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Vic Chesnutt
Skitter on take-off
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Der exzentrische Songwriter Vic Chesnutt scheint gerade besonders mitteilungsbedürftig zu sein. Erst vor zwei Monaten veröffentlichte er das großartige At the cut (ein weiteres Mal mit A Silver Mount Zion als Begleitband) und wieder liegen neue Aufnahmen von ihm vor. Dabei zeigt es das krakelige Cover schon: Skitter on take-off ist wesentlich schlichter als seine letzte Veröffentlichung. Meistens gibt es ihn ganz pur, nur er alleine mit seiner Gitarre. Nur hin und wieder wird Vic ein wenig vom nicht viel weniger verschrobenen Jonathan Richman und seinem Schlagzeuger Tommy Larkin begleitet. Dadurch wirken seine einfachen Songs noch spröder als sonst.
Die Lieder wurden live aufgenommen und sie versprühen nicht selten einen recht spontanen Charakter, als seien sie gerade erst entstanden - was nicht unbedingt bedeutet, dass das Ganze unausgegoren wirkt. Aber anfangs scheinen die Lieder wie die hingeschluderte Ente auf dem Cover im Raum herumzutorkeln. Aber recht schnell entwickelt das Ganze seinen ganz eigenen Charme und die Emotionen und Stimmungen kommen noch direkter beim Hörer an. Und diese sind nicht gerade überschwänglich fröhlich. Mit kratziger Stimme trägt Vic Chesnutt wieder seine Selbsthasshymnen und schrägen Geschichten vor. Wenn er bei „My new life“ dramatisch „I am so lonely“ ins Mikro wimmert oder sich beim langen „Worst friend“ zerbrechlich und doch so kraftvoll als ebensolcher darstellt, weiß man erst, dass es doch ein recht weiter Weg bis nach ganz unten ist. Das macht Vic Chesnutt-Alben zum richtigen Soundtrack für melancholisches Schwelgen im Halbdunkel, bei dem man am Ende erkennt, dass es noch ganz andere Zweifler auf dieser Welt gibt.
Zwar ist Skitter on take-off ein recht kurzes Vergnügen, aber dafür auch wie gewohnt ein recht intensives. Auf seine Weise nimmt Vic Chesnutt eine Sonderstellung in seinem Genre ein. So rein und authentisch wie er sind nur wenige. Kein Wunder, dass er bei Kollegen wie seinem Mentor Michael Stipe (R.E.M.), den Smashing Pumpkins oder sogar Madonna so hoch im Kurs steht, dass sie einst ein Tributalbum mit seinen Songs aufnahmen. Ob bei einer Fortsetzung davon auch Songs von dieser Platte darauf landen würden? Gut möglich, denn Titel wie das beschwingte und schon fast an Tom Petty erinnernde „Society Sue“, das schon regelrecht luftige und leidenschaftliche „Rips in the fabric“, das bedrückende „Feast in the time of plague“, das verletzliche „My new life“ oder das bereits genannte „Worst friend“ sind allesamt auf ihre Art starke Stücke und Skitter on take-off ein weiteres tolles Album von Vic Chesnutt. Für den Einstieg in das Werk des Musikers vielleicht ein wenig schwer, ansonsten aber wieder empfehlenswert!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Feast in the Time of Plague | 3:54 |
2 |
Unpacking My Suitcase | 3:20 |
3 |
Dimples | 4:11 |
4 |
Rips in the Fabric | 6:03 |
5 |
Society Sue | 2:52 |
6 |
My New Life | 4:13 |
7 |
Dick Cheney | 3:20 |
8 |
Worst Friend | 7:49 |
9 |
Sewing Machine | 4:01 |
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Besetzung |
Vic Chesnutt (Vocals, Guitar)
Jonathan Richman (Guitar, Harmonium)
Tommy Larkin (Drums)
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