Amenra
Mass VI
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Puh, das muss man erst einmal verdauen. Die Belgier haben ja schon immer intensive Platten vorgelegt. Doch Mass VI ist meinem Vernehmen nach die Krone ihres Schaffens. Eine Messe aus Lärm, Verzweiflung, Wut, ja, und irgendwo findet man auch einen Hauch von Schönheit darin. Aber im Ganzen kommt das Hören des Albums einer Katharsis gleich. Man fühlt sich jedenfalls geläutert, wenn man es durch diesen 40-minütigen Trip schafft. Das ist auch durchaus so beabsichtigt und es wird einem auch klar, wenn man sich vor Augen hält, dass Texte und Musik religiösen Metaphern und einer Art von Gläubigkeit durchzogen sind.
Amenra spielen garstige Klagelieder. Verpackt in einen ungehobelten, wilden Sound zwischen Doom, Sludge und Postrock. Repetitive Riffs bestimmen das Bild, anklingende Melodien und feine Texturen drohen im massiven Klangwall unterzugehen. Über allem „thront“ der Gesang, der selten ebensolcher ist, sondern unheimliches, einer Folter gleichkommendes Geschrei. Hat man dieses aber erst einmal verdaut, fasziniert die Band mit ihren Stücken ungemein.
Amenra haben sich in den letzten fünf Jahren seit ihrer fünften Messe stark weiterentwickelt, allerdings ohne sich zu sehr von sich selbst zu entfernen. Die postrockigen, zurückgenommenen Parts kommen atmosphärischer, der klare, ruhige Gesang Colin H. Van Eeckhouts klingt wesentlich selbstsicherer, emotionaler und wird dementsprechend öfter und effektvoller eingesetzt. „A Solitary Reign“ wirkt gar wie ein schizophrener „Klargesang-Schrei-Kanon“, in der Mann um sich selbst kreist. Die Band zaubert mit irrlichternden Leadgitarren etwas, an dem man sich im lauten Getöse festkrallen kann. Wenn es nicht niederschmetternd heavy ist, dann wird man von einer angenehmen Melancholie umhüllt.
Jedes der vier überlangen Stücke – „Edelkroone“ und „Spijt“ sind lediglich (Spoken-Word-)Zwischenspiele – ist für sich genommen ein Highlight mit eigenem Charakter. „Children Of The Eye“ gefällt mit seinem Kontrast zwischen schwerem Doom und Melancholie, „Plus Près de Toi“ ist wie ein dunkler Strudel, bei dem Hörer seine Erlösung im laut aufbäumenden Ende findet, das bereits erwähnte „A Solitairy Reign“ startet bedächtig und entwickelt über anfangs postrockige Klänge eine starke Dynamik und das Ende „Diaken“ erklimmt am Ende weiter Stufen der Eindringlichkeit.
Am Ende kann man nur tief durchatmen und „Wow!“ sagen. Damit haben sich ihre Vorbilder und Labelchefs Neurosis und ihrem Fires Within Fires problemlos ausgestochen.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Children of the Eye | 9:41 |
2 |
Edelkroone | 0:23 |
3 |
Plus Près de Toi (Closer to You) | 8:40 |
4 |
Spijt | 1:59 |
5 |
A Solitary Reign | 9:04 |
6 |
Diaken | 11:04 |
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Besetzung |
Mathieu J. Vandekerckhove (Gitarre)
Colin H. Van Eeckhout (Gesang)
Bjorn J. Lebon (Schlagzeug)
Lennart Bossu (Gitarre)
Levy Seynaeve (Bass)
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