Godslave: Die meisten verbinden mit Status Quo die ausgelutschte Radiopisse!
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Ja, man glaubt es gar nicht so richtig. Aber Status Quo erleben unter Metalfreunden gerade eine Art Revival. Szeneblätter wie das Deaf Forever berichten ausgiebig über das Frühwerk der Briten. Ob der Retroboom daran schuld ist? Oder kommt man langsam darauf, dass „In the army now“ oder die glattgebügelten Song der späteren Jahre einfach nicht alles waren und es da mal eine recht lässige, harte Boogie-Band gab? Wie dem auch sei, die Saarlander Thrash-Metal-Band Godslave huldigten Status Quo jüngst mit einer Coverplatte namens Whatever we want!. Zwar sind es nur sechs Songs geworden; aber trotzdem. MAS klingelte bei Sänger Thomas „The Slavegrunter“ Pickard durch und fragte nach dem aktuellen Stand der Dinge.
Godslave, ich muss gestehen, euer Name ist etwas jungfräulich für mich. Aber euch gibt's schon ein paar Jahre. Ihr habt auch mal Slavery geheißen, soviel habe ich mitbekommen. Kannst Du Godslave kurz vorstellen?
Gerne doch. Godslave machen Thrash Metal! Uns ist es wichtig, dass der Spaß im Vordergrund steht, denn den wollen wir mit unseren Zuhörern und Live-mit-dem-Kopf-oder-wenn-es-sein-muss-nur-mit-dem-Fuß-Mittwacklern haben und zelebrieren. Das ist uns wichtig. Begonnen hat der Spaß unter dem Godslave-Banner 2008. Das angesprochene Slavery-Kapitel begann schon 1999, aber Bernie (Gitarrist Bernhard Lorig - Anm.d.Verf.) und ich wollten es ab 2007 auch mal richtig und in gut machen! (lacht)
Im Zusammenhang mit Godslave fallen immer wieder Namen wie Exodus oder Destruction. Sind das Vorbilder oder Bands an denen ihr Euch etwas orientiert?
Orientieren tun wir uns da nur sehr wenig. Bei jedem neuen Album gibt es natürlich eine Platte die wir uns gerne als Soundbeispiel nehmen. Aber diese wird natürlich nicht kopiert, es dient dann wirklich nur als Soundbeispiel für den Klang der Rille. Vorbilder... klar hat so jeder seine persönlichen Faves. Aber die sind genreübergreifend verteilt bei jedem, also könnte ich da jetzt wirklich keine Orientierung á la „wir müssen so klingen wie" festmachen. Wenn es Vergleiche mit Namen wie Exodus oder Destruction gibt, dann liegt das im Auge des Betrachters. Ich höre immer ich würde klingen wie Blitz von Overkill, was mich ja auch freut. Der häufigste Vergleich den wir unter die Nase gehalten bekommen ist der mit Kreator.
Ihr kommt aus dem Saarland. Das ist ja nicht gerade der Nabel der Welt. Gibt’s da eine besondere Metalszene oder denkt ihr etwas größer? Im Metal-Underground scheint ihr ja recht aktiv zu sein, wenn man sieht, dass ihr Splits mit Bands wie Impactor, Thrastanica und Torment Tool veröffentlicht hat.
Nicht zu vergessen Eradicator. Das Saarland hat tatsächlich eine anständige Szene! Bands wie Powerwolf oder auch Messenger kennt man ja auch. Und immerhin handelt es sich beim Saarland um den Mittelpunkt Europas. (lacht) Nee, im Ernst: Groß ist das Saarland nicht! Da bleibt einem nix anderes übrig als „größer zu denken“ und außerhalb zu spielen.
Wie kamt ihr auf die Idee eine Coverplatte aufzunehmen? In kreativer Hinsicht ist das ja eher weniger spannend.
Du solltest Bernie und mich sehen, wenn wir Quo hören, dann würdest Du‘s wissen! (lacht)
Warum fiel die Wahl gerade auf Status Quo? Ich verbinde den Namen eher mit Langweilern der Marke „In the army now“, glatt gebügelten Fernsehauftritten in den 90ern und Bierzelttingelei von ein paar älteren Herren, äußerst konservatives, spießiges Hörerklientel. Nicht gerade cool.
Ganz genau deshalb! Die meisten verbinden mit Quo die ausgelutschte Radiopisse, die noch nicht mal von Quo selbst ist. Bei „In The Army Now“, wie auch bei „Rockin All Over The World“ handelt es sich auch nur um Covers. Zieh dir mal ein paar echte Quo Sachen rein und du wirst das NIE WIEDER behaupten.
Diskografie | Bound by chains (2008)
Out of ashes (EP, 2008)
Thrashed (Split, 2009)
Thrashed Vol. II (Split, 2010)
Into the black (2011)
Thrashed Vol. III (Split, 2012)
Live (2013)
In Hell (2013)
Whatever we want! (Cover-EP, 2015) |
| War die Songauswahl schwierig, führte sie zu argen Diskussionen? Um warum nur sechs Songs?
Für die Anzahl der Songs wollten wir es klein halten, da es von vornherein als kleine EP gedacht war. Die Auswahl traf größtenteils der Bernie, da er der größte Quo-Fan von uns ist und es für ihn ein Traum war und er so seine Lieblingssongs vertonen durfte. Ich habe nur „Too Far Gone“ beigesteuert. Das ist mein liebster. Der Rest der Band… die haben’s halt eingespielt.
Wie bei AC/DC oder den Ramones haftet Status Quo immer wieder ein recht primitiver Ruf an, was ihre Musik betrifft, was die Herren selbst etwas veräppeln. Ich sage nur „auf der Suche nach dem vierten Akkord“. Ist den Sound der Band wirklich so einfach zu reproduzieren oder musstet ihr kräftig üben?
Also in der Theorie ist das tatsächlich recht einfach, aber: wir haben eine komplett entgegengesetzte Art und Weise zu spielen, was gerade die Gitarrenfront bemerkte. Die hatten schon Probleme mit einer komplett anderen Art ans Griffbrett ranzugehen. Auch ich musste mich beim Gesang umstellen. Also war es für uns auch rein spielerisch eine ganz andere Erfahrung.
Was habt ihr bei dem Projekt gelernt - nimmt man da für das eigene Musizieren mit?
Gelernt? Mitnehmen? Eher nein. Godslave bleibt Godslave! Wir haben es aus Spaß an der Freude gemacht. Diese Aktion wird den Godslave-Sound nicht verändern, keine Angst.
Das bringt mich gleich zur nächsten Frage: Ihr habt angekündigt im Frühjahr eine neue Platte zu veröffentlichen. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge und wie wird die klingen? Eine Fortführung von In Hell oder auf zu neuen Ufern?
Ja, sie ist auch schon soweit aufgenommen und befindet sich gerade im letzten Schliff. Wir sind mächtig stolz auf die Songs, die uns sehr viel Spaß machen. Eine Fortführung ist es nicht, würd ich sagen. Eher eine Mischung. Die Aggressivität von Into The Black gepaart mit der Melodiösität von In Hell. Ich freue mich schon richtig drauf das Teil auf die Leute loszulassen!
Wird es zukünftige Taten auch auf Vinyl geben? Das „schwarze Gold“ ist derzeit ja ein riesiges Thema - Goldgräbermentalität inklusive. Wobei ich den Hype nicht so verstehe. Wie steht ihr dazu?
Gerade Meyer (Gitarrist Michael Meyer - Anm.d.Verf.) und ich lieben Vinyl. Aber die Kosten sind recht hoch und dadurch, dass wie du selbst sagst, es gerade ein riesiges Thema ist, werden auch erst die großen Auflagen gepresst, so dass wir da eine ewig lange Wartezeit hätten. Wir haben für In Hell Vinyl gemacht, schön in grünem Vinyl. Erstmal die verkaufen.
Noch eine Abschlussfrage: Warum sollten unsere Leser gerade Godslave hören und was möchtest Du ihnen noch mit auf den Weg geben?
Ganz einfach: Scheiß auf die, die dir auf den Sack gehen! Scheiß auf das, was dir auf den Sack geht! Mach DEIN Ding, genieße DEINE Zeit! Zieh dich zurück in deine persönliche Greenzone und hör dabei was dir gefällt - natürlich Godslave. Wir bringen dir die nötige Aggressivität und Liebe gleichzeitig in den Gehörgang, streicheln dir über den Nacken während wir dir mit der Faust aufs Auge hauen. Außerdem sind wir echt coole Vögel und trinken gerne ein Bierchen mit Dir. (lacht)
Mario Karl
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