Big Daddy Wilson
Hard Time Blues
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Zuletzt lief mir von Big Daddy Wilson im Jahre 2018 über den Weg, das war "Time". Der Musiker mit richtigem Namen Wilson Blount stammt aus North Carolina und nach seiner Zeit in der US Army in Deutschland blieb er hier und sorgt für guten Blues auch hierzulande.
Seine Stimme ist sein Markenzeichen, kraftvoll und mit starkem Bluesfeeling. Ja, das kann man nicht kopieren. "Bleichgesichter" können den Blues wohl spielen, aber singen - dazu benötigt man diese tiefe Spiritualität, diesen Soul in der Stimme, und das alles hat der Protagonist. Zu "Time" hatte ich bemerkt, dass mit dieser Platte Tradition und Moderne perfekt miteinander verknüpft wurden. War es Eric Bibb, der auf "Time" noch entscheidend mitwirkte, ist es nun Glen Scott, der das Zepter in die Hand genommen hat.
Der Multiinstrumentalist und Produzent, auch zu Hause im Pop, R&B, Soul und Hip Hop bestreitet musikalisch fast jeden Song im Alleingang. Das hat eine starke Prägung hinterlassen, bei der meines Erachtens der Blues ein wenig ins Hintertreffen geriet und - zur "Moderne" - warum in aller Welt diese programmierten Sounds? Das zerstört in einigen Passagen das soulvolle Feeling doch sehr.
Streicher und Bläser aus der Konserve, nein, das hat Big Daddy Wilson nicht verdient! Der Titelsong wird so stark durch künstliche Elemente geprägt, gleichwohl er stark im Ausdruck ist, stark am Soul orientiert. Und textlich eine Bestandsaufnahme dessen, was heute in der Welt nicht in Ordnung ist. Auszug:
Strange weather everywhere
Some folks don’t notice
some just don’t care
Mother Earth’s tryin’ to warn us
Believe it if you choose
She’s moanin’ the hard time blues.
Neben den Umweltproblemen werden Armut, Unfähigkeit von Regierung und Anderes angeprangert, eine gelungene Bestandsaufnahme und eine Warnung, die nicht ungehört bleiben sollte.
Nun, auch Blues entwickelt sich mit der Zeit, und das ist auch gut so, sollte diese Musik doch stets am Puls der Zeit bleiben. Doch hätte ich mir musikalisch eine mehr natürliche Art der Umsetzung gewünscht, mit etwas mehr Lebendigkeit. So ist schließlich ein Album mit moderner Musik entstanden, mit einem Feeling, das mehr in Richtung Soul denn Blues tendiert. Dennoch bleibt der Blues erhalten, allein die Stimme des Protagonisten hält ihn am Leben. Und es ist zu hoffen, dass man durch solche Alben auch Anhänger ausserhalb einer festen Bluesgemeinde gewinnen kann, um diese letztlich vergrössern zu können.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Yazoo City (4:03)
2 The City Streets (Ps.23) (4:32)
3 Hard Time Blues (4:57)
4 Poor Black Children (3:47)
5 Meatballs (2:56)
6 He Cares for Me (4:21)
7 Dearly Beloved (5:56)
8 New Born (3:31)
9 I Can’t Help but Love You (3:46)
10 A Letter (3:58)
11 Maybe It’s Time (3:33)
12 Testimony (3:00)
13 He Cares for Me (Remix) (3:53)
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Besetzung |
Wilson Blount (lead vocals, acoustic guitar - #8)
Eric Bibb (backing vocals, acoustic guitar - #1)
Glen Scott (drums, bass, organ, electric guitars, backing vocals, melodica, percussion, programming, piano, Wurlitzer, guitalele, horn arrangements)
Klaus Grossert (harp)
Stefan Astner (electric and slide guitars)
Shaneeka Simon (backing vocals, lead vocals)
Christer Lyssarides (slide electric guitar)
Nicolo Taccori (drums, backing vocals)
Enzo Messina (piano, backing vocals)
Cesare Nolli (electric guitars, slide guitar, acoustic guitar, backing vocals, banjo)
Mike Titre (electric and slide guitars)
Paolo Legramandi (backing vocals)
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