Lotus Thief
Rervm
|
|
|
Puh, ein ganz schön schwerer Brocken, den das Duo Lotus Thief als Debütalbum der Welt entgegen wirft. Lotus Thief aus San Francisco, das sind Multiinstrumentalistin (Bass, Gitarre, Synthesizer) und Sängerin Bezaelith und Schlagzeuger Otrebor. Und diese machen es sich weder musikalisch und erst recht nicht textlich bzw. konzeptionell einfach. Auf Rervm beschäftigen sich die Musiker mit dem Werk De Rerum Natura des römischen Philosophen und Dichters Lukrez. Dieser thematisiert darin die Lage des Menschen in einem Universum ohne den Einfluss der Götter.
Dabei ist nicht nur das Konzept hinter dem Ganzen tiefgründig, sondern auch die Musik der Band selbst, die sich dem Hörer nicht so einfach erschließen mag. Lotus Thief spielen nämlich einen sehr eigenwilligen Sound, der sich aus vielen Quellen speist. Hier finden sich Elemente von düsterem Psychedelic Rock genauso wie postrockige Klangflächen. Die Härte des Metal trifft auf harmonischen Schönklang. Dabei klingt man auf der einen Seite ziemlich Shoegaze-mäßig introvertiert, nur um dann die Atmosphäre mit garstigen, regelrecht nach Black Metal klingenden Überfällen zu zerstören. Generell wird die Atmosphäre von einem deutlich okkulten Flair durchzogen.
Die Musik von Lotus Thief lebt dabei von den Extremen, was auf der einen Seite ziemlich spannend ist, auf der anderen aber den Zugang erschwert. Zwischen dem Doom-Sound von „Aeternvm“ und den Harmonien von „Lvx“ liegt eine große Distanz, die Lotus Thief allerdings geschickt überwinden. Dabei scheinen die einzelnen, stets überlangen Stücke gar nicht direkt als einzelne angelegt zu sein. Denn Rervm wirkt vor allem als Ganzes. Man hat es hier viel mehr mit sechs Kapiteln eines Buchs zu tun.
Zwischen diesen herrscht leider auch immer etwas Leerlauf. Oder sollte man es gedankliche Pausen nennen? Rervm ist ambitioniert und definitiv eine Herausforderung, die nach einer tieferen Beschäftigung verlangt. Es ist abzusehen, dass es hierfür nur ein kleines, dafür wohl auch umso leidenschaftlicheres Publikum geben dürfte. Dieses wird dann auch die Komplexität, den guten, warmen Sound, das instrumentale Können sowie den passenden Gesang zu schätzen wissen.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Aeternvm | 8:28 |
2 |
Miseras | 8:57 |
3 |
Discere Credas | 7:50 |
4 |
Lvx | 8:57 |
5 |
Discordia | 7:45 |
6 |
Mortalis | 6:58 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Bezaelith (Bass, Gitarre, Synthesizer, Gesang)
Otrebor (Schlagzeug)
|
|
|
|