Beim Abspielen dieser CD können merkwürdige Dinge passieren. Die Haare legen sich von selbst zur Tolle. Die Nikes werden zu knöchelhohen Stiefeletten. Und um den Hals windet sich ein Lederschlips. Und es ist keine Rettung in Sicht. Denn den Undertones ist es auf ihrem Comeback-Album jede falsche oder überflüssige Note zu vermeiden, die den Bannstrahl ihres Punk’n’Rock’a’Billys in seiner Wirksamkeit schmälern könnte. Hier trifft jedes Riff ins Schwarze. Jeder Break sitzt an der richtigen Stelle. Und die Stücke haben genau die Länge, die ihre Faszination optimal nutzt ohne einmal den Punkt der Langeweile zu erreichen. (Einzige Ausnahme – Aber das ist dann schon Erbsenzählerei. – stellt dabei das unspektakuläre “Winter Sun“ da.
Ende der 70er ritten die fünf Britten unter den Gebrüdern O’Neill (beide Gitarre) und Sänger Fergal Sharkey (Landete später mit “You little Thief“ solo einen Riesenhit.) erfolgreich auf der New Wave. Höhepunkte der Karriere waren die Hitsingle “My perfect Cousin“ und der Auftritt in der Rockpalast-Rocknacht mit Roger Chapman, Black Uhuru und Mink de Ville. (Damals konnte ich den Undertones-Auftritt leider nicht sehen, da ich noch in der hannoverschen Eilenriedehalle das Lindeberg-Konzert genas. ) An diese frühen noch relativ unverpoppten Tage knüpfen die Briten jetzt erneut an. In ihre Punkgrundsuppe mixen sie sowohl alternativen Gitarrenrock, wie auch die Rotzigkeit des Rock’n’Rolls. Dabei vermeiden sie allerdings jede Anbiederung bei aktuellen Trends. Dem alternativen Aspekt geht sowohl die nölige Depressivität als auch jedes noisige Geschrammel ab. Und Rotzigkeit heißt bei ihnen nicht Schweinerock á la Gluecifer, sondern bedeutet eher Anleihen bei Psychobilly-Klängen.
Nie war ein Albumtitel so passend wie hier: Nimm die Undertones - und du bekommst, was du brauchst!
Anspieltipps: I need your Love the Way it used to be You can't say that Enough Joyland Shut down