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Statt Musik auf die Ohren Kunst auf die Augen: Rock'N'Roll Fever
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Rock'N'Roll Fever ist eigentlich kein normales Buch, sondern ein Ausstellungskatalog der gleichnamigen Kunstausstellung, die von September 2010 bis Januar 2011 im Caricatura Museum Frankfurt (Museum für Komische Kunst) und anschließend in der CARICATURA (Galerie für Komische Kunst, Kassel) bis Ende Mai 2011 zu sehen sein wird. Die malerische Kunst liefert dabei Guido Sieber (veröffentlichte bislang u. a. in Eulenspiegel, U-Comix, Schwermetall und Stern), der literarische Beitrag wird von Schriftsteller Franz Dobler bestritten. Im Vordergrund stehen dabei aber vor allem die 350 grafischen Werke von Sieber, die lockere Skizzen und malerische Karikaturen bieten.
Thematisch geht es um die Geschichte der Pop-Musik, beginnend vor etwa 100 Jahren: Nicht immer chronologisch und mit einem deutlichem Schwerpunkt in den 50ern und 60ern, geht es um Gospelsinger, Blues, Jazz, Country, den Beatles, Elvis, den Stones, Jimi Hendrix bis hin zu Michael Jackson - hier wird über heute noch populäre oder auch längst vergessene Musik und Musiker erzählt und gemalt. Neben Künstlern und Bands, die hier malerisch und skizzenhaft zeichnerisch verewigt wurden, wird aber auch die andere Seite der Bühne, nämlich die Seite des Hörers beleuchtet. Bilder wie "Fräulein Giselas Oberweite steigerte Onkel Richards Twisteuphorie", "Twistgitarre und Haarbomben" oder "Hausmeister Laubenpieper, Harley Davidson- und Countryfan" sind mehr Milieustudium als Musikerportrait und erinnern so zum Teil an die Stern-Cartoons von Gerhard Haderer.
Die Bilder sind bei Rock'N'Roll Fever Ausgangs-, Dreh- und Angelpunkt der begleitenden Worte, wobei gerade der Textbeitrag des 1,5 kg schweren und 257-seitigen Buches (bzw. Ausstellungskataloges) auf den ersten Blick etwas überfrachtet wirken mag. Doch wer zunächst meint, ein Bildband mit etwas weniger Schrift wäre passender gewesen, wird bei der Lektüre von Franz Doblers Texten eines besseren belehrt: die interessanten und unterhaltsamen Hintergrundinformationen, Anekdoten und Resümees sind nicht nur Beiwerk, sondern den dargestellten Bildern durchaus ebenbürtig.
Fazit: Auch ohne die Ausstellung in Frankfurt oder Kassel besucht zu haben, ist Rock'N'Roll Fever ein interessantes Buch. Ansonsten können auch in Berlin, München, Hamburg oder Tapfheim Kunst- und Musikinteressierte zugreifen, wenn man keine Gelegenheit hatte, die Ausstellung zu besuchen.
Jürgen Weber
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