John R. Miller

Depreciated


Info
Musikrichtung: Americana

VÖ: 24.09.2021

(Rounder)

Gesamtspielzeit: 44:14

Internet:

https://jrmillermusic.com/
https://www.in-akustik.de/de/
https://rounder.com/


Seit seinem vierzehnten Lebensjahr spielt er Gitarre, brachte sich einige Akkorde bei und war bald im Punk aktiv, bevor er sich dem Folk zuwandte. John R. Miller wuchs in West Virginia auf. Mit Depreciated legt er sein Debüt-Album vor und präsentiert Musik im Umfeld von Folk, Country, Blues und Rock, oder - nenne ich das doch der Einfachheit halber Americana.

Mitunter gibt mir die Musik Anlass zu Assozationen, zu Jerry Jeff Walker, zu Terry Allen und John Prine. In diesem Zusammenhang kann man auch nachlesen, welche Einflüsse für den Musiker einst prägend waren: John Prine, Steve Earle, Guy Clark, Townes Van Zandt, Jerry Jeff Walker, Billy Joe Shaver, Blaze Foley, Bobby Charles, und J.J. Cale, der sein größter Einfluss gewesen sein soll.

Mit hervorragenden Musikern an Bord hat er eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen, Musik, die diese ganz bestimmte Homeporch-Stimmung verbreitet, Musik halt, die in der Familie oder unter guten Freunden auf der Veranda gespielt wird, und Geschichten aus dem Leben erzählt. Sehr menschlich, sehr nahe gehend und sehr intim im Ausdruck.

Ganz entspannt und mit einem coolen Groove startet die Platte, im Übrigen sind alle Songs Eigenkompositionen, die eine recht individuelle Ausstrahlung haben. Die lässige Art des Auftakts wird auch unterstützt durch den ebenso angelegten Gesang. "Borrowed Time" atmet darüber hinaus noch einen kleinen Hauch von Tony Joe White, während "Faustina" mit seinem sehr guten Gitarren-Picking stark folkige Züge trägt, ein Titel, der mich gedanklich weit zurück in die Siebziger trägt. Bis jetzt rangiert "Faustina" auf meiner Lieblings-Song-Liste ganz oben, ich liebe die Atmosphäre und Stimmung solcher Songs, das passt exakt in die Riege John Prine/Jerry Jeff Walker.

Wie die bereits oben erwähnten Kollegen erweist sich auch Miller als hervorragender Geschichtenerzähler, und "Shenandoah Shakedown" mit dem einfühlsamen Einsatz von Fiddle und Mandoline rüttelt schon rasch am "Thron" von "Faustina", hier scheinen sich Bilder aufzutun, Landschaftsbilder, die tief in die Seele stechen. And the hills move like lungs, the river speaks in tongues, and I am not alone. Einfach hervorragend und berührend, diese Musik ist dermaßen tiefgründig und ausdruckstark mit ihrem hohen Mass an Authentizität und Wärme, da kann man emotional nicht unangetastet bleiben.

Mit "Old Dance Floor" geht es uptempo weiter mit einem weiteren "Seelenkiller", ja, diese Stimmung geht einfach durch Mark und Bein, ich kann mich mittlerweile gar nicht mehr entscheiden, welcher mein Lieblingssong ist. Denn ab Track Drei startet Miller für mich voll durch, da hat er mich gepackt. Mit "What's Left Of the Valley" stoßen wir auf den einzigen Instrumentaltitel der Platte, der eine romantische Stimmung verbreitet, und gut als Untermalung für einen längeren Kameraschwenk über eine schöne Landschaft herhalten könnte.

Mit "Half Ton Van" mit einem dicken Hauch Country, wunderbar, die Pedal Steel von Meister Russ Pahl, und dazu ein herrlich kratziges Fiddle-Solo, und dem letzten Song, "Fire Dancer", das uns ganz sparsam instrumentiert entgenschallt, zur E-Gitarre von Miller ertönt nur noch das Wurlitzer Piano von Justin Francis, werden wir verabschiedet, und ich bin traurig, das es vorbei ist und erwarte schon die nächste Platte. Denn solche werden heute nicht mehr oft produziert.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Lookin' Over My Shoulder
2 Borrowed Time
3 Faustina
4 Shenandoah Shakedown
5 Coming Down
6 Old Dance Floor
7 Motor’s Fried
8 Back And Forth
9 What’s Left Of The Valley
10 Half Ton Van
11 Fire Dancer
Besetzung

John R. Miller (lead vocal, electric guitar, acoustic guitar)
John Clay (drums)
Jonathan Beam (bass)
Adam Meisterhans (electric guitar, acoustic slide guitar)
Robbie Crowell (Wurlitzer, Hammond B-3)
Justin Francis (congas, percussion, Wurlitzer)
Chloe Edmonstone (fiddle, background vocals)
Russ Pahl (pedal steel)
John Looney (mandolin)



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