Telemann, G. Ph. (Freiburger Braockorchester)
Tafelmusik (Gesamtaufnahme)
ES IST ANGERICHTET
Klassik zum Kochen, Klassik zum Kaffe oder Klassik zum Kuscheln - all das ist ja keine Erfindung unserer Tage. Funktional und ggf. auch multifunktional wurde Musik zu allen Zeiten eingesetzt und so darf man auch Georg Philipp Telemanns 1733 publizierte Sammlung "Musique de Table" begreifen. Denn zwar gliedern sich die drei Teile in jeweils sechs Abschnitte, die sich mit ihrem so unterschiedlichen Charakter und ihrer differerierenden Besetzung gut als Begeleitung zu einer entsprechenden Menüfolge denken lassen. Aber die Ouvertüren, Concerti, Quartette, Trios und Sonaten können selbstverständlich genau so gut für sich stehen. Und so kann sie der Kenner als höchst delikate Beispiele barocker Ensemblemusik goutieren, während sie ebenso gut auch heute noch eine unterhaltsame, angenehme und gefällige Kulisse für die festliche Tafel bilden können. Ihr Reichtum liegt in der beispielhaften Anwendung des "vermischten Stils", in dem Telemann so meisterhaft die Brücke schlug zwischen den Elementen der italienischen und französischen Musik und diese zugleich noch anreicherte um die prägenden Mittel des deutschen Barock.
Lange Zeit musste man sich dennoch mit schulmeisterlichen, anämischen Einspielungen dieser Musik herumplagen, die sie eher als trockene Beilage, denn als lukullischen Höhepunkt erleben ließen. Dass diese Zeiten nun endgültig der Vergangenheit angehören, verdankt sich der Neueinspielung durch das famose Freiburger Barockorchester. Hier wird alles gleichermaßen leicht und beschwingt "angerichtet", bleibt dabei jedoch musikalisch gehaltvoll. Weder zirpig, noch ruppig, sondern ausgewogen und uneitel gehen die Freiburger zu Werke. Der schmeichelnde, warme Ton, mit dem Karl und Susanne Kaiser den Flötenpart versehen, der viele der Stücke besonders prägt, vermeidet bei aller Virtuosität jede Aufdringlichkeit. Sehr schön gelingen das heikle Concerto für 2 Hörner und jenes für 3 Violinen. Die Ouvertüren atmen eher entspannte Heiterkeit als festlichen Pomp und die Deutung der kammermusikalischen Werke, vor allem der Trios und Sonaten, besticht durch ihre Konzentration und Intimität. Auf diese Weise geraten selbst vier Stunden Telemann äußerst kurzweilig und vielgestaltig. Die Box, die in moderner und doch geschmackvoller Aufmachung - einem Kochbuch nicht unähnlich - daherkommt, bietet somit nichts weniger als eine neue, sehr willkommene Referenzeinspielung.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
CD I
Ouvertüre e-moll
Quartett G-Dur
Concerto für Flöte, Violine und Cello A-Dur
CD II
Trio Es-Dur
Sonate für Flöte und Basso Continuo h-moll
Sinfonia (Conclusion) e-moll
Ouvertüre D-Dur
Quartett d-moll
CD III
Concerto für 3 Violinen F-Dur
Trio e-moll
Violinsonate A-Dur
Conclusion D-Dur
CD IV
Ouvertüre B-Dur
Quartett e-moll
Concerto für 2 Hörner und Streicher Es-Dur
Trio D-Dur
Oboensonate g-moll
Conclusion B-Dur |
|
|
|
|
Besetzung |
Freiburger Barockorchester
Petra Müllejans, Gottfried von der Goltz: Ltg
|
|
|
|