Vor genau 25 Jahren habe ich einen der kleinen aber wichtigen Siege meines Lebens errungen. Endlich akzeptierte meine Mutter einen Weihnachtswunschzettel, auf dem vor allem Buchstabenkombinationen standen, die ihr überhaupt nichts sagten: Sex Pistols, Mannfred Mann's Earth Band und eben Status Quo. Aufgrund dieser "absurden", aber akzeptierten, Wünsche stand ich dann selber an der Theke vom Boots-Plattenladen (R.I.P.) in Hannover und nahm die ersehnte neue Quo in Empfang, um sie zuhause sofort wieder abzugeben. 14 Tage später wurde das Meisterwerk unter dem grünen Baum feierlich wieder dem Papier entnommen, in das meine Mutter es sorgfältig verpackt hatte.
Damals war eine neue Platte noch etwas so Rares, dass man die Enttäuschung etwas Minderwertiges erhalten zu haben, niemals ertragen hätte. So wurde auch "Rockin' all over the World" in den höchsten Tönen gelobt - der Kritik mancher Freunde zum Trotz. Dennoch: Es lies sich kaum verleugnen, dass das neue Vinyl erschreckend schnell aus meiner privaten Heavy Rotation verschwand. "Zu poppig" war damals ein absolut vernichtendes Urteil - und im Vergleich mit den Vorläufern, insbesondere der Live-Doppel-LP, auch nur zu berechtigt. Status Quo verschwanden im privaten Ranking im Niemandsland zwischen Rock und Pop, bis ich mit verklingender Pubertät in der Lage war einzusehen, dass gerade die Pop-Quo-Stücke von "Rockin' all over..." bis "What you're proposing" oft einen äußerst positiven Charme haben, und sowohl ins Ohr, wie ins Bein gehen.
Nun gibt es also wieder etwas Neues von den alten Briten. Und es wird von allen Seiten als eine Art Wiederauferstehung beklatscht. Grund genug neugierig zu sein, auch wenn "Heavy Traffic" natürlich mit erheblich weniger zitternden Händen aufgelegt wurde, als sein nun 25 Jahre alter großer Bruder. Und alsbald ist klar. Die Reise zurück führt nicht in die Zeit vor der Live-LP, sondern zielt ziemlich genau auf die Pop-Quos. Und im Blick auf dieses Ziel kann man gerne sagen: Operation gelungen. Patient noch nicht tot.
"Heavy Traffic" strahlt die gleiche ausgelassene Fröhlichkeit aus, wie die Scheiben kurz vor und kurz nach 1980. Zwar enthält die Scheibe auch unter poppigen Kriterien betrachtet nichts, was sich mit den Chartbreakern der Vergangenheit messen kann. Es ist "nur" eine flott eingespielte Platte, die reichlich jugendliches Flair ausstrahlt. Und das kann man heute leider nur von sehr wenigen Scheiben sagen. Und vor allem: Status Quo - Nomen bleibt natürlich Omen. Man hört die seit Ewigkeiten gleichen Riffs und sieht sofort wieder die älteste Boy Group der Welt, wie sie mit weit gegrätschten Beinen und tief gehängten Gitarren in b-movie-Choreographie auf der Bühne steht, um ihre Tracks mit der Präzision und Abwechslung eines Viertakters in die Welt blasen.
Viel Zuverlässigkeit, wenig Aufregung und reichlich Spaß: Wem das reicht (Mir tut es das im Moment.), der sollte ruhig mal wieder zugreifen.
14 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
www.statusquo.co.uk
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