Lis Wessberg
Yellow Map
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Nicht viele Damen gibt es im Jazz, die als Instrument die Posaune gewählt haben. Eine davon ist die 1967 geborene Dänin Lis Wessberg, die bereits in mehreren Formationen und mit mehreren Musikern/innen aktiv war. So kann ich Namen wie die Sophisticated Ladies, das Copenhagen Art Ensemble, Fredrik Lundin, Marilyn Mazur's Band Shamania oder die DR Big Band aufzählen. In Touringbands von beispielsweise Randy Brecker, Ray Charles oder Kid Creole And The Coconuts sammelte sie weitere unterschiedliche musikalische Erfahrungen.
Die genannte Marilyn Mazur ist als Gast auch auf der aktuellen Platte Yellow Map auf einem Song vertreten, mit Balafon und Perkussion auf "Sister M". Und das stellt auf jeden Fall eine Bereicherung des Sounds dar, aber auch ohne dieses Gastspiel bleibt es insgesamt bei reichlich Abwechslung und Vielfalt in der Ausgestaltung der neuen Stücke.
Wie ich lesen konnte, sollen der Protagonistin' Einflüsse unter anderem Miles Davis, David Bowie, Lee Konitz, Joe Zawinul, Ben Webster, Dexter Gordon, Chet Baker und Mark Hollis (Talk Talk) sein. Nun, in Bezug auf ihre Spiel auf der Posaune würde ich hierzu sicher die besondere Spielweise von Miles Davis und Lee Konitz heranziehn wollen. Denn ihr Ausdruck ist stets sehr melodisch, sehr weich und voll gleichzeitig, mitunter an den Klang einer Stimme erinnernd. So wirkt es mitunter recht erzählerisch, wenn Lis Wessberg sowohl solistisch als auch im Ensemblespiel diese Wirkung erzielt.
Mithin ist dieser Jazz eine sehr weiche und warme Ausführung innerhalb dieses Genres, mitunter an einige Produktionen des Münchener Labels ECM erinnernd. Romantisch, sanft, träumerisch, schwebend, so wirken einige Passagen und auch die Arrangements einiger Titel. Dabei lässt Lis reichlich Emotionen fliessen, und das Ganze in einer sehr hochwertigen Ausführung, recht edel und überlegt. Aber auch ein wenig freier und diesbezüglich gestalterischer kann es zugehen, wenn mit "The Diver" sanfte Ausbrüche erfolgen, dabei doch noch innerhalb eines fassbaren Konstrukts erfolgen.
Ein wunderschöner Song ist "Roots", sanft von Pianoklängen eingeleitet, eine feinfühlige Ballade, die zwangsläufig zum Verweilen einlädt, weil auch trotz der Reduzierung ein guter Spannungsbogen besteht. Und so ist es der Band um die Posaunistin gelungen, absolut niveauvollen Jazz abzuliefern, der auf Tradition fusst, moderne Elemente, belegt durch den Einsatz von Electronics und Synthesizern, sanft und nuanciert hinzugefügt werden und damit ein abgerundetes Bild ergeben, dass von Anfang bis Ende der Platte sehr zufrieden stellend ist. Hierbei kann man sich sehr gut treiben lassen und entspannen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 The Strip (4:37)
2 The Ancient Road (5:53)
3 In Your Absence (4:39)
4 Chimes (4:22)
5 Midnights (5:02)
6 Sister M (4:19)
7 The Diver (4:48)
8 Roots (5:45)
9 Yellow Map (3:31) |
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Besetzung |
Lis Wessberg (trombone)
Steen Rasmussen (Fender Rhodes, Moog, synths and piano)
Lennart Ginman (bass and electronics)
Jeppe Gram (drums)
+ Special guest:
Marilyn Mazur (balafon and percussion - #6)
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