Musik an sich


 
Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Links
Impressum
 
Musik an sich
 
Black Symphony - Tears of Blood
(Rising Sun/Zomba)
Heavy Metal

 

Unsere schreibenden (und druckenden!) Kollegen aus Dortmund haben einen nicht unwesentlichen Anteil am Start der Karriere von Black Symphony. 1997 wurde der Dezemberausgabe des "Megazine"s zum ersten Mal eine CD beigelegt, auf der nur Bands gefeaturet wurden, die noch keinen Plattenvertrag hatten. Bester Song dieser CD war nach Lesermeinung "Never" von Black Symphony. Ein Plattenvertrag lies nicht lange auf sich warten. Nun liegt mit "Tears of Blood" Album Nummer 2 vor.

Um gar keine falschen Erwartungen aufkommen zu lassen. Black Symphony haben weder etwas mit Black Metal zu tun, noch mit Symphonic Metal Acts irgendeiner Spielart. "Tears of Blood" enthält 12 Tracks, äußerst heavy, überwiegend im Midtempobereich gespielt, aber auch eine Reihe von Nummern, bei denen man den Pferden die Zügel schießen läßt. Gelegentliche Thrash Metal-Anleihen sind unverkennbar. Allerdings gehen die Schweden mit erheblich mehr Sinn für Melodien zur Sache als z.B. Machine Head. Vielleicht wäre "Black Melody" ein passender Bandname gewesen als Black Symphony.

Bei ersten Durchhören war ich ein wenig enttäuscht "Nichts Neues unter der Sonne". Aber die CD wächst mit jedem Durchlauf. Abwechslung und A-Ha-Momente bringen häufig die ruhigen Intros und Zwischenspiele, die am ehesten noch die Bezeichnung "Symphony" rechtfertigen. Im Mittelpunkt steht klar die Stimme von Rick Plester, die vor allem dann fesselnd und mitreißend ist, wenn die Band sie mit massivem Druck unterstützt. Steht Plester an ruhigen Stellen mit seiner Stimme alleine da, macht er zwar immer noch eine recht gute Figur. Ein Dio ist er allerdings nicht; noch nicht mal ein alt gewordener. Aber wer ist das schon?

Mehr als einen flüchtigen Blick verdienen die Lyrics, die fast ausnahmslos von Plester alleine stammen. Die Frage nach Gott und dem rechten Glauben sind der rote Faden, der das Album zusammenhält. Dabei kommt nicht nur Christus und die sich zu ihm bekennende Kirche schlecht weg. "Eine Lüge aus der Vergangenheit", "ein verlassenes Kreuz" und "Christus kann mich nicht retten" fassen Plesters Position gut zusammen, die sich aber wohl mehr oder weniger auf alle bestehenden Religionen bezieht. Dabei reiht er sich aber nicht in die Legion der tumben Metalbands ein, die sich überheblich besserwisserisch geben und kübelweise Hohn über Glauben und Glaubende ausschütten. Man erlebt eher einen Menschen, der in einer brutalen und gewalttätigen Welt fast verzweifelt nach einem Strohalm sucht, an dem er sich festklammern kann. Die bestehenden Religionen bieten ihm keine Hoffnung und so steht bleibt er vor einem Abgrund stehen und ruft in das Nichts hinein.

Mich erinnern seine Texte streckenweise an alttestamentarische Psalmen, die ja auch nicht immer nur das Lob Gottes gesungen haben. Da gibt es die verzweifelten Schreie. "Herr, warum hast Du mich verlassen? Warum lässt Du mich in der Scheiße stecken? Warum hilfst Du mir nicht mehr?" Diese Schreie nach Hoffnung und Halt in völlig hoffnungslosen Lagen, sind später von Menschen gesammelt worden, die dann irgendwann doch das Licht am Ende des Tunnels gesehen haben, an das sie schon lange nicht mehr glauben wollten.

Vielleicht findet auch Plester wieder Boden unter den existentiellen Füßen und liefert uns ein drittes Album, das ganz neue Töne bietet. Solange genießen wir "Tears of Blood" mit seinen hervorragenden manchmal bedrückenden, manchmal aggressiv aufschreienden Texten.

Norbert von Fransecky

15 von 20 Punkte
www.blacksymphony.com
 

Inhalt | Impressum | Links | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe