Musik an sich


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RAY WILSON & STILTSKIN - "She" live in Augsburg




Info
Künstler: Ray Wilson & Stiltskin

Zeit: 07.11.2006

Ort: Augsburg

Besucher: ca. 250

Internet:
http://www.raywilson.co.uk

Alle Anzeichen stehen auf ROCK! Nicht nur, dass in Radio und TV wieder verstärkt die verzerrte Gitarre geschwungen wird, auch im Hause Ray Wilson stehen knackige Riffs momentan wieder verstärkt im Kurs. Nachzuhören auf seiner aktuellen CD She, welche als Ray Wilson & Stiltskin (ganz offensichtlich nur aus Marketinggründen) in den Läden steht. Darauf zu finden ist zwölf Mal moderne Rockmusik die einfach Spaß macht. Diese Tour steht ganz im Zeichen von She und weiteren Eigengewächsen. Vorbei scheint die Zeit zu sein, in der Ray Wilson als wandelnde Genesis-Jukebox durch die Lande tingelte. Das Spectrum, Augsburgs schönster Live-Klub, ist zwar nicht zum Bersten gefüllt, es hat sich aber doch eine ansehnliche Masse versammelt, die Ray und seine Begleitband beklatschen wollen. Diese besteht heute aus den Gitarristen Ali Fergusson und Uwe Metzler (Mitkomponist des aktuellen Albums), Bassist Lawrie MacMillan und Schlagzeuger Asley MacMillan. Ein Keyboarder blieb außen vor.

Punkt 20.30 Uhr gehen die Saallichter aus und der sympathische Schotte und seine Band starten gemächlich mit dem alten Stiltskin-Gassenhauer „Sunshine & butterflies“ den gut zweistündigen Liederreigen. Mit „Sarah“ folgt eine weitere ruhige Nummer, bevor die Geschwindigkeit mit „Fly high“ erstmals angehoben wird. Ray Wilson wirkte bei den ersten Nummern durch seine zurückhaltende Art fast etwas gelangweilt. Ebenso das anwesende Publikum (aber das ist ja hier nichts unbedingt Neues). Aber vielleicht lag es auch daran, dass die neue CD und Linie von Ray noch nicht so viele Freunde gefunden hatte. Dies änderte sich aber spätestens vier Songs später mit dem allseits bekannten „Another day“ und der ebenso aktuellen wie tollen Single „Lemon yellow sun“. Nachdem jetzt Publikum und Band so langsam miteinander warm geworden sind, machte das Konzert auch richtig Spaß. Kein Wunder auch bei flotten Rocknummern wie „Wake up your mind“ oder „She“ und schönen Balladen wie „Goodbye Baby Blue“ oder „Constantly reminded“. Ständig wurde hier zwischen der akustischen und elektrischen Klampfe gewechselt. In der Mitte des Konzert gab es sogar ein kleines Akustikset bestehend aus „Rest in peace“, „Follow you, follow me“ (ach ja, doch noch einmal Genesis) und „Change“.

Uwe Metzler

Immer wieder lockerte Ray Wilson seinen Auftritt mit unterhaltsamen Geschichten auf und stellte damit seine Entertainerqualitäten unter Beweis. Denn der Herr hat nicht nur eine einfühlsame Gesangsstimme, sondern entpuppt sich immer wieder als fesselnder Erzähler. So erfuhr man diverse Episoden aus seiner Jungend und mit ehemaligen Musikerkollegen (z.B. Toilettenunfälle auf Open Airs, die Auswirkungen von bestimmten Liedern auf die sexuelle Erfüllung der Musiker). Sollte es mit dem Singen mal nicht mehr klappen, könnte er glatt Karriere als Stand Up-Comedian machen. Dass Herr Wilson nicht immer nur der Ruhige Einfühlsame ist, bewies er mit einer kurzen Ansprache zum gesellschaftspolitischen „Some of all my fears“. Ein harter Song beim der Chef am Anfang kurz zum Bass griff. Auch wenn das Stück auf Platte etwas langweilig wirkt, wurde es hier absolut intensiv und mitreißend dargeboten. Ein Highlight des Abends! Die stimmungstechnischen Höhepunkte folgten dagegen im Anschluss. Schon bei dem Anfangsriff von Stiltskin’s „Footsteps“ wurden kollektiv die Hände in die Luft gerissen und gejohlt, noch mehr beim übergroßen Klassiker „Inside“. Das wollten die Leute schon lange hören. Stimmung pur. Beides mit viel Drive gespielt.

Special Guest Maria

Dann verließ die Band die Bühne. Sollte es das schon gewesen sein? Natürlich nicht. Die obligatorische Pseudozugabe durfte natürlich nicht fehlen. Hierzu hat man sich für den Stadionkompatiblen Breitwandrocker „Fame“ (der Starsearch, DSDS usw. handelt) als „Special Guest“ die zukünftige Miss World zur Unterstützung eingeladen. Diese entpuppte sich dann als der in Schale geworfene Bassist Lawrie MacMillan. Lustige Idee. Damit hatte die Band die Lacher auf ihrer Seite. Nach „Wake up your mind“ und „Ghost“ sollte es dann aber endgültig Schluss sein. Damit war das Augsburger Publikum aber so gar nicht einverstanden. Ray Wilson und seine Mitstreiter wurden euphorisch beklatscht. Die Reaktionen gefielen Ray so gut, dass er noch einmal für ein paar Songs mit seiner Akustischen zurückkam um ein paar Genesisnummern zu spielen. Gute Entscheidung. Denn in dieser intimen Atmosphäre, er allein mit seiner Gitarre und aufs Nötigste reduzierte Songs, ist er einfach am besten. Mag er auch an diesem Abend als Rocker überzeugt haben, als Singer/Songwriter beweist er immer wieder seine wahre Stärke.

So ging auch dieser Konzertabend nach gut 140 Minuten zu Ende. Nach einem etwas trägen Start war es doch ein toller Auftritt. Wer ein entspannt rockendes Konzert erleben möchte ist bei Ray Wilson immer an der richtigen Adresse. Manche mögen sich vielleicht Fragen warum hier eigentlich nur über Ray und so wenig über seine Band geschrieben wurde. Ganz einfach, seine Mitstreiter sind zwar alles Spitzenmusiker, agierten aber stets ziemlich unauffällig im Hintergrund. Einzig Uwe Metzler trat bei seinen Soli manchmal etwas ins Rampenlicht. Nach dem Konzert gesellte sich Ray als nahbarer Musiker noch ein wenig zu seinen Fans und erfüllte so ziemlich jeden Autogrammwunsch. Unter anderem ließ er es sich nicht nehmen unseren Lesern einen kleinen schriftlichen Gruß auszurichten.



Setlist:
Sunshine & butterflies
Sarah
Fly high
Constantly reminded
Gypsy
Summer days
Another day
Lemon yellow sun
Show me the way
Rest in peace
Change
Follow you, follow me
Taking time
She
Adolescent breakdown
Goodbye baby blue
Magic train
Some of all my fears
Footsteps
Inside
---
Fame
Wake up your mind
Ghost
---
Lovers leap
Carpet crawlers
Shipwrecked


Mario Karl



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