Reviews
Too late to hate
Info
Musikrichtung:
Hard Rock
VÖ: 28.10.2016 (Lucifer’s Friend / Cherry Red / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 47:59 Internet: http://www.lucifersfriend.com |
Man kann ja mal ne Pause machen. Im Fall von Lucifer’s Friend hat sie 36 Jahre gedauert. Too late to hate ist das erste Studioalbum seit Mean Machine - und das fast in Originalbesetzung. Vorsichtshalber hat man die Fans Stück für Stück darauf vorbereitet.
2015 erschien mit dem sehr passenden Namen Awakening eine Sammlung von Neueinspielungen alter Klassiker, auf der bereits vier neue Stücke enthalten waren. Knapp ein Jahr später wurde ein Livedokument vom Sweden Rock Festival 2105 veröffentlicht, dem ersten Live-Auftritt der Band nach 28 Jahren.
Die exzellente Form, in der sich die Band in Schweden zeigte, und das Niveau der neuen Stücke lies einiges erhoffen. Too late to hate erfüllt diese Hoffnungen ziemlich durchgehend. Enttäuscht wird der sein, der die stark mit Bläsern arbeitenden Frühwerke der Band besonders schätzt. Besonders wohl dürften sich dagegen diejenigen fühlen, die die Nähen zu Uriah Heep und die Alben, die Sänger John Lawton mit den Briten zusammen eingespielt hat, besonders schätzen.
Auch Uriah Heep Fans, die den Weg „ihrer“ Band in Richtung Heavy Metal nicht mitgemacht haben, finden mit den „neuen“ Lucifer’s Friend eine viel versprechende Alternative. Hätten Uriah Heep nach Fallen Angel die Pop-Elemente wieder aus dem Programm geschmissen und sich stärker in Richtung Hard Rock und AOR entwickelt, wären sie möglicherweise nicht in den Conquest-Abgrund gestürzt, der die Band nahezu das Leben gekostet hat, sondern wären mit einem Album wie Too late to hate in die 80er gestartet, wo sie sich in einem Becken mit Acts wie Toto, Asia, Foreigner und Boston hätten tummeln können, um dort die Position des Hard Rock deutlicher zu bewahren, als es die genannten Acts getan haben.
„This Time“ hätte zum Beispiel 100%ig auf Innocent Victim gepasst. „I will be there“ entwickelt Heep in Richtung AOR weiter. „Demolition Man” ist krachender Hard Rock mit einem packenden Refrain und starken Solo-Passagen. Mit dem kraftvollen „When Children cry“ nehmen Lucifer’s Friend die Anti-Kriegs-Thematik auf und beweisen, dass sie auch Balladen können. Hier und immer wieder erweist sich die Stimme von John Lawton als ein echtes Pfund. Er ist einer der wenigen, die versuchen könnten, die Lücke zu füllen, die Ronnie James Dio hinterlassen hat. Dazu liefern ihm Lucifer’s Friend aber (noch) nicht die nötigen Kompositionen.
Weitere Highlights des Albums sind „Tell me why“, das schnellen Rock mit viel Melodiegefühl verbindet, und das groovende „Sea of Promises“ mit seinem drückenden Soli.
Trackliste
1 | Demolition Man | 4:16 |
2 | Jokers and Fools | 4:21 |
3 | When Children cry | 4:23 |
4 | Straight for the Heart | 3:20 |
5 | Tell me why | 4:08 |
6 | Don't talk to Strangers | 3:45 |
7 | I will be there | 4:00 |
8 | This Time | 5:04 |
9 | Tears | 4:19 |
10 | Sea of Promises | 4:53 |
11 | Brothers without a Name | 3:21 |
12 | When you're gone (Bonus Track) | 2:06 |
Besetzung
Peter Hesslein (Git, Keys)
Dieter Horns (B)
Jogi Wichmann (Keys)
Stephan Eggert (Dr, Perc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |