Musik an sich


Reviews
Josh Turner

Long black train


Info
Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 14.10.2003

(MCA Nashville)

Internet:

www.joshturner.com


Nachdem die Flut der Veröffentlichungen zum Jahresende nun so langsam abebbt, tritt mit Josh Turner ein Newcomer in den Vordergrund, der mit seinem Debütalbum nochmal ein echtes Highlight des Jahres 2003 abliefert.

Countrypuristen aufgepasst, dieser junge Mann wird euch mit seiner Musik begeistern. Auf seinem Album Long black train überzeugt Josh Turner mit zeitlos schönem Traditional Country auf der ganzen Linie. Frisch und zeitgemäß aufbereitet lässt der satte Pure Country Sound beim Fan keine Wünsche offen. Eine Nashville Produktion, die völlig ohne kommerziellen Popeinschlag auskommt und die "echte" Country Musik ungebremst aufleben lässt, die dabei trotzdem modern, quicklebendig und mit viel Pepp rüberkommt.
Es ist unverkennbar, dass die Macher in Nashvilles Music Row endlich erkannt haben, dass die Fans wieder bodenständige, glaubwürdige Musik hören möchten, die zurück zu den Wurzeln führt. Und genau das ist bei dieser Produktion auf fantastische Weise umgesetzt worden. Wurde bisher immer ein Brad Paisley zurecht als der Retter des Traditional Country gefeiert kann man feststellen, dass er nun in Josh Turner einen schlagkräftigen Gehilfen im Kampf gegen den überzüchteten Country Pop gefunden hat.

Im einzelnen:

Nun also CD einlegen und sich von der ersten Minute an von dieser Musik fesseln lassen.
"Long black train", der Titelsong und erste Hitsingle aus dem Debütalbum, geht gleich runter wie Öl. Herrliche Instrumentierung mit Akustikgitarre, Banjo, Dobro, Fiddle und sattem Akustikbass, bei der sich Drums und E-Gitarre dezent zurückhalten, wodurch der wunderbar satte Akustiksound den Ton angiebt. Ein perfekter Country Song der seinesgleichen sucht und Puristen in Jubelausbrüche versetzen sollte. Was diesem Titel die Krone aufsetzt, ist allerdings der herausragende Gesang von Josh Turner. Was für eine klasse Stimme! Seine tiefe, warme Baritonstimme ist für die Country Musik nahezu geschaffen.
Man schaut schon zweimal auf die Coverfotos, denn so eine Stimme hätte man dem jungen Künstler nun wirklich nicht zugetraut.
Was nun folgt ist ein musikalisches Sahnebonbon nach dem anderen, da es aber den Rahmen sprengt auf jeden Titel einzeln einzugehen, seien hier stellvertretend nur ein paar Songs erwähnt.
"What it ain't" zündet ein Feuerwerk an guter Laune, unheimlich schwungvoller Pure Country, der die Füße nicht stillstehen lässt. Satt twangende E-Gitarren, temperamentvolle Fiddle, dynamische Steelguitarklänge und lockeres Honky Tonk Piano übernehmen hier die Vorherrschaft in einem Song, der sich mit eingängigem und mitreißendem Melodieverlauf zu einem richtigen Ohrwurm entwickelt. Was für ein druckvoller Sound und auch gesanglich wieder erstklassig umgesetzt.

Eine feine Countryballade präsentiert sich mit "I had one one time", sehr gefühlvoll interpretiert kommt die intensive Stimme von Josh Turner hier bestens zur Geltung. Musikalisch sehr schön dargeboten wird der Titel zusätzlich von zarten Streicher-Arrangements unterstützt.
Ein weiterer Knüller ist "Jacksonville". Wer diesen Titel gehört hat wird spätestens dann die CD in die Einkaufstüte packen. Perfekter kann man modern traditionelle Country Musik nicht mehr präsentieren. Der Midtempo-Song überzeugt zum einen durch seinen traumhaft schönen Melodieverlauf und der Leichtigkeit, zum anderen werden die Ohren hier mit feinsten Countryelementen verwöhnt.
Besonders hervorzuheben sind die herrlichen Harmonica Klänge, beigesteuert von Charlie McCoy, und das feine Mandolinen-Picking. Hier macht die Repeattaste am CD-Player endlich wieder einen richtigen Sinn.
Dass Josh Turner durchaus auch druckvoll angerockten Country beherrscht, zeigt der Titel "Backwoods boy". Mit energischem Sound geht es hier mit viel Drive kernig-rockig zur Sache, für den bodenständigen Countryklang zeigen sich besonders das spielfreudige Banjo und die kraftvolle Fiddle verantwortlich. Auch hier geht die ausdrucksstarke Baritonstimme von Josh Turner wieder richtig in den Bauch, ihm gelingt es hervorragend zu jedem Song das richtige Feeling einzubringen.
Sehr hörenswert auch der schwungvolle Track "You don't mess around with Jim", der einigen vielleicht noch aus dem früheren Debütalbum von Ty Herndon bekannt sein könnte. Traditioneller Country, bei dem auch Elemente aus Rhythm & Blues und Swing miteinfließen und dadurch eine überaus interessante Mischung entstehen lässt.

Ein überaus abwechslungsreiches Album, die sehr melodischen Titel kommen mal voller Temperament und Schwung, dann bei den Balladen wieder sehr gefühlsbetont und emotional rüber, auch musikalisch klingen die Songs immer etwas anders und alles andere als eintönig. Der volle Sound mit dem die Titel eingespielt sind, lässt jedem Country Fan den Puls höher schlagen und mit Josh Turner stellt sich ein Interpret vor, der seine Songs glaubhaft und überzeugend an den Zuhörer bringt.
Ein Sänger mit einer faszinierend eingängigen Stimme und hohem Wiedererkennungswert, dem man einfach unheimlich gerne zuhört.
Dass Josh Turner auch in Sachen Songwriting viel Talent mit einbringt, das zeigen Titel wie "Long black train" oder "Backwoods boy", die komplett aus seiner Feder stammen.
Nicht zuletzt die exzellenten Studiomusiker und das erfahrene Produzententeam Mark Wright und Frank Rogers, letzterer ja auch bei Brad Paisleys Alben als Produzent verantwortlich, sorgen mit ihrer Arbeit für einen abgerundeten, ungetrübten Countrygenuss.

Resümee:

Eine CD die Hand und Fuß hat, lebendige und tiefgehende Songs, ein Produktion die im Bereich Country zum Besten gehört, was dieses Genre im Jahr 2003 hervorgebracht hat. Wer dieses Album noch nicht in seiner Sammlung hat, sollte diese klaffende Lücke schnellstens schließen!



GeraldH



Trackliste
01. Long black train
02. In my dreams
03. What it ain't
04. I had one one time
05. Jacksonville
06. Backwoods boy
07. Unburn all our bridges
08. You don't mess around with Jim
09. She'll go on you
10. Good woman bad
11. The difference between a woman and a man
Besetzung

Drums: Shannon Forrest
Bass Guitar/ Upright Bass: Kevin "Swine" Grantt
Electric Guitar: Brent Rowan, Frank Rogers
Acoustic Guitar: Bryan Sutton, Brent Rowan, Pat McLaughlin
Banjo: Bryan Sutton
Piano: Steve Nathan
Pedabro: Mike Johnson
Fiddle, Mandolin: Aubrey Haynie
Steel Guitar: Steve Hinson, Paul Franklin
Dobro: Steve Hinson
Percussion: Eric Darken
Background Vocals: Wes Hightower, Russell Terrell, Melodie Crittenden, Liana Manis

Produzenten: Mark Wright, Frank Rogers


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