Pink Floyd
The Endless River
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Info |
Musikrichtung:
Psychedelic Rock / Art Rock
VÖ: 07.11.2014
(Parlaphone / EMI)
Gesamtspielzeit: 53:03
Internet:
http://www.pinkfloyd.com
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“Side 1 – Suite1, Tracks 1-3“
Eröffnet wird The endless River mit einer sphärischen Klangcollage aus Sounds und Stimmen sehr geheimnisvoll. Diese gehen in wunderschöne, an "Shine on your crazy Diamond" erinnernde Keyboardsounds über, die von einer elegischen, aber nicht aufdringlichen Gilmour-Gitarre begleitet werden. Der erste Track klingt wie eine Weiterberarbeitung von "Cluster 1" von The Division Bell, durch die großartigen Wright-Keyboards und den modernen Klang in Track 2 mit seinen hymnischen, sehr bekannt klingenden Keyboards kann man die komplette erste Suite durchaus als "Shine on your Crazy Diamond part 3" bezeichnen. Der zweite Track begegnet dem Hörer dann in sagenhafter Schönheit. Das schleppende, dem Blues entlehnte Schlagzeug, die elegischen Keyboardteppiche und darüber legt Gilmour so feingliedrige Gitarrenpassagen, wie man sie tatsächlich seit 1975 nicht mehr gehört hat. Der dritte Til dieser ersten Suite bringt dann einen sehr versöhnlichen Ausklang, nimmt Rückgriff auf jazzige Anklänge der 70er-Bandphase und rundet die perfekte Einstiegssuite ab.
“Side 2 – Suite 2, Tracks 4 -7"
Der Zweite Zyklus wartet mit psychedelischen Sounds auf, die an die ganz frühen Tage der Band erinnern. Ob man diese nun gar der Piper at the Gates-Zeit zuordnet oder den späteren experimentellen Phasen, ist eigentlich egal. Denn aus diesem Einstieg entsteht ein treibender, mit einem Schlagzeug das an "Time" erinnert, sehr moderner Rocksong mit elegischen Keyboards und einer starken Gitarre. Mit diesem Spacerockpart zeigen die alten Herren mancher jungen Band dieses Genres einmal kräftig die lange Nase.
Im zweiten Teil wird es dann wirklich überraschend. Denn wie bei dem Break in "Echoes" tauchen hier nun kreisende Gitarreneffekte auf, die von einem Schlagzeug geführt werden, das tatsächlich auf Masons Drumming bei A Saucerful of secrets oder/und Ummagumma aufsetzt. Mit Hilfe der heutigen Technik klingt das Ganze äußerst beeindruckend, ist jedoch leider sehr kurz. Dieser Part hätte gern dreimal so lang werden dürfen. Mit einer weinenden Gitarre, Keyboardstreichern und großem Synthbass mündet diese Suite im dritten Teil dann in einer kurzen dramatischen Sequenz, bevor diese starke Suite dann leider in dem wohl schwächsten Stück des Albums mündet. Der vierte Teil gefällt sich dann nämlich zusehr im 80er-Jahre like puckernden Rhythmus und großem Gefühl. Dabei gefällt die Pianospur, welche an "Us and Them" ebenso wie an "Inside Out" erinnert an sich sogar noch. Auch die Gitarre gefällt recht gut, jedoch überzuckern das dann eingesetzte Saxophone ebenso wie die Oboe das Ganze doch gehörig. Hier wäre etwas weniger definitiv mehr gewesen.
“Side 3 – Suite 3, Tracks 8 -14"
Die dritte (LP-)Seite startet mit einem schönen dunklen, jazzigen Piano. Sphärische Keyboardstreicher, ein sanfter aber treibender Bass und zurückgenommenes aber effektvolles Schlagzeug bestimmen den zweiten Teil, der einen etwas helleren Untergrund für die Gilmour-Gitarre gibt. Einen etwas dunkleren Keyboardteppich erhält Teil 3, über welchen sich dann auch wieder die Gitarren in ihrem unverwechselbaren Klang mit Verzerrung ergießen, um in den energiegeladenen nächsten Part zu laufen, der viele Referenzen an die Division Bell-Phase aufweist, aber durchaus auch ein wenig an z.B. "Run Like Hell" erinnert (ohne dessen Aggressivität zu haben). Dunkle Kirchenorgeln ziehen den Part nun wieder etwas in dunklere Sphären. Hier kann ein Richard Wright noch mal sein volles Können zeigen und vor allem sein Gefühl für große Atmosphären. Angeblich gehen Teile dieses Tracks auf 68er-Sessions zurück, so recht kann ich das in diesem Fall nicht erkennen. Anschließend wird wieder der treibende Sound aufgegriffen, um abschließend in kräftigen Klängen aus Piano, Keyboards und Gitarre zu münden, bei denen dann Mr. Stephen Hawking ein paar Sätze spricht, was den Kreis und die Nähe dieser sehr organischen Suite zu The Division Bell nochmals untermauert.
“Side 4 – Suite 4, Tracks 15 - 18"
Die letzte Suite startet mit flirrenden Sounds und einem schneidendem Cut. Dahinter liegen Wrights sphärischen Keyboardteppiche. Moderne Pink-Floyd-Dramatik, die vom Ansatz irgendwo zwischen The Wall und The Division Bell zu verorten ist. Vergleiche zu den Keyboardpassagen von "Terminal Frost" oder Wrights "Broken China" sind durchaus ebenso auszumachen. Die Stimmung schwankt zwischen dieser dunklen Dramatik und befriedenden Passagen aus Keyboard und Piano, bis sie in einem wunderschönen Gitarrenpart mündet. Dies erinnert mich an "Hey You" oder das wunderbare "Is there anybody out there", nur hier mit wuchtigen Keyboard- und Schlagzeugsounds, die an "Welcome to the machine" erinnern, unterlegt. Der nächste Teil, von perlenden akustischen Gitarren und einer typischen Gilmour-E-Gitarre unterlegt, bewegt sich dann im Division Bell-Umfeld und legt mit seinen Chören und dem dichten Soundteppich ganz großes, aber eben stilvolles Pathos vor. Diese ca. 10 Minuten, in denen die Band nahezu jegliches Register zieht (wie dann auch mit den Glocken und dem Entengequake im Fade-Out), bereiten den perfekten Weg zum Höhepunkt, auf den das ganze Album hinarbeitet: “Louder than Words“, das eben einzige Gesangsstück. Und auch hier bietet die Band noch mal alles, was (zu mindest die Gilmour-)Pink Floyd ausmacht(e): eine stimmungsvolle und geheimnisvolle Ballade, bedeutungsschwanger, mit wunderbaren Keyboardpassagen und perfekt gesetzten Gitarrensolos. “Louder than Words“ ist sicher nicht das beste Pink-Floyd-Stück, es ist noch nicht einmal das beste Stück des Albums, aber es muss sich sicher nicht im Pink-Floyd-Katalog verstecken. Und was das beste ist: endete The Division Bell zwar mit dem starken “High Hopes“, so hinterließ einen dieses jedoch in eher dunkler und trister Stimung. “Louder than Words“ hingegen gibt einer großen und bewegten Karriere nun den gebührenden und vor allem irgendwie versöhnlichen Abschluss.
Mir persönlich hat kein „neues“ Pink-Floyd-Album seit The Final Cut soviel Hörfreude auf Anhieb, aber auch auf Dauer geboten. Bis auf das doch etwas misslungene “Anisina“ kann ich nicht einen schwachen Ton auf dem Album erkennen. Hinzu kommt, dass man auch keinem dieser Stücke dieses „Bemühen unbedingt nach Pink Floyd klingen zu müssen“ anhört. Das war bei A Momentary Lapse of Reason sehr deutlich, bei The Division Bell noch teilweise zu hören. Insgesamt muss man die Phasen ein wenig differenzieren. Für die Einordnung des Albums darf man die Waters-Phase ab Animals bis The Final Cut nicht mit in die Bewertung einbeziehen. Im Kontext der reinen Gilmour-Phase ist The Endless River für mich das stärkste Album. Und in manchen Momenten kann es auch an Wish you were here oder andere Scheiben anknüpfen. Die einzige Frage die sich mir stellt ist, warum sie sich nicht (viel) früher mit diesem Material beschäftigt haben. Es war gut dem Katalog keine weiteren Alben wie Momentary oder Bell hinzuzufügen - aber wenn sich die Band weiter in die Richtung von The Endless River bewegt hätte, hätten sie sogar Ende des letzten Jahrtausends wieder den Zeitgeist getroffen.
Zusätzlich möchte ich noch auf den wirklich vorhandenen großen Richard-Wright-Anteil hinweisen. Lauscht man noch mal The Division Bell und vor allem auch Wrights zweiten und leider letzten Soloalbum Broken China, wird einem erst richtig bewusst wie viel von ihm darin steckt.
Bewertung:
Musik: 7,5
Text(e): 6
Produktion, Klang:10
Cover: 7,5
Gesamt: 15,5 (16)
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
I The endless River
Side 1
1 Things left unsaid (4:26)
2 It's what we do (6:18)
3 Ebb and Flow (1:55)
Side 2
4 Sum (4:48)
5 Skins (2:37)
6 Unsung (1:08)
7 Anisina (3:16)
Side 3
8 The lost Art of Conversation (1:43)
9 On Noodle Street (1:42)
10 Night Light (1:42)
11 Allons-Y (1) (1:58)
12 Autumn `68 (1:35)
13 Allons-Y (2) (1:32)
14 Talkin' Hawkin' (3:30)
Side 4
15 Calling (3:38)
16 Eyes to Pearls (1:51)
17 Surfacing (2:46)
18 Louder than Words (6:37)
II Audio-Visual (DVD-Bonus)
1 Anisina
2 Untitled
3 Evrika (a)
4 Nervana
5 Allons-Y
6 Evrika (b)
III Audio (DVD-Bonus)
1 TBS9
2 TBS14
3 Nervana |
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Besetzung |
Richard Wright (Keys)
David Gilmour (Git, B <2>, Voc <18>, Piano <6,7>, Back Voc <7,14,17>)
Nick Mason (Dr)
Bob Ezrin (Ad. Keys <1>, B <11,13,18>)
Damon Iddins (Ad.Keys <4,12>)
Anthony Moore (Keys <15>)
Andy Jackson (B <5,16>)
Guy Pratt (B <9,14>)
Gilad Atzmon (Sax <7>, Klarinette <7>)
Jon Carin (Synth <9,11,13>)
Durga McBroom (Back Voc <14,17,18>)
Louise Marshall (Back Voc <18>)
Sarah Brown (Back Voc <18>)
Stephen Hawking (Voc Sample <14>)
Escala (Streicher <18>)
Helen Nash
Honor Watson
Victoria Lyon
Chantal Leverton
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