ist somit für mich in vollem Umfang erfolgreich umsetzt worden, mit dem Ergebnis eines der in letzter Zeit wohl interessantesten Veröffentlichungen des Jazz.
Trackliste
2 Twelve Tones - Impromptu #5 (5:07)
3 Impromptu #1 (5:16)
4 29 Shoes (4:45)
5 Kleine Figuren (3:12)
6 Lines - Impromptu #2 (4:43)
7 Shifting Tonalities - Impromptu #3 (6:09)
8 Air (2:31)
9 Sticks - Impromptu #4 (3:17)
10 For Jim - Impromptu #6 (4:35)
11 Almost Twenty-Eight (4:05)
Besetzung
Steve Swell (trombone)
Julian Argüelles (baritone saxophone)
Pascal Niggenkemper (double bass)
Gerald Cleaver (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |