Christopher Dell dra
3rd Critique
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„Keiner ist wie Dell“. So startet die Einführung zu dieser Platte im Booklet. Ferner ist zu lesen, dass das technisch schier grenzenlos, klanglich hochdifferenzierte Vier-Schlegel-Spiel auf dem Vibraphon den Hörer durch eine Landschaft unvorhersehbarer Ereignisse treiben werde.
Das Vibraphon, eine Weiterentwicklung der Marimba, erschien in der Jazzszene bereits in den zwanziger Jahren, am meisten bekannt wurde es jedoch im Jahre 1930 durch Lionel Hampton. Milt Jackson und Gary Burton mögen als weitere wegweisende Musiker auf diesem Instrument gelten, tatsächlich gibt es jedoch eine Reihe anderer Künstler, die sich verewigten.
Gary Burton war es, der am ehesten in einen Zusammenhang gebracht wird mit dem Spiel auf vier Schlegeln. Dazu zählt auch dem am 17.September 1965 in Darmstadt geborene Christopher Dell.
Mit seinem aktuellen Trio bedient er eine neue Ausrichtung in der Sichtweise des Jazz, offensichtlich sich der Tradition bedienend. Denn die Art, wie diese Musik vorgetragen wird, wirkt auf gewisse Weise futuristisch, mit Tempo-und Rhythmus-Wechseln spielend, vorpreschend und zurücknehmend, abstrakt und manchmal humorvoll.
dra, dahinter stehen nicht nur die Nachnamen der Bandmitglieder, sondern es soll auch den Begriff “dynamic related action“ ausdrücken. Und dynamisch agiert die bereits schon sehr lange, etwa seit 16 Jahren zusammenarbeitende Formation allemal, und das an der Schnittstelle zwischen Jazz und Neuer Musik.
Vergleicht man die Musik der aktuellen Platte mit früheren Einspielungen, ich nenne exemplarisch einmal die Platte aus 1992, “Where We Belong“, dann wird der Unterschied schnell deutlich.
Seinerzeit auch schon ungewöhnlich und fordernd, war es für den Hörer leichter, der Musik zu folgen. Die hinsichtlich der Thematik sich noch zugänglicher darstellende Widmung an Bert Kaempfert, “The World We Knew“, erwies sich dann doch schon sehr abstrakt und fordernd.
Und nun wird noch einmal die Latte höher gelegt. Ständig ist die Musik im Fluss, immer entstehen neue Klangflächen, unerwartet, wie aus dem Nichts, finden sich die drei Musiker zusammen und lösen sich auch wieder. Mir fällt es schwer, die fünf einzelnen Stücke konkret auseinanderzuhalten und so wirken sie auf mich eher wie eine Suite in fünf Sätzen, von denen mir der fünfte dann am besten gefällt, “#153“ strahlt für mich die meiste Schönheit aus.
Ja, in der Tat, es scheint so – „Keiner ist wie Dell!"
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 #102 (16:07)
2 #100 (7:31)
3 #98 (5:49)
4 #99 (17:03)
5 #153 (6:10)
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Besetzung |
Christopher Dell (vibraphone)
Christian Ramond (bass)
Felix Astor (drums)
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