Musik an sich


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Ferdy Doernberg

...'till I run out of Road


Info
Musikrichtung: Songwriter

VÖ: 26.05.2006

(I.L.K. / Midas Twins Music / Just for Kicks)

Gesamtspielzeit: 68:04

Internet:

http://www.ferdydoernberg.de


Ferdy Doernberg ist mir das erste Mal als Keyboarder der extrem unterschätzten Prog-Metal Band Rough Silk untergekommen. Aber der Tausendsassa ist neben dieser Band bei den unterschiedlichsten Acts aktiv (gewesen): Axel Rudi Pell, Howard Carpendale, Sweet, Roland Grapow (Ex-Helloween), Jane, Jingo de Lunch, Accept, Freedom Call, Powergod, Traceelords... Wer die Liste noch um ein Mehrfachs ergänzen möchte, findet dazu reichlich Material auf Doernbergs Homepage.

Seine Heimat ist dabei eindeutig der melodisch progressive Power Metal. Davon aber ist auf …'till I run out of Road ebensowenig zu hören, wie auf dem Debüt Just a Piano and d Handfull of Dreams von 1995. (Sein Rockmusical Storyteller’s Rain, 2002 kenne ich leider nicht.)

Doernberg gibt den Songwriter – und das gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für die Texte. Da werden skurrile Geschichten erzählt (“A wellpayed Gig“). Es wird philopsophiert (”If today was the Beginning of the End of my Life”). Im Titelstück wird Doernberg autobiographisch. In deutlicher Spannung zur Leichtigkeit des Musik erzählt er von der Ermordung seiner jüdischen Eltern, der Flucht nach England und Kanada. Das schon so oft bedachte Thema gewinnt hier plötzlich ungeheuer an Präsenz – gerade weil man an dieser Stelle nicht damit rechnet. Bei ihm geht es aber nicht um Anklage oder Vergangenheitsbewältigung, sondern um die brennende Frage nach der Identität eines nicht-religiösen Juden, dessen Leben zwischen verschiedenen Staaten stattgefunden hat.

Hatte Doernberg auf seinem Solo-Debüt noch das Piano ins Zentrum gerückt, posiert er jetzt mit der Gitarre vor einem Auto, das man sich gut im amerikanischen Westen vorstellen kann. (Aufgenommen ist es wohl in der Umgebung Hannovers, wo die Scheibe eingespielt wurde.) Und ein Großteil der Tracks könnte seinen Ursprung auch an irgendeinem Lagerfeuer in der Prärie gehabt haben. Die Country-Anklänge sind zwar in einem rockigen bis rock’n’rolligen Gewand versteckt, aber unüberhörbar. Die Produktion ist - ohne übertrieben auf die Garage abzuzielen - nicht auf Hochglanz getunet.

…'till I run out of Road verliert sich aber nicht in betulicher Nachdenklichkeit. Immer wieder steigert sich das Album mit Feuereifer ins begeisterte Erzählen und präsentiert neben stimmungsvollen Sonnenuntergangshymnen (“Sarasota Sunset“) ebenso grandiose Mitgehnummern (“Deincarnation (Don't make me go back)“, die so zeitlos und genrefrei sind, das sie in fast jedem Sender in die Heavy Rotation passen würden.

Weitere Anspieltipps sind:
- der “Wellpayed Gig“, der folkig einsteigt, sich dann aber mit vielfachen Wandlungen mit wimmernder Slide Gitarre, Dobro und Drums bis zu einer verzerrten Stromgitarre steigert, die an Dire Straits “Money for Nothing“ erinnert.
- “Me - missing you“, eine treibende Rocknummer mit herrlichen Solopassagen, die sehr viel Gefühl und live Authentizität hat.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Squareneck - Birdcoastguard 1:09
2Life's too short for long Goodbyes 4:39
3Sarasota Sunset 4:40
4…'till I run out of Road 3:43
5Deincarnation (Don't make me go back) 4:52
6A wellpayed Gig 7:01
7Grace of Fire 5:07
8Driftwood 5:23
9If today was the Beginning of the End of my Life 4:11
10The Arth 4:39
11Me - missing you 3:11
12Theme from "Storyteller's Rain" 3:55
13Late at Night 3:40
14Marilyn Hayworth & Rita Monroe 4:50
15When we ruled the World 4:39
16One spanish Senorita … followed by a weird Slide on a greek Bouzouki 3:02
Besetzung

Ferdy Doernberg (Voc, Git, Keys, Dobro, Trompete, Mandoline, Banjo, Saz, Bouzouki, Ukelele)
André Hort (B)
Curt Doernberg (Dr)
Mike Terrana (Dr, Djembe <8>)
Gabi Palm (Didgeridoo, Rainmaker(?), Rubboard <6,12,16>)

Gäste:
John Wesley Harding (Voc <5>)
Jeff Kollman (Git <12>)



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