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Kraftwerk

3D - Der Katalog (DVD & Blu-ray)

Info Musikrichtung: Krautrock / Elektro-Pop VÖ: 26.05.2017 (Parlophone / Warner ) Gesamtspielzeit: 77:00

Acht offizielle Alben stehen in der Discographie von Kraftwerk - und die werden nun in unterschiedlichen Konfigurationen audio und visuell auf Viynl, CD/DVD und als Download wiederveröffentlicht. Uns liegt das DVD / Blu-ray Boxset vor.

Im Vorfeld wurde begeistert von den Auftritten der Elektro-Pioniere in den Tempeln der Hochkultur berichtet – darunter das MoMa in New York, die Londoner Tate Gallery, die Neue Nationalgalerie in Berlin und das Burgtheater in Wien. Das weckt Erwartungen, die auch vom Abdruck der insgesamt 13 Konzertorte auf der Rückseite des Boxsets wachgehalten werden.

Wer nun eine Live-DVD erwartet, wird bitterlich enttäuscht. Letztlich sieht man eine gute Stunde Videoclips zu einer Art Best of mit Kraftwerk Songs von Autobahn (1974) bis Tour de France (2003). Sollen das tatsächlich Live-Mitschnitte sein? Von der Musik her vorstellbar. Kraftwerk sind ja immer schon betont emotionsfrei gewesen, was in dem Auftritt als Roboter im gleichnamigen Video gipfelt. Improvisationen oder Publikumsanimationen sind da kaum zu erwarten. Aber es ist auch nicht ein Deut von Publikumsreaktionen zu erkennen.

Dazu passt die Pop-Art Optik. Animationsbilder mit scharf abgegrenzten Farbflächen ohne jeden Schattenwurf, jede Farbschattierung oder irgend eine Art von Übergang wirken wie frühe Videospiele. Gelegentlich sieht man die vier auf der Bühne und ein Publikum im Vordergrund. Dabei besteht das Publikum aus einer gleichmäßig schwarzen Fläche von Hinterköpfen, wie ein Scherenschnitt. Gelegentlich blitzen kleine blau leuchtende Flächen, Handydisplays, auf. Das wirkt eher nach Computeranimation, als nach echtem Publikum. Lediglich die Tour de France-Videos sind mit schwarz-weiß Filmen von der Tour hinterlegt.
Wem eine Videosammlung reicht, wird hier mit einer optisch gut zum Kraftwerk-Sound passenden DVD versorgt.

Die DVD / Blu-ray Kombination wirft allerdings massiv die Sinnfrage auf. Wer einen Blu-ray Player hat, braucht die DVD definitiv nicht. Wer noch beim DVD-Standard ist, kann dagegen mit der Blu-ray nichts anfangen. Die Kombination eines der beiden Formate mit einer Audio-CD wäre sicher sinniger gewesen. Wahrscheinlich ist es schlicht billiger beide Silberlinge in die Packung zu stecken, als zwei unterschiedliche Formate parallel zu veröffentlichen.

Negativ zu Buche schlägt, dass eine derartige Werksaufarbeitung ohne jeden Ansatz von Liner Notes erscheint. Ein Booklet wäre hier eigentlich unverzichtbar.

Norbert von Fransecky