Duffy Power
Innovations
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Der Name des am 9.September 1941 geborenen Raymond Leslie Howard dürfte den meisten Musikliebhabern*innen wenig geläufig sein, etwas besser könnte es mit dem Künstlernamen Duffy Power klappen. Selbst habe ich seine Musik erst kennen gelernt durch frühe Aufnahmen mit Alexis Korner's Blues Incorporated.
Bereits 1959 wurde er entdeckt in einer Talentshow, veröffentlichte einige Singles, aber ohne dass sich wesentlicher Erfolg einstellte. Etwa ab 1963 wurde er Teil der Blues-Szene London's und nahm Kontakt auf zu Musikern wie Graham Bond, Jack Bruce, Ginger Baker und John McLaughlin. Und somit bin ich dann auch schon bei dieser Veröffentlichung, Innovations, gelandet, sind doch Bruce, Baker und McLaughlin unter den ausführenden Musikern. Doch auch weitere Berühmtheiten liest man im Line-up, wie den hervorragenden Schlagzeuger Phil Seamen, unter anderem ein Vorbild von Ginger Baker, oder den Bassisten Danny Thompson. Welch ideale Basis für Musik, die hervorragend sein sollte!
Zumindest verhalf es dem Protagonisten damals zu einer kurzen Erfolgsphase, als er zu den größten Bluesern Großbritanniens zählte. Die 1971 veröffentlichte Platte Innovations wurde zusammengestellt aus Aufnahmen, die Power in den Jahren zwischen 1965 und 1967 aufgenommen hatte. Hierbei handelt es sich um die ersten vierzehn Songs. Die der Veröffentlichung beigefügten elf Bonustracks stammen aus 1965 und 1966. Die Aufnahmen dieser Kompilation wurden von Eroc neu gemastert und enthalten einen Song, der bisher auf keiner Duffy Power CD-Veröffentlichung war, das ist "Hound Dog", einst nur erschienen auf dem Sampler "The British R&B Explosion Volume 1, '62-'68" (auf See For Miles).
Für guten Lesestoff bietet sich das bebilderte Booklet an, mit einem maßgeblichen Essay von Songwriter Pete Brown und mit Kommentaren von Colin Harper, dem Archivar, der die Songs zusammenstellte.
Mit "Rosie" startet die Platte, einem Song, den ich auch einst zuerst in der Version von Alexis Korner hörte. Der Spitzendrummer Seamen treibt swingend an, geschmeidig und elastisch schnurrt Bruce's Bass, McLaughlin spielt keine Rolle, und verdammt kurz ist der Song, wirkt unfertig, wie ein Fragment. "Leaving Blues" offenbart Duffy als Gitarristen und allein mit Bruce wird dieser Titel von Leadbelly auf eigenwillige Weise vorgestellt. Und das ist eigentlich auch bereits das Stichwort: eigenwillig. Denn nicht nur die auf diese Weise vorgestellten Interpretationen sind derart gestaltet, sondern auch die Eigenkompositionen, als erstes "It's Funny", das zusammen mit McLaughlin komponiert wurde. Hier nun Danny Thompson am Bass und Red Reece am Schlagzeug, auch hier erneut recht kurz geraten, als hätte man den Song erst einmal für eine weitere Bearbeitung festhalten wollen.
Einen besonderen Reiz bietet das von Billie Holiday bekannte "God Bless The Child", Duffy Power singt und McLaughlin spielt dazu Gitarre. Das Jazzfeeling des Songs ist prickelnd, gerade weil sich Power als sehr emotionaler Sänger präsentiert. Und so wechseln die Stile permanent, rockender R&B britischer Prägung, auch von John Mayall kennt man das aus seinen frühen Jahren, mit der Eigenkomposition "Comin' Round No More", mit 1:34 auch wieder viel zu kurz, und dann der Song, der eigentlich ein Hit hätte sein können, "Mary Open The Door", auch ein Song von Power, der erst von Alexis Korner richtig bekannt werden sollte.
Von Muddy Waters stammt der "Louisiana Blues", hier vom Protagonisten gesungen und auf der akustischen Slide-Gitarre begleitet, auch hier bewegt sich der Mann sicher auf diesem Terrain. So auch als Balladensänger auf "Exactly Like You" oder dem rockenden "One Night", bei dem mich Power an Duster Bennett erinnert. In shuffelndem Rhythmus werden wir mit einer weiteren Power/McLaughlin-Komposition verabschiedet, "Red, White & Blue", swingend begleitend vom Rhythmusgespann, das man später noch bei Pentangle genießen durfte - Danny Thompson und Terry Cox.
Nun zu den elf Boni. Im Grunde genommen bieten sie die gleiche vielseitige musikalische Kost wie die Songs auf dem Original-Album, die Alternativ-Version von "Little Boy Blue", etwa ein halbes Jahr später aufgenommen als das Original, läßt uns die spätere Rhythm Section von Cream hören, ja, Bruce und Baker sorgen für den Sound, nicht mehr so swingend, sondern mit mehr rockigem Akzent, auch weil Bruce hier den E-Bass zur Hand nahm. Zwei Songs, "Little Girl" und noch einmal "Mary Open The Door" sind von Ken Jones orchestriert worden, mit einem Bläserarrangement. Eine Besonderheit stellt auch "Just Stay Blue" dar, eingespielt mit dem Mike Carr Trio plus McLaughlin. Hier höre ich bereits einen Vorgeschmack auf das, was sich später im UK musikalisch entwickeln sollte, eine Verschmelzung von Blues, Rock und Jazz, wie man es dann von IF oder Colosseum hören sollte.
Ja, in vielerlei Hinsicht war Duffy Power sicher sehr stilprägend und maßgeblich an der Entwicklung dieser Musik in Großbritannien beteiligt, mit dieser Verquickung von Blues, Rhythm & Blues und Jazz. Nur wurde er nie wirklich entlohnt dafür und blieb recht unbekannt. Seine Platten verkauften sich schlecht, selbst war er gesundheitlich stark angeschlagen und litt unter Depressionen, und auch der Gebrauch von Drogen schadete ihm. So nahm er eine Tätigkeit in einem bürgerlichen Beruf auf, und kehrte der Musik den Rücken, und tauchte dann erst im Jahre 2000 wieder auf anläßlich eines Tribut-Albums für Bert Jansch. Am 19.Februar 2014 verstarb er dann letztlich.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Rosie
2 Leaving Blues
3 It's Funny
4 God Bless the Child
5 Comin' Round No More
6 Give Me One
7 Mary Open the Door
8 Help Me
9 Louisiana Blues
10 Little Boy Blue
11 Exactly Like You
12 One Night
13 There You Go
14 Red, White ; Blue
15 I'm So Glad You're Mine
16 Little Girl [1965 Version]
17 I Want You to Love Me
18 Dollar Mamie
19 Hound Dog [Alt Take]
20 Rags and Old Iron
21 Little Boy Blue [1966 Version]
22 Little Girl [1966 Version]
23 Mary Open the Door [1966 Version]
24 Just Stay Blue
25 Hound Dog [Single Version]
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Besetzung |
Duffy Power (vocals, harmonica, guitar)
John McLaughlin (guitar)
Jack Bruce (bass)
Phil Seamen (drums)
Nick Blythe (congas)
Danny Thompson (bass)
Red Reece (drums)
Colin Pincott (guitar)
Terry Cox (drums)
Don Brougthon (bass)
Ginger Baker (drums)
Ken Jones (orchestrations)
Binky McKenzie (bass)
Mike Carr (organ)
Jacky Denton (drums)
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