Man mag es schon vernommen haben. Die Stones sind wieder in aller Munde. Mit neuem (etwas fragwürdigem) Best-Of-Album, Tour und den Rereleases der frühen Alben. Ich will mich - als Anhänger der post-71-Theorie - letzteren widmen. (Die Theorie besagt, daß alles, was nach Exile On Main St. von den Stones kam, bis auf wenigste Ausnahmen niemals mit den älteren Sachen mithalten kann)
Man zählt beinahe zwei Dutzend Wiederveröffentlichungen und es ist klar, daß man nicht alle haben kann. Aber: nicht Sonys SBM Technologie wurde zur Remasterung angewendet sondern eine neue: DSD. Diese stammt eigentlich vom SACD-Encoding (die neuen CDs sind teilweise Hybriden: zwei Layers mit jeweils CD und SACD) und, was man kaum glauben mag: Man hört den Unterschied. Oft nämlich war es in der Vergangenheit so, daß zwar geringfügige Verbesserungen (manchmal mehr, manchmal weniger) erzielt wurden, aber DSD ist nothing short of a revolution.
Anfangs skeptisch, habe ich mir wirklich die Neuausgaben zu meinen Lieblings-Stones-CDs gekauft, einfach weil es so wunderbar klingt. Man kann es kaum erklären, aber in Einzelfällen meint man, Keith sitzt einem gegenüber, so klar und plastisch klingen die Aufnahmen.
Lobeshymnen erklingen von allen Seiten und ich will die Gelegenheit auch nutzen, einige Empfehlungen für Stones-Alben auszusprechen. Leider gibt es die beiden letzten guten Platten ("Sticky Fingers", "Exile") noch nicht remastert, weil sie unter einem anderen Label erschienen, aber was nicht ist...
Aus der Frühphase gibt es vor allem drei Platten, die einem dringend ans Herz gelegt werden sollten: "Beggars Banquet", vielleicht das allerbeste Stones-Album und "Let it Bleed". Dazu, um die ganzen früheren Songs im Regal zu haben: "The Singles Collection: The London Years", eine 3-CD-Box mit allen Singles von "Come On" bis "Brown Sugar"...auf den CDs finden sich überhaupt nur 6 schlechte Songs (die aus der psychedelischen Phase um '67).
Wer einmal "Paint It Black" in dieser Qualität gehört hat, wird es nie wieder missen wollen.
Die Bluesnummern klingen noch mehr laid-back, die Rocknummern roher und die Balladen intimer ("No Expectations"...).
Eines sei noch klargestellt: die Aufnahmen legen keine Geheimnisse frei, die Musikgeschichte muß nicht umgeschrieben werden, die Stones klingen immer noch wie die Stones. Aber sie klingen wie die Stones in den 60ern und nicht wie die Stones aus den 60ern, konserviert auf dumpf und undynamisch klingenden CDs aus den 80ern.
Wer die Stones liebt, wird die neuen Ausgaben wollen, wer sie nicht kennt, soll sie kennenlernen. Nie zuvor war die Gelegenheit so günstig.
Habe ich schon gesagt, daß ich diese Platten liebe?
U.A. ERHÄLTLICH:
"12X5", "Aftermath"(UK), "Aftermath"(US), "Between The Buttons", "Beggars Banquet", "Got Live if You Want It", "Metamorphosis", "Flowers", "Their Satanic Majesties Request", "Get Yer Ya-Ya's Out", "The Rolling Stones Now!", "The Singles Collection", "Let It Bleed", "Hot Rocks",...