Reviews

Sam Coulson

Electric Classical

Info Musikrichtung: Klassische Gitarre VÖ: 27.11.2015 (Cherry Red / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 24:04 Internet: http://www.samcoulson.com

Manchmal hilft Name Dropping nun überhaupt nicht. Dass Sam Coulson mittlerweile seit fünf Jahren Gitarrist von Aisa ist, hat zu Electric Classical so gut wie keine Verbindung. Es ist vielleicht bezeichnend, dass Coulson neben dem kurzzeitigen (1993) Gitarristen Keith More das einzige (Ex)-Mitglied von Aisa ist, das in der deutschen Wikipedia (Stand: 6. April 2018) keinen eigenen Artikel zu verzeichnen hat.

Wesentlich bezeichnender sind die Namen der Komponisten, die Coulson interpretiert. „Es handelt sich um zehn meiner liebsten klassischen Stücke,“ erklärt der Gitarrist, „die ich auf einer Reihe von Fender Stratocaster eingespielt habe.“ Neben den Genregrößen Bach und Beethoven finden sich vor allem spanische und italienische Komponisten auf dem Album.

Der Sound einer Stratocaster kommt natürlich erkennbar bissiger als die Streicher, mit denen man die klassischen Stücke kennt. Es ist aber erkennbar nicht die Absicht Coulsons die Stücke zu verrocken. Er benutzt sein Instrument, um die Intentionen der Komponisten zum Klingen zu bringen. Und das gelingt ihm erstaunlich gut. Selbst die Orchesteratmosphäre kann er imaginieren, da er sich oft mit mehreren Gitarren selbst begleitet. Bei „Recuerdos de la Alhambra“ hat man beim ersten Hören fast den Eindruck hier wären Trompeten mit im Spiel.

Ob man diese Interpretationen neben den „normalen“ braucht, ist ein andere Frage. Gut hörbar bleibt Electric Classical, das sich von der Länge her zwischen EP und LP bewegt, allemal.

Norbert von Fransecky