Shemekia Copeland

Uncivil War


Info
Musikrichtung: Blues/R&B

VÖ: 23.10.2020

(Alligator Records)

Gesamtspielzeit: 46:26

Internet:

https://www.shemekiacopeland.com/
https://in-akustik.de/de/
http://www.alligator.com/


Nach "America's Child" aus dem Jahre 2018 legt die 1979 geborene Blues-Sängerin Shemekia Copeland mit der Platte Uncivil War nun nach. Auf dem Vorgänger gelang es der Künstlerin, Elemente aus Blues, Americana, Country, Rock und Soul zu einem gemeinsamen Sound zu vereinen.

Dieser Ansatz scheint auch nun wieder beabsichtigt worden zu sein, denn angesichts der verschiedenen Musiker aus anderen Stilrichtungen als des Blues sollte man davon ausgehen. Hierzu verweise ich insbesondere auf die aus dem Country und Bluegrass-Genre bekannten Musiker wie Jerry Douglas oder Sam Bush und als besondere Gäste die Gitarristen Steve Cropper (STAX) und Duane Eddy, den Gitarren-Veteranen.

Eingebettet in einen vielseitigen Sound bietet uns die vom Gitarristen Will Kimbrough produzierte Platte eine vielfältige Palette US-amerikanischer Musik, doch auf dem Boden des Blues werden diese Americana-Elemente entsprechend eingeflochten, sei es auf "Walk Until I Ride" der starke Gospel-Charakter, oder kraftvoller Rock mit "Money Makes You Ugly", hier mit dem neuen Blues-Star an der Gitarre, Christone "Kingfish" Ingram oder ein wenig New Orleans-Feeling auf "Dirty Saint". Nun, hier geht es schließlich auch um Dr. John, dem unter anderem diese Platte gewidmet ist. Weitere Widmungen gibt es für John Prine und für die Mutter, "to a hero still here".

Interessant ist es, der Coverversion eines bekannten Songs der Rolling Stones zu lauschen, "Under My Thumb" schleicht ganz cool und lasziv dahin und mit ihrer ausdrucksstarken Stimme bringt Shemekia ihren ganz eigenen emotionalen Stil hinein, und dazu prägt Kimbrough mit der angezerrten E-Gitarre den Song.

Textlich beschäftigt sich die Protagonistin mit einigen brisanten Themen, angefangen von der Sklaverei mit dem Song über das letzte Sklavenschiff, das Afrikaner in die Staaten brachte, die "Clotilda", ein Zweimastschoner, der mit bis zu 160 Sklaven an Bord im Juli 1860 in Mobile, Alabama festmachte. Ferner geht es in "Walk Before I Ride" um Rassismus, über wirtschaftliche Ungleichheit in der Bevölkerung ("Money Makes You Ugly") und um die Waffengesetze in den USA ("Apple Pie And A .45").

Auf "She Don't Wear Pink" kann Duane Eddy seine Twang-Guitar vorstellen, und Steve Cropper ist dann mit "In The Dark" an der Reihe, der dieser wunderschönen Ballade von Herman Parker und Don Robey seine Duftmarke verpasst. Dieses R&B/Soul-Feeling wird von Shemekia im Übrigen hervorragend emotional gesungen, hier ist sie voll in ihrem Element und bringt Blues und Soul gleichermassen zum kraftvollen Aufblühen, das ist absolut Gänsehaut erzeugend.

Mit dem "Love Song" ihres Vater Johnny entlässt und die Lady aus dieser überzeugenden Platte. Und so vertrete ich die Auffassung, dass Shemekia Copeland einen Schritt voran gegangen ist nach ihrer letzten Platte, denn hier wurden die einzelnen Zutaten noch besser als beim Vorgänger zu einem geschmeidigen Ganzen verarbeitet. Klar - wiederum kein reiner Blues, aber diese Modernisierung ist gelungen und öffnet das Interesse für den Blues hoffentlich einer größeren Musikliebhaber-Gemeinde, und auch puristische Blueser sollten mit Uncivil War einmal eine Ausnahme machen.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Clotilda's On Fire
2 Walk Until I Ride
3 Uncivil War
4 Money Makes You Ugly
5 Dirty Saint
6 Under My Thumb
7 Apple Pie and A .45
8 Give God The Blues
9 She Don't Wear Pink
10 No Heart At All
11 In The Dark
12 Love Song
Besetzung

Shemekia Copeland (vocals)
Will Kimbrough (guitar, background vocals)
Jason Isbell (lead guitar - #1)
Les Price (bass)
Pete Abbott (drums)
Jerry Douglas (lap steel guitar)
Lisa Oliver-Gray, Janelle Mean, The Orphan Brigade (background vocals)
Sam Bush (mandolin - #3)
Steve Conn (Hammond B3 organ)
Christone 'Kingfish' Ingram (lead guitar - #4)
Phil Madeira (organ)
Webb Wilder (guitar - #9)
Duane Eddy (guitar - #9)
Steve Cropper (guitar - #11)
The Shemekia Snappers (percussion -#6)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>