Uriah Heep
Innocent Victim
50 Jahre Uriah Heep – Reviews zum Jubiläum; Folge 5: Innocent Victim
Unsere Review-Serie zum 50sten Geburtstag Uriah Heeps geht in die fünfte Runde. Stefan hatte in der letzten Ausgabe Firefly besprochen, das erste Album mit John Lawton am Gesang und Trevor Bolder am Bass, ein Album das stark an die Klassiker der Band, insbesondere Demons and Wizards, anknüpft.
Nun beschäftigt sich Norbert mit Innocent Victim, das für ihn eine besondere Bedeutung hat. Es ist das erste Heep-Album, dessen Veröffentlichung er bewusst miterlebte – und das Konzert zum Album war sein erstes Rock-Konzert überhaupt.
Auch für die Band sind Innocent Victim und der Nachfolger Fallen Angel besondere Alben. So stark hat die Band sich nie zuvor und nie danach auf die Pop-Musik eingelassen. Das wurde zumindest kurzfristig belohnt. Die Singles „Free me“, „Lover or Nothing“ und „Come back to me” stürmten die Single-Charts.
Langfristig gingen dadurch allerdings viele alte Fans verloren, die den Pop-Weg, den Uriah Heep mit dem Ex-Les Humphries Chorsänger John Lawton einschlugen, nicht mitmachen wollten. Und das Charts-Publikum ist ein wetterwendisches Völkchen, das nicht lange bei der Stange blieb.
Dabei ist Innocent Victim lange nicht so poppig, wie sein Ruf. Das nette Tierchen auf dem Cover zeigt zu Recht die Giftzähne. Man kann das Album geradezu in eine Rock- und eine Pop-Seite einteilen. Die zweite Seite wird mit dem Song eröffnet, der in besonderer Weise für den neuen Ruf der Band verantwortlich ist. Die melodische Pop-Ballade „Free me“ ist bis heute der einzige Heep-Titel, der es neben „Lady in Black“ geschafft hat in die Top 10 der deutschen Single-Charts vorzustoßen. Es folgt das tatsächlich recht käsige „Cheat’n’lie“ und die Pop-Ballade „The Dance“ mit ihrem ungewöhnlichen Sound, dem etwas gepresst klingenden Gesang und einer klasse Orgelarbeit. Am Ende steht mit der Power-Ballade „Choices“ noch einmal ein Stück, das auch Pop-Verächtern gut einlaufen sollte.
Die erste LP-Seite hatte mit Pop so viel nicht zu tun. Mit „Free’n’easy“ findet sich hier das wohl härteste Stück, das die Band bis zu diesem Zeitpunkt abgeliefert hat. Der treibende Hard Rock macht das Stück sowohl zur Live-Granate, wie zu einem legitimen Nachfolger des Bandklassikers „Easy Livin‘“. Danach steht die Gänsehaut-Ballade „Illusions“ mit einem an „Firefly“ erinnernden Synthesizer-Sound im Hintergrund. Sowohl Gitarre wie Synthesizer liefern schöne Solo-Parts. Der einzige Makel ist die eher fantasielose Blende mit der die ansonsten tolle Akustik-Gitarren-Schlusssequenz beendet wird.
Eröffnet wurde das Album mit dem flotten Rocker „Keep on ridin‘“, ein toller Bass Groove von Trevor Bolder, hervorragender Gesang von John Lawton, schöne Akustikparts im Mittelteil. Lediglich die Chöre erinnern gelegentlich tatsächlich an die Les Humphries Singer. Auch das folgende „Flyin‘ high“ rockt flott los. Hier darf Lee Kerslake mal richtig loslegen. Der Gesang ist durch einen schönen Wechsel zwischen den von John Lawton gesungenen Strophen und den für Heep charakteristischen mehrstimmigen Chorgesang im Refrain geprägt.
Last not least gibt es noch „Roller“ mit einen für die Band ungewöhnlich groovigen, fast souligen Sound.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Keep on ridin' | 3:41 |
2 | Flyin' high | 3:18 |
3 | Roller | 4:38 |
4 | Free'n'easy | 3:02 |
5 | Illusion | 5:02 |
6 | Free me | 3:35 |
7 | Cheat'n'lie | 4:50 |
8 | The Dance | 4:48 |
9 | Choices | 5:42 |
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Besetzung |
Ken Hensley (Key, Git, Voc)
Mick Box (Git)
Lee Kerslake (Dr, Voc)
Trevor Bolder (B)
John Lawton (Voc)
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