Jethro Tull
Stand Up, The Elevated Edition
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Zur kurzen Erinnerung: Jethro Tull, das ist die 1967 von Ian Anderson, Mick Abrahams, Glenn Cornick und Clive Bunker in Blackpool gegründeten Band. Der Name bezieht sich auf einen Herrn aus dem 18.Jahrhundert, der als Begründer der modernen Landwirtschaft gilt. In diese Zeit zurückversetzt scheint auch die Szenerie auf dem Cover der ersten Platte, “This Was“ zu sein. Dieses Album war noch in einem anderen Stil aufgenommen als die Nachfolger. Doch nun zu Stand Up.
Vielleicht hat die/der Eine oder Andere sie ja noch im Plattenschrank stehen, die Original-LP, auf der sich, wenn man das Klappcover öffnete, die ganze Band entgegenreckte, Stand Up eben. In verkleinerter Form ist dieses Gimmick, dieses Pop-up, in dieser Sonderausgabe, der Elevated Edition, noch einmal präsentiert worden.
Mit Stand Up veröffentlichte die britische Band im Jahre 1969 ihr zweites Soloalbum.
Der Vorgänger, das Debüt “This Was“ ist das einzige Album, dass mit dem Gitarristen Mick Abrahams eingespielt wurde. Sein Einfluss war ein recht bedeutender, und so war die Musik stark von Blues, Rhythm & Blues und Jazz beeinflusst. Streitigkeiten zwischen Ian Anderson und Abrahams führten dazu, dass der Gitarrist die Band verließ und schon wechselte sich mit Stand Up auch die musikalische Gangart, wollte Anderson doch mehr Folk in seinem Rock. Und so nahm er die Zügel in die Hand und bestimmte weitestgehend die weitere Richtung mit seinen Songs. Die freie Stelle als Gitarrist übernahm Martin (Lancelot) Barre.
Das Album war sehr erfolgreich und besetzte alsbald den Platz 1 der britischen Albumcharts und wurde später in den USA auch mit einer Goldauszeichnung bedacht!
Zwar sind noch Blues-Reste vorhanden, so auch auf “A New Day Yesterday“, aber auch stark folkige Züge werden präsentiert, zum Beispiel auf “Fat Man“ mit kraftvollem Einsatz der Mandoline. Der Star und schon eine Art Erkennungszeichen war natürlich das auf dem “Bourée in E-Minor“ von Johann Sebastian Bach basierende “Bouree“. Hier kommt auch das wieder am Jazzer Roland Kirk orientierte jazzige Flötenspiel zum Tragen, dieser Song ist schon ein echter Klassiker! (Kirk’s “Serenade To A Cuckoo“ wurde übrigens auf der ersten LP gecovert)
Die Platte enthält überhaupt einige hervorragende Songs, einer meiner ewigen Lieblinge wird “We Used To Know“ sein. Ansonsten gab es einige Neuausrichtungen, beispielsweise im Sound von "A New Day Yesterday" mit diesem speziellen Gitarreneffekt. Dabei soll das Mikrofon am Kabel während der Aufnahme kreisend bewegt worden sein. “Reason For Waiting“ besticht durch das Streicherarrangement und in “Jeffrey Goes To Leicester Square“ sehe ich bereits einen Vorboten für das, was nachfolgend von der Band abgeliefert werden sollte.
Nun wird dieses Album ganz neu präsentiert in dieser Sonderausgabe, als 2CD/1DVD-Set mit selten und bisher unveröffentlichter Musik sowie Live-Footage eines Konzerts in Schweden von 1969.
Das sind die Details:
– Original-Album mit Bonustracks (darunter eine bisher unveröffentlichte Version des Songs „Bourée“), in 5.1 Surround-Sound und Stereo von Steven Wilson remixt
– 96/24 Direktübertragung der Original Stereo-Mastertapes
– 96/24 Direktübertragung der originalen Mono- und Stereomixe von „Living In The Past“ und „Driving Song“
– Live-Video von einem Auftritt im Januar 1969
– Verpackung im inzwischen bekannten Buchformat mit einem 112-seitigen Booklet mit ausführlicher Historie des Albums, Track-By-Track-Anmerkungen von Ian Anderson sowie selten und nie gezeigte Fotos
– Das von James Grashow designte Pop-Up-Artwork des Originalalbums.
Auf CD1 befinden sich also Steven Wilson‘s neue Stereomixe des Original-Albums sowie eine ganze Reihe rarer Aufnahmen, darunter auch eine bisher unveröffentlichte Version des “Bourée“. Weitere Höhepunkte bieten einige Songs, die in den BBC-Studios aufgenommen wurden, sowie die Stereo-Single-Mixe von “Living In The Past“ und “Driving Song“.
CD2 präsentiert die Band live in Schweden, wo die Band den Support-Gig für Jimi Hendrix im Januar 1969 spielte. Nur wenige Wochen aufgenommen, nachdem Barre zu Band gestoßen war, enthielt das Repertoire des Konzert einige Songs aus dem Debüt-Album (“A Song For Jeffrey“ und “My Sunday Feeling“), aber auch zwei Songs, die auf Stand Up landen sollten: “Back To The Family“ und “Nothing Is Easy“. Die Disc wird abgerundet von den Mono-Single-Mixes von “Living In The Past“ und “Driving Song“, außerdem von zwei Radiospots, mit denen das Album angekündigt wurde.
Die DVD enthält Konzert-Ausschnitte, in denen Jethro Tull “To Be Sad Is A Mad Way To Be“ und “Back To The Family“ performen. Ebenfalls auf der Disc befinden sich Steven Wilson‘s Remix des Original-Albums in PCM-Stereo und im DD/DTS 5.1. Surround-Sound, eine hochaufgelöste 96/24-Übertragung der Original-Stereo-Mastertapes sowie die Direktübertragung der Original-Mono- und Stereomixes von “Living In The Past“ und “Driving Song“.
Soweit die Fakten und Daten.
Um es noch einmal zu erwähnen, bin ich kein Freund von neuen Mix-Orgien bekannter Platten.
Wenn man mit bestimmten Platten groß geworden ist, sind diese auf immer und ewig eingemeißelt, und genau so, wie man sie einst auf der Langspielplatte gehört hat. Wenn dann spätere Veröffentlichungen auf CD dem Bekannten weitestgehend entsprachen, dann konnte man zufrieden sein. Wenn man dann, es gibt hierzu einige Beispiele, Neubearbeitungen dazu führten, dass der Originaleindruck nicht mehr der Selbe war, dann war das zumindest ärgerlich. Und es mag ja durchaus für Hi-Fi-Fans und –Freaks eine Freude sein, die Musik nun in bestem Sound zu erleben, doch – bei mir zerstört es etwas, nämlich den ersten Eindruck. Und genau so ergeht es mir fast immer dann, wenn sich Steven Wilson erneut einen Klassiker nach dem anderen vornimmt und auch bei dieser Platte einen Sound erzeugt hat, der irgendwie weich und wattig klingt, aber nicht unbedingt wärmer, sondern eher klinisch und steril, und der Klang scheint durch den Raum zu fliegen. Mag ja sein, dass diese Remixe dem Klangempfinden des Herrn Wilson entsprechen, meinen jedenfalls nicht. Nun, es bleibt ja noch der Griff zur normalen Ausgabe, und die habe ich mir zum Vergleich herangezogen, die digital remasterte Ausgabe aus 2001. Diese hätte man freundlicherweise vielleicht auch noch dieser Ausgabe beifügen können.
Die Liveaufnahmen aus Stockholm werden mit den Worten von Anderson eingeleitet, dass das Equipment wohl nicht das Beste sei, man habe es sich ausborgen müssen. Doch, was gleich mit “My Sunday Feeling“ abgeht, das swingt unglaublich locker und die Musik ist voller Druck, ganz hervorragend ist dieses Konzert, mir springen Elan und Spielfreude entgegen und die Band ist in Höchstform!
Und zum Inhalt der DVD verweise ich auf die Angaben oben und unten, 2 Songs gibt es darüber hinaus zu hören und zu sehen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
CD1: Stereo Mixes by Steven Wilson
1 A New Day Yesterday
2 Jeffery Goes To Leicester Square
3 Bourée
4 Back To The Family
5 Look Into The Sun
6 Nothing Is Easy
7 Fat Man
8 We Used To Know
9 Reasons For Waiting
10 For A Thousand Mothers
11 Living In The Past
12 Driving Song
13 Bourée – Morgan Version* (bisher unveröffentlicht)
14 Living In The Past – Original 1969 Stereo Single Mix
15 Driving Song – Original 1969 Stereo Single Mix
16 A New Day Yesterday – BBC Sessions
17 Fat Man – BBC Sessions
18 Nothing Is Easy – BBC Sessions
19 Bourée – BBC Sessions
CD2: Live at The Stockholm Konserthuset (January 9, 1969)
1 Introduction
2 My Sunday Feeling
3 Martin’s Tune
4 To Be Sad Is A Mad Way To Be
5 Back To The Family
6 Dharma For One
7 Nothing Is Easy
8 A Song For Jeffery
9 To Be Sad Is A Mad Way To Be – first show version
10 Living In The Past – Original 1969 Mono Single Mix
11 Driving Song – Original 1969 Mono Single Mix
12 Stand Up Radio Spot #1
13 Stand Up Radio Spot #2
DVD: Audio and Video
Steven Wilson remixes in 96/24 PCM stereo and DD/DTS 5.1 surround
96/24 flat transfer of Stand Up original stereo master tapes from June 5, 1969
96/24 flat transfer of original mono and stereo mixes of “Living In The Past” and “Driving Song”
Video footage from Stockholm 1969: “To Be Sad Is A Mad Way To Be” and “Back To The Family”
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Besetzung |
Ian Anderson (vocals, flute, acoustic guitar, Hammond organ, piano, mandolin, balalaika, mouth organ)
Martin Lancelot Barre (electric guitar, flute -# 2, 9)
Glenn Cornick (bass guitar (all tracks except #5)
Clive Bunker (drums, percussion)
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