Pete McCann
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Seit etwa fünfundzwanzig Jahren ist Pete McCann eine feste Bank der New Yorker Szene, und hierzulande eigentlich noch immer unbekannt.
Der aus Wisconsin stammende Gitarrist ist mir erinnerlich von einem Projekt zu Ehren des Kollegen John McLaughlin, oder besser gesagt, dessen Band, dem Mahavishnu Orchestra.
“JM“ lautete sein Beitrag zur Platte “Mahavishnu Re-Defined - A Tribute To John McLaughlin & The Mahavishnu Orchestra“.
Seine aktuelle Platte, seine fünfte übrigens, enthält jedoch nur Spuren jenes berühmten Kollegen und seiner verschiedenen Bands, denn McCann pflegt seinen eigenen Stil. Dieser verweigert sich jedoch nicht diversen Einflüssen der Musikgeschichte. So fällt mir als erstes, auch was das Spiel des Gitarristen betrifft, eine gewisse Nähe zu Allan Holdsworth auf. Ja, dessen Stimmung trifft er oft, aber um sich gleichzeitig währenddessen wieder davon zu lösen und eigene Aspekte vehement einfließen lässt.
Ansonsten gibt es Annährungen an Jeff Beck, Bill Frisell und auch ein wenig John McLaughlin.
Doch weitestgehend ist die Musik dieses Albums nicht von entsprechendem Jazz Rock geprägt, sondern Mainstream Jazz mit Post-Bop-Anklängen über Fusion bis hin zu hartem Jazz Rock stellt das Gesamtbild dieser abwechslungsreichen Platte dar. Hervorzuheben ist neben dem brillanten Gitarrenspiel, das swingt und rockt und auf mitreißende Weise zum Zuhören zwingt, das kompositorische Element seiner Arbeit.
Mit einer leichtgängigen Eröffnung erinnert die Band mit “Kenny“ an den verstorbenen Trompeter Kenny Wheeler, hier ist die Musik noch sehr stark im Jazz verankert, besonders John O’Gallagher weiß mit seinem Einsatz am Saxofon zu überzeugen. Sehr gelungen ist das auch sehr jazzig gehaltene “Realm“, bisher hält man sich mit wilden Exkursionen in Richtung Rock sehr zurück. Hier swingt es erst einmal sehr beherzt und die nur sanft verstärkte Gitarre des Protagonisten perlt flüssig durch den Song, angetrieben in bester Hard Bop-Tradition von der Rhythmusgruppe. Und wieder ist es O’Gallagher, der kraftvoll und elastisch zupackt.
“To The Mountains“, hier noch einmal Ruhe, Ruhe vor dem Sturm, hier ist die gitarristische Nähe zu Bill Frisell recht deutlich, bis mit “Mustard“ dann doch der Zug in Richtung Jazz Rock mit einer Note Allan Holdsworth abfährt, gespickt mit einem tollen Solo am Rhodes, noch einmal swingt es dann sehr packend und elegant mit “Dyad Changes“, das Thema des Songs marschiert förmlich forsch dahin, und dann geschieht der Wandel hin zum rockigen Einsatz mit dem Stück “Bridge Scandal“.
Hier wird nun tatsächlich doch noch ein Feuerwerk entfacht, dass seine Wurzeln im Jazz Rock der Siebziger hat. McCann dreht nun auf, mit verzerrtem Klang treibt er mächtig voran über dem Rockrhythmus, der eine leichte Spur groovenden Funk aufweist. Dieses Stück sollte jeden Jazz-Rock-Fan begeistern, klingt es doch so gar nicht abgedroschen wie so manch Anderes an aktuellen Sounds aus dieser Ecke, und überdies weiß der Gitarrist mit einem sehr einfallsreichen Solo zu punkten, ja, das ist etwas, das einen aus dem Sessel heben kann.
Zum Schluss wird dann die akustische Gitarre ausgepackt, und sehr schwebend und fließend scheint “Mine Is Yours“ ohne Struktur dahinzutreiben. Diese Platte ist schwerpunktmäßig sicher kein Jazz Rock alter Schule, wie ich bereits anderweitig lesen konnte, sondern enthält Elemente in Form zweier Stücke, überwiegend ist es moderner Jazz, der sich zwischen Tradition und Moderne bewegt und in den Siebzigern kurz Zwischenstation im Jazz Rock-Lager machte.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Kenny (7:56)
2 Seventh Jar (7:09)
3 Realm (7:24)
4 To the Mountains (6:09)
5 Mustard (6:17)
6 Dyad Changes (5:13)
7 Numinous (4:52)
8 Bridge Scandal (5:39)
9 Rumble (5:39)
10 Mine Is Yours (5:47)
(all compositions by Pete McCann)
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Besetzung |
Pete McCann (electric and acoustic guitars)
John O’Gallagher (alto sax)
Henry Hey (piano, Rhodes and organ)
Matt Clohesy (acoustic and electric bass)
Mark Ferber (drums)
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