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Reviews

Amute

Bending time in waves


Info

Musikrichtung: Post Rock / Shoegaze / Electronica

VÖ: 5.02.2016

(Humpty Dumpty Records)

Internet:

http://www.amute.net/
https://amute.bandcamp.com

Amute ist das Signet, unter dem der Kanadier Jèrome Deuson seine Musik veröffentlicht. Bending my Time ist bereits sein sechste Album das er seit 2004 aufgenommen hat.

Die knapp 55 Minuten, die über acht Stüke verteilt sind, sind sehr schwierig zu beschreiben. Die ersten beiden Stücke gehen nahtlos ineinander über und bestehen aus einem irgendwie euphrischen elektronischen Sound mit melancholischer Unternote. Ich würde diese zehn Minuten mal als elektronischen Postrock beschreiben, eine Soundlawine in wundervollen, mächtigen Farben gespielt. Das dritte Stück “Stay as you are“ ist dann eine gewaltige Mischung aus Postrock und Shoegaze. Der melodische, raue Einstieg mit Postrockgitarre geht über in einen Wall of Sound aus gesampelten Streichern und Gitarrenwänden. Diese driften anschließend in ein elektronisches Dronegewand, welches von Schlagzeugbecken, elektrischen Sounds und Gitarrenklängen zurück in einen Postrockgitarrensound feinster Art führt. Anschließend verschmelzen die Postrockgitarren mit Stimme und Elektronik, um abschließend in schwelgerischen Keyboardsounds zu enden. Wer jetzt glaubt, ich hätte hier ein 20-Minuten-Stück beschrieben, täuscht sich. All das passiert in weniger als sieben Minuten.

“Solar Flames“ bietet fantastische Gitarreneffekte, die eine unglaubliche Atmosphäre bilden, auf denen sich der Gesang gut präsentieren kann. Die Gitarre wird bald durch ein Piano abgelöst, dann durch elektronische Streicher, bis schließlich alles atmosphärisch verschmilzt. Wer hier nicht an Talk Talk, This Mortal Coil oder ähnliche denkt, kennt diese Gruppen wahrscheinlich nicht.

Ein langsam pumpender elektronischer Bass leitet den Titeltrack ein. Darüber schieben sich atmosphärische, breite elektronisch erzeugte Streicher. Die gleitende Atmosphäre wird dann von einem treibenden Schlagzeug und elektronischen Streichern scheinbar gebrochen. Auch elektronische, dissonante Klänge überlagen die stetig weiter existierende und immer volumöser werdende Atmosphäre. Wall-of-Sound-Gitarren kommen hinzu. So entsteht ein scheinbares Monstrum, unter dem das Schöne jedoch immer weiter präsent ist und am Ende in Form einer Violine oder eines Cellos obsiegt. Nach diesem teilweise kakophonischen Stück beginnt “Peine Charge“ mit dunklen Keyboardsounds und atmosphärischn, wohl ebenfalls elektronischen Bläserklängen. Eine dunkle Keyboardmelodie bricht sich unter der anschwellenden elektronischen Soundlandschft seinen Weg und verschwindet. Einige Sounds hier erinnern an Peter Gabriel. Insgesamt ist es ein wahnsinnig intensives Kopfkino, welches anschließend in einem sanften Bass mündet, der abschließend mit sanfte, verhallenden Gitarren und elektronischen Sounds umspielt wird.

Dafür wird das Erwachen des März (“The Awaking of March“) wieder etwas dissonanter. Wildes Schlagzeugspiel im Hintergrund, darüber ein soischer Bass. Über diesem Grundgerüst liegt dann ein Wall of Sound aus Gitarren, Elektronik und Sounds. Bombastisch und trotz aller Dissonanz melodisch und gefangen nehmend.

Das Abschlussstück gibt sich dann sehr rockig und laut. Die Shoegazegitarren erklingen zwar in den Hintergrund gemischt, aber in vollem Umfang. Das Schlagzeug gibt sich manisch, fast rituell. Und der Sprechgesang ist fast aggressiv. Und trotzdem bleibt die Gesamtatmosphäre des Albums durchaus erhalten, denn das Stück fadet, nachdem es fast in Kakophonie versinkt, in den Anfangsklängen des Albums aus. Womit der Kreis dieses Albums geschlossen ist.

Das oben geschriebene ist der wohl misslungene Versuch meinerseits eine CD zu beschreiben, weil man diese CD nicht beschreiben kann. Ich denke, Bending time in waves ist das stärkste und innovativste Postrock-Album das ich in den letzten paar Jahren zu hören bekommen habe. Obwohl (oder weil?) es überwiegend instrumental ist, ist es unglaublich emotional. Die Musik der acht Stücke ist sehr vielfältig und tief. Ich denke man wird in diesem Sound immer wieder neue Facetten erkennen können. Freunde des gepflegten Postrock werden begeistert sein. Und ich hoffe, dass dieses aufwändige und nahezu perfekte Album seine Hörerschaft finden wird.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

1You´re free now!
2Internal Eternal
3Stay as you are
4Solar Flames
5Bending time in waves
6Peine Charge
7The awaking of march
8Moments
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger