Reviews
Vital Music
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 05.10.2018 (Challenge) Gesamtspielzeit: 68:13 Internet: https://www.facebook.com/mateusz.sobiechowski https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Und wieder einmal eine junge Band aus Polen, das wiederum interessanten Jazz verspricht. Der Leader, der Pianist Mateusz Sobiechowski, ist bereits recht aktiv in der polnischen Jazz-Szene. Mit seinem Quintett legt er nun das gemeinsame Debüt-Album Vital Music vor.
Bis auf das siebte Stück, komponiert von Bill Evans, stammen alle anderen vom Leader dieser Formation. Mit “Before Moonrise“ startet die Reihe an vitaler Musik. Vital, voller Lebenskraft, voller Leistungsfähigkeit, so soll sich also der Inhalt darstellen. So etwas kann man sicher auf unterschiedliche Art und Weise interpretieren, denn die Lebenskraft des ersten Titels ist recht ruhig und zurückgehalten, mit einer schwebenden und fliegenden Atmosphäre, weniger „typisch polnisch“ vielleicht, sondern sich eher am Sound einiger Platten des ECM-Labels aus den späten siebziger Jahren orientierend. Am lebendigsten wirkt hierbei der Bandleader selbst, sowohl der Gitarrist als auch der Saxofonist bleiben relativ zurückhaltend in ihrem Ausdruck.
Und so werden verschiedene Quellen im Laufe der Platte hörbar, jedoch kaum Einflüsse des Jazz der Fünfziger, eher schon aus den Sechzigern, dazu zeitgenössische Strömungen als auch Elemente aus der klassischen Musik. Letztlich ist es gelungen, einen modernen kammermusikalischen Jazz zu kreieren, der zumeist verhalten in der Stimmung ist, auch modal, jedoch nicht mitreißend und swingend. Nicht nur die bereits genannten Instrumente bieten sich solistisch an, so ist es zum Beispiel der Bassist, der ein feinfühliges Solo in “Lost In Tibet“ einbringt. Diese gewissermaßen vorhandene Kühle lässt die Musik dahinfließen, nicht stark fordernd, recht unterhaltend als Entspannungsgrundlage. Dann kann man sich den subtilen Elementen und feinen Nuancierungen bestens widmen.
Viel beschauliche Improvisation wird geboten, die Fremdkomposition, “Time Remembered“, fügt sich in die Gesamtstimmung ein, im Verhältnis zu Bill Evans wirkt diese Version jedoch relativ blass, gerade hinsichtlich der ausgeprägten Individualität von Evans und dessen swingende Versionen. Ein gutes Album, und wenn die Band so weitermacht, wird sich nach und nach mehr Reife und Entwicklung einstellen, vielleicht auch verbunden mit etwas mehr Wagnis in der Ausführung, der Titel “State Of Free Mind“ mag hier richtungsweisend sein, hier findet der größte Anteil vitalen Lebens statt.
Trackliste
2 Lost In Tibet (6:38)
3 Blessing (11:28)
4 Casual Song (7:52)
5 Interlude (1:22)
6 Wabi (7:46)
7 Time Remembered (6:12)
8 State Of Free Mind (9:55)
9 Global Warming (7:31)
Besetzung
Marcin Kaletka (tenor saxophone)
Szymon Mika (guitar)
Adam Tadel (double bass)
Grzegorz Palka (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |