Im Mittelpunkt der Tenhi-EP steht das 10-minütige "Kielo". Perlende
Pianoläufe begleiten einen düsteren Gesang voller Schwermut und
Depression, der aber dennoch so wirkt, als wäre er mit sich und der Welt
in eins. Nehme ich mir die Zeit das Stück auf mich wirken zu lassen, fühle
ich mich an einen Meeresstrand versetzt. Die Wellen laufen am Abend immer
noch sanft auf den Strand auf, aber man kann das Gefühl kaum abschütteln,
das sie immer ruhiger werden, um in absehbarer Zukunft jede Bewegung
einzustellen.
Gelegentliche Gitarrenmelodien bringen zwar etwas Licht und
etwas Bewegung in die Szenerie, aber es gelingt ihnen nie wirklich einen
Kontrapunkt gegen die mesmerisierende Schwermut von "Kielo" zu setzen.
Das sechseinhalbminütige "Ciwenkierto" fällt gegenüber "Kielo" deutlich
ab. Von rhytmisch-monotonen Percussionklängen getragen und von einer
begleitenden Gitarre aufgehellt, verfällt es nicht in die Schwermut von
"Kielo", erreicht aber auch an keiner Stelle dessen Intensität.
Vervollständigt wird "airut:ciwi" durch das einleitende "Tuulennostatius" -
vor düsterem Hintergund erklingt ein fast schamanisch wirkender Gesang,
der seine Wirkung in nur knapp zwei Minuten kaum entfalten kann.
"airut:ciwi" ist nach einer weiteren EP und dem Debut-Album "Kauan", das
dritte Tenhi-Produkt von dem ich Kenntnis habe. Es ist ein selbständiges
Werk, das nur exklusives Material enthält. Keines der Stücke stammt von
der vorherigen oder nachfolgenden CD. Allein der Track "Kielo" lohnt die
Anschaffung.
Norbert von Fransecky
16 von 20 Punkte
www.tenhi.de