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Gnadenkapelle

Mei hoidn - Zeen b’hoidn

Info Musikrichtung: Bayrischer Mundart-Rock VÖ: 10.08.2012 (MundarArt Ageh / BSC Music) Gesamtspielzeit: 57:32 Internet: http://www.gnadenkapelle.com

In der bayerischen Musikszene tummelt sich eine schiere Unzahl an Gruppen und Künstlern, die ganz ungeniert Mundart mit (teils) interessanter Musik verbinden und eben Lieder schreiben, wie ihnen das Maul gewachsen ist. Leider meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Mit der Gnadenkapelle aus Erding bei München schleicht sich eine weitere Band aus diesem Dunstkreis an.

Textlich bissig zeichnen sie ein ironisches Bild über die katholische Scheinheiligkeit, verlogene Heimatliebe, politischen Größenwahn und so mancher gescheiterter Existenz - und das mit der so typischen bayerischen Dickschädeligkeit und dem leichten Hang zum innewohnenden Revoluzzertum. Kein Wunder, dass ein eigensinniges Tier wie die letztes Jahr durch die Klatschspaltenden marschierende Kuh Yvonne eine eigene Würdigung fand („Yvonne, du wuide Kua“).

Musikalisch mag es die Gnadenkapelle gerne etwas bunter und so findet man in den Songs zwischen federnden Rhythmen und perlenden Gitarrensounds teilweise auch Bläser, mehrstimmigen Gesang und generell zahlreiche Einflüsse aus Rock, Funk, Reggae und ein klein bisschen einheimischer Volksmusik. Gerade rhythmisch ist das recht interessant, wo der Gesamtsound etwas bieder bleibt. Aber was den textlastigen Liedern immer etwas den Drive nimmt, ist der unspektakuläre Gesang, den man teilweise schon fast als Sprechgesang bezeichnen könnte. Gelegentliche Frauenstimmen sorgen aber auch für Abwechslung. Was bleibt, ist aber trotzdem eine gewisse Melodienarmut. Trotzdem gibt es einige angenehme Stücke, wie das atmosphärische „1-2-3-samkeit“, die Rock'n'Roll-Fürbitte „Subbamena“ oder auch das schmissige „Entschuldigung“, das von seinen Bläsersounds lebt.

Mei hoidn - Zeen b'hoidn ist sicherlich nichts für jedermann. Aber wer etwas für kritische Alltagsbeobachtungen übrig hat, der kann hier auf jeden Fall mal etwas genauer hinhören.

Mario Karl