Isses 'ne Rhapsody-Scheibe, oder nicht?? Aussen drauf steht Luca Turilli. Und es gibt tatsächlich Details, die man so bei der Hauptband noch nicht gehört hat. Aber auch der "Prophet" bleibt so nahe beim Berg, dass dieses Scheibe sicher problemlos als vollgültiger Rhapsody-Release akzeptiert würde.
Auf der Rhaposdy-EP "Rain of a Thousand Flames" im letzten Jahr schien mir der Silbersteif musikalischer Weiterentwicklung am Rhapsody-Horizont zu erscheinen. Die folgende CD hat diese Erwartungen leider nicht erfüllt. Möglicherweise ist diese Solo-CD die Scheibe, die ich nach der EP erwartet hatte.
Generell bleibt Turilli bei dem triumphalistischen Pathos, den man an seiner Hauptband liebt oder hasst. Der überbordende Bombast ist bei ihm jedoch zur auch dauerhaften Erträglichkeit reduziert. Das ergibt kompaktere und meist packendere Songs, die sich durch die Kompositionen und nicht die Produktion beweisen müssen - und das durch die Bank auch tun.
Die "Klassik"anleihen sind wie gewohnt vorhanden, aber auch hier gibt es Veränderungen. Turilli-Solo bedient sich stärker bei (Rock)Musical-artigen Klängen. Gleich die Auftakt-Chöre in den ersten beiden Tracks könnten ähnlich auch bei "Jesus Christ Suoerstar" oder "Hair" erscheinen.
"Rider of the astral Fire" ist im Prinzip eine typische Rhapsody-Nummer. Aber neben dem durchgehenden Abspecken erlaubt sich Turilli auch mehr Experimente unter anderem mit Panflöten-Klängen, die er sich in der südamerikanischen Folklore geborgt haben dürfte.
Das bleibt nicht die einzige Folklore-Anleihe. Eine Trantella ist ein "süditalienischer Volkstanz im raschen 6/8-Takt" und macht den Track 9 zu einem der besten und lebendigsten Turilli/Rhapsody-Tracks ever.
Echte Neuerungen sind die sehr ruhigen, fast elgischen Töne, die "Zaephyr Skies' Theme" völlig und "Timeless Oceans" zum Teil prägen. ZST könnte man sich als Soundtrack für die Schlussszene eines Filmes vorstellen, wenn sich die Kamera mit einer endlosen langsamen Fahrt vom Ort des Geschehens verabschiedet.
Im Gegensatz dazu steht mit "Demonheart" der wohl härteste Track, der bislang aus dem Rhapsody-Hafen ausgelaufen ist. Ganz Metal sorgen hier die Gitarren und Drums für die treibende Kraft - absolut Luftgitarren- und Headbangerkompatibel.
Für mich überzeugender als alles, was ich seit "Symphony of enchanted Lands" von den Italienern gehört habe - gleichzeitig die Weiterentwicklung auf die ich gehofft habe.
18 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
Bezugsquellen:
In den meisten CD Läden oder direkt hier online bestellen.