Reviews
Quatorze Pièces de Menace
Info
Musikrichtung:
Dark/Ambient Jazz, Experimental
VÖ: 27.09.2013 (Denovali Records) Gesamtspielzeit: 73:42 Internet: http://www.facebook.com/dalecooperquartet http://dalecooperquartet.bandcamp.com |
Achtung, dieses Album ist gefährlich! Ehe man sich versieht, findet man sich in einer Welt des Zwielichts wieder. Die Sonne ist fast verschwunden. Die Umgebung, in der stets eine unheimlich Stille herrscht, scheint nur noch aus Nebel zu bestehen und hinter jeder Ecke könnte etwas Unheimliches lauern. Doch irgendwo ganz in Ferne, während man selbst durch von Blättern bedeckte Straßen tappt, flackert irgendwo ein wärmendes Licht...
Puh, das dritte Album von Dale Cooper & The Dictaphones ist ein unwirklicher Trip, der auf seltsame Weise unheimlich fasziniert. Bereits auf den beiden Vorgängern hat das Kollektiv aus Brest bewiesen, dass es meisterlich versteht einen düsteren Film vor dem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Doch Quatorze Pièces de Menace ist noch ein Stückchen faszinierender und einnehmender als sein direkter Vorgänger Métamanoir.
Dabei haben sich die musikalischen Mittel nicht wirklich verändert oder erweitert. Lediglich gesanglich präsentiert man sich ein wenig bunter - oder sagen wir unterschiedlich grau. So setzt zum Beispiel der ätherische Gesang von Alicia Merz von Birds of Passage einige Akzente. Ihr aufblitzender Charme lässt zum Beispiel das kurze „Calbombe camoufle Fretin“ als heimeligen und wärmenden Ort zum verweilen erscheinen. Ganz anders dagegen wirkt der verstärkt eingesetzte männliche Gegenpart. Das antreibende „L'escolier Serpent Éolipile“ kommt fast wie ein wüster Störfaktor rüber, es sorgt auf der anderen Seite aber für einen Kontrast, der die lange Platte so faszinierend macht. Mit „Nourrain Quinquet“ und „Céladon Bafre“ folgen noch weitere Stücke, die sich gesanglich irgendwo zwischen Beerdigungs-Jazz und New Wave bewegen.
Doch im Mittelpunkt stehen nach wie vor die ausgedehnten, bisweilen ziemlich sparsam - oder man sollte eher sagen bedächtig - instrumentierten Longtracks. Mit dem überlangen „Brosme en Dosvert“ hat man gleich einen über zwanzig Minuten verweilenden Brocken an den Anfang gesetzt, der es in sich hat. Mit „La Ventrée Rat de Cave“ und dem etwas rhythmischeren „Il Bamboche Empereurs“ folgen noch zwei weitere, die einen ähnlichen, fast quälend langsamen Ansatz verfolgen. Hier passiert üblicherweise nicht allzu viel. Doch wenn sich aus dem Dunst plötzlich Saxophonklänge erheben, lässt einen das (auf angenehme Weise) die Nackenhaare aufstellen.
Mit Quatorze Pièces de Menace bleibt die Welt um einen herum ein weiteres Mal rund 74 Minuten lang stehen. Das alleine ist schon ein Kunststück. Den Spagat aus Bedrückung und Gefährlichkeit auf der einen und absoluter Betörung auf der anderen schaffen nicht allzu viele Bands. Am ehesten noch ihre Kollegen vom Kilimanjaro Darkjazz Ensemble, die zuletzt mit From the stairwell ein ähnliches Kunstwerk erschafften.
Mario Karl
Trackliste
1 | Brosme en Dos-vert | 21:30 |
2 | Nourrain Quinquet | 8:16 |
3 | Calbombe camoufle Fretin | 3:43 |
4 | Oribus Sustente Lingue | 0:55 |
5 | L'escolier Serpent Éolipile | 2:35 |
6 | La Ventrée Rat De Cave | 9:43 |
7 | Il Bamboche Empereurs | 9:12 |
8 | Celadon Bafre | 3:06 |
9 | Ignescence Black-bass Recule | 7:03 |
10 | Mange Tanche | 2:17 |
11 | Lampyre Bonne Chère | 5:27 |
Besetzung
Christophe Mevel
Yannick Martin
Gäste:
Zalie Bellacicco
Gaëlle Kerrien
Ronan Mac Erlaine
Alicia Merz
Krystian Sarrau
Philippe Champion
Cyril Pansal
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |