|
|
Killfest 2014: Overkill, Prong, Enforcer und Darkology - im Stahl verbunden
|
Killfest - unter diesem prägnanten und äußerst treffenden Banner touren Overkill mit ein paar Begleitbands im Schlepptau seit einigen Jahren schon durch die Lande. Dabei wird stets darauf geachtet ein stimmiges Paket zusammen zu stellen. Viel versprechende Newcomer treffen dabei auf aufstrebende Hoffnungsträger und mindestens eine größere, sich auf dem Niveau des Gastgebers befindende. Dieses Mal sind die Amis Darkology, die Schweden Enforcer sowie die New Yorkers Buddies von Prong mit dabei. Dieses Paket konnte am Tag, an dem sich der Berliner Mauerfall zum 25. Mal jährte, eine stattliche Anzahl von Metalfans in den Nürnberger Hirsch locken. Viel dürfte nicht mehr gefehlt haben, bis man das Ausverkauft-Schild an die Tür hängen konnte. Daran ob es im Club zu frisch sein sollte, brauchte man sich spätestens als der Headliner die Bühne enterte kaum noch einen Gedanken verschwenden.
Doch bevor es so weit war, durften erst einmal jüngere Semester ran. Rund 25 Minuten durften die Texaner DARKOLOGY lärmen. Gegründet vor einer Dekade brachte man vor fünf Jahren sein Debüt Altered Reflections heraus. Seitdem war es ruhig im die Band. Darkology ließen ihren teils etwas sperrigen Powermetal-Sound auf die Headbanger los, der immer wieder Erinnerungen an Metal Church oder auch die letzten Ergüsse von Vicious Rumors hervor rief. Vor allem der knackige Gesang von Kelly Carpenter überzeugte. Das gesunde Maß an Härte schien den Leuten zu gefallen. Leider war das Songmaterial nicht besonders eingängig, so dass nicht allzu viel mehr als Höflichkeitsapplaus drin war. In der Kürze der Zeit brachte man als Verabschiedung aber das Black-Sabbath-Cover „Mob Rules“ unter, was gern in Empfang genommen wurde. In diesem Sinne jedenfalls ein guter Abschluss.
Die schwedischen Traditionsmetaller ENFORCER konnten bereits von Anfang an mehr Leute hinter sich scharen. So wie es aussah war sogar eine ganze Anzahl von Fans extra wegen ihnen angereist. Bereits mit den ersten Tönen des Openers „Mesmerized by fire“ gingen die ersten Reihen steil. Dem noch immer jugendlichen Charme der Band konnte man aber auch kaum wiederstehen. Zwar wirkte so manche Pose etwas einstudiert und das 80er-Retro-Erscheinungsbild mittlerweile etwas konstruiert. Den Jungs nimmt man aber auch zu jeder Sekunde ab, dass sie das lieben, was sie tun. Rund eine halbe Stunde gab man jedenfalls Vollgas und verschwendete keine Sekunde mit überflüssigen Mätzchen. Und am heutigen Abend schien man seine Songs noch ein bisschen flotter mehr als sonst rauszuhauen, was auch den härtesten Overkill-Fanatikern zu gefallen schien. Die Stimmung war bestens und die halbe Stunde verging dementsprechend wie im Flug. Das Ende mit Highlights wie „Run for your life“ und „Midnight Vice“ kam definitiv zu früh. Den lautstarken Applaus haben sich Enforcer jedenfalls verdient!
Setlist Enforcer:
Mesmerized by Fire
Live for the Night
Take Me Out of This Nightmare
Countess Bathory
Scream of the Savage
Bells of Hades
Death Rides This Night
Run for Your Life
Midnight Vice
Auf die folgenden Stehaufmännchen PRONG freuten sich auch so einige. Dachte man im Vorfeld vielleicht noch, dass der Dreier mittlerweile nicht mehr so geläufig sei, so sah man sich recht getäuscht. Denn der Hirsch war auch jetzt schon sehr voll und Prong wurden lautstark begrüßt. Offensichtlich stand so einigen der Sinn nach harschem Groove-Metal. Und so zeigt man ziemlich schnell, dass man es mit der härtesten Band des Tages zu tun hatte. Der Einstieg mit „For dear life“ war überraschend oldschoolig. Das folgende „Beg to differ“ nicht viel weniger. Der sorgte auch für so manche Wallung im Publikum, das ziemlich mitging. Nicht nur einmal bildete sich ein ansehnlicher Circle-Pit. Das lag zweifelsohne an der regelrechten „Best-Of-Setlist“, die man mit gnadenloser Präzision herunter ratterte. Es war absolut beeindruckend was Prong auf der Bühne nur mit drei Mann für einen radikalen Klangteppich zauberten. Der leicht melodiöse Anstricht der neuen Ruining Lives-Songs wich der massiven Brechstange. Mit Schlagzeuger Arturo Cruz und Bassist Jason Christopher hat Tommy Victor derzeit zwei Musiker in der Band, die genau das umsetzen, was der Prong-Sound braucht. Besonders der immer komplett durchdrehende Viersaiter gab der Mucke eine angenehm punkige Note, was die Hardcore-Vergangenheit der Band etwas unterstrich. Aber auch Cruz, dem das Wasser literweise den Rücken runter zu rinnen schien, beeindruckte hinter seinen Fellen. Obwohl Victor sehr auf ernst machte, konnte man ansehen, wie er den Zuspruch des Publikums genoss: Endlich mal ein voller Club - etwas das man auf der eigenen Headliner-Tour leider nicht immer zu Gesicht bekommt. Mit dem zu erwartenden Doppelschlag „Whose fist is this anyway?“ / „Snap your fingers, snap your neck“ vergingen auch diese 70 Minuten fast wie im Flug. Nach dieser Vorstellung brauchte man jedenfalls eine kurze Pause…
Setlist Prong:
For Dear Life
Beg To Differ
Unconditional
Eternal Heat
Lost And Found
Ruining Lives
Cut-Rate
Rude Awakening
Turnover
Carved Into Stone
Broken Peace
Another Worldly Device
Whose Fist Is This Anyway?
Snap Your Fingers, Snap Your Neck
Diese gestaltete sich aber angenehm kurz, bis die unkaputtbaren OVERKILL ihren Triumphzug starteten. „90 Minuten Vollgas“ schien die Parole dabei zu lauten. Es ist immer wieder erstaunlich welche Power und welches Durchhaltevermögen diese Band - trotz des Alters ihrer Musiker - immer wieder an den Tag legt. Kaum auf die Bühne gestellt geht es von 0 auf 100 und einer Sekunde. Euphorie pur - vom Anfang bis zum Ende. Dies übertrug sich natürlich auch sofort aufs Publikum, das die ersten Töne des brandneuen „Armorist“ begierig aufsaugte. Wie immer wählte der Fünfer ein gutes Mittelmaß zwischen alten und neuen Songs. So sprang man mit den ersten vier Songs zwischen 2014, 1985, 2012 und 1987 wild hin und her. Dass gerade die Bandhymne „Overkill“ und „Wrecking Crew“ für große Begeisterungsstürme sorgten, dürfte klar gewesen sein. Alte Fans freuten sich auch über den Oldie „End of the line“ und das heute etwas seltener gespielte „Under one“. Hier gab es nichts zu bekritteln. Wobei natürlich klar ist, dass man den Wünschen der Fans nie ganz entsprechen kann. Der eine oder andere hätte sich vielleicht eine Hymne wie „Bastard Nation“ oder „In union we stand“ anstatt einem Dampfhammer nach dem anderen gewünscht. Denn Overkill gönnten dem Genick keine Pause. Das Energielevel wurde beständig am oberen Limit gehalten. Was natürlich beeindruckend war, führte mit zunehmender Spielzeit zu leichten Ermüdungserscheinungen. Das lag vielleicht auch etwas am Sound, der an diesem Abend ziemlich laut und teilweise auch ziemlich lärmig war. Nicht wenige dürften ein starkes Klingeln in den Ohren mit nach Hause genommen haben. Trotzdem zeigten Overkill mit ihrem punkig angehauchtem Thrash-Metal mal wieder ordentlich wo der Hammer hängt. Davon kann sich so manch andere (auch junge) Band ein gehöriges Scheibchen abschneiden. Und für eines war das Quintett auch heute wieder gut: Dass gute Laune und gewalttätiger Sound bestens zusammen passen.
Setlist Overkill:
Armorist
Overkill
Electric Rattlesnake
Wrecking Crew
Black Daze
Rotten to the Core
Bring Me the Night
End of the Line
Long Time Dyin'
Under One
Pig
Hello From the Gutter
Ironbound
---
Bitter Pill
Elimination
Fuck You
Zusammenfassend war es ein richtig toller Konzertabend mit vier Bands, die bis zum Schluss ihr bestes gaben. Für rund 30 Euro Eintrittspreis bekam man jedenfalls jede Menge. So und nicht anders muss ein Konzertabend ausschauen!
Mario Karl
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|