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Reviews

Bach, J. S. (Nosrati, Sch.)

Die Kunst der Fuge


Info

Musikrichtung: Barock Klavier

VÖ: 04.09.2015

(Genuin / Note 1 / CD / AD 2015 / DDD / Best. Nr. GEN 15374)

Gesamtspielzeit: 85:31

GIPFELWERK

Ein bemerkenswertes Debut: Die 1989 in Bochum geborene Pianistin Schaghajegh Nosrati legt eine interpretatorisch bis ins Detail durchdachte und spieltechnisch wie klanglich ausgefeilte Aufnahme von J. S. Bachs kontrapunktischem Gipfelwerk Die Kunst der Fuge vor und spielt sich damit gleich in erste Liga von pianistischen Exegeten wie Evgeni Koroliov oder Grigory Sokolov.

Ihr Ansatz verbindet selbstverständlich die Klarheit der Struktur mit einer großen Delikatesse bei der Artikulation und Phrasierung. Bei ihr klingt Bachs wundersam komplexe Musik zugleich kontemplativ und poetisch, nicht zuletzt, weil sie mit großer, spannungvoller Ruhe musiziert. In jedem Moment lauscht sie dabei der Musik auf dem Klavier Farben und Stimmungen ab, die überhaupt nicht nach drögem Fugenwerk klingen. So erlebt man den großen Synthetiker Bach, der in diesem Spätwerk eine Art Über-Stil entwickelt, der zugleich spekulativ und zugänglich ist. Form- und Epochenbezeichnungen werden buchstäblich transzendiert, die Musik wirkt völlig zeitlos. Dies mag der Grund sein, weshalb das "neutrale" Klavier gerade bei dieser Musik angemessener erscheint als das barocke Cembalo.

Bemerkenswert auch, wie Nosrati die Idee, den ganzen Zyklus aus einem thematischen Kern zu entwickeln, durch eine übergreifende Dramaturgie präsent hält. Sie betont bei aller Verschiedenheit immer auch das Verbindende, so dass der Zyklus wie eine rieisge Suite erscheint, eine Art Riesenchaconne aus Fugen und Kanons. Die meditativen Rauschzustände, die das Publikum nach eigenem Bekunden bei konzertanten Aufführungen erlebte, kann man so auch zu Hause vor der Hifianlage erleben. Wenn dann die letzte Fuge plötzlich abbricht - Bach hinterließ den Zyklus unvollendet - dann ist das keine "Kapitulation" vor dem letzten Gipfel, sondern ein Ausblick aus der Höhe auf den Beginn des Zyklus: "Das 'Ur-Thema' der Kunst der Fuge, das aller Wahrscheinlichkeit als viertes Thema wiedereingeführt werden sollte, kommt nicht mehr zum Erklingen; in der Stille aber schwingt es mit - und was vorher in Tönen erklang, setzt sich fort als Idee." (Nosrati in ihrem lesenswerten Booklet-Beitrag.)



Georg Henkel

Besetzung

Schaghajegh Nosrati: Klavier
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger