Szaturma
Phi
|
|
|
Schon immer empfand ich es als äusserst erfrischend, Musik, speziell Jazz, aus dem Ostblock zu entdecken. Besonders hat es mir die polnische Jazzszene der Sechziger und Siebziger angetan. Mit dem Plattenlabel Hevhetia aus der Slowakei hat sich mir nun eine ganz andere, weitere Welt erschlossen.
Heute steht meinen Ohren ein Ausflug zur Band Szaturma bevor. Mit Phi legt die Band ihr erstes Album vor, und man bemerkt eindeutig, wie man hier das Resultat auf der Suche nach einem individuellen Sound vorfindet. Cover und Booklet bieten dazu noch künstlerischen Spielraum für eine malerische Gestaltng der slowenischen Malerin Denisa Dová?ová, zwölf ihrer Werke werden hier vorgestellt und bilden den Rahmen für diese ungewöhnliche Musik. Sollen die Bilder die Welt geometrischer Abstraktion darstellen, mag das auch teilweise für die Musik gelten.
Die Saxophonistin Michaela Turcerová, der Gitarrist Štefan Szabó und der Schlagzeuger Petr Mace?ek gründeten 2017 das Szaturma-Trio. Alle Kompositionen auf Phi stammen von den Dreien, als Gast wirkt Luboš Soukup auf vier Titeln mit. Die Musik ist geprägt von Experimenten, Improvisation, Abwechslung, bleibt in der Regel recht harmonisch und treibt nur gelegentlich in freie Zonen. Wesentliche strukturierte Themen gibt es grundsätzlich nicht, vielmehr dienen melodische Elemente als Einführung der Songs, beispielhaft beim zweiten Song, der mittels kraftvollem Schlagzeugs Elemente des Rocks und des wild agierenden Saxofons Elemente des freien Jazz verknüpft, eben alsbald nach der Einleitung. Zwischendurch "verliert" sich der Song dann, bevor das kurze Thema immer wieder eingeworfen wird.
Aber gleichzeitig gehen die Songs ineinander über, mitunter nahtlos und wirken somit auch wie eine Art Suite, in der Gesamtheit betrachtet. Stets ist prickelnde Spannung vorhanden, der Jazz wird ebenfalls mit Motiven aus der Folklore angereichert und gewinnt ab und an dadurch auch einen kleinen melancholischen Anstrich. Neben wilderen Passagen mit entsprechenden Exkursionen erleben wir auch sehr schöne sehnsüchtig anmutende Songs wie "bygone". Im Übrigen sind die Songs mit teils seltsamen Titeln versehen, was der teilweise bestehenden geheimnisvoll wirkenden Musik auch entspricht.
Ein wesentliches Merkmal ist es, dass unerwartete Wendungen eintreten und die Musik in ihre individuell ausgestattete Richtung erhebt. So ist man geneigt, ganz besonders zuzuhören, um sich die künstlerische Vielfalt und Tiefe erschliessen zu können. Und das ist in der Tat gelungen, diese sehr gute Verquickung verschiedener Stimmungen und Stile, mitunter zu einem dramatisch wirkenden Ganzen verflochten!
Auffällig ist hinsichtlich der Besetzung ,dass ein Bass fehlt. Das grundsätzliche Trio versetzt den Gitarristen Szabó (meines Wissens nicht verwandt mit Gabor Szabó) gleichzeitig in einen Rhythmusgeber als auch Solisten, wobei letztlich dem Saxofon oft mehr Spielraum gegeben wird. Aber schließlich bilden alle drei Musiker inklusive des Gastes, ohnehin eine dichte Einheit, die mehr Wert auf Gemeinsamkeit des Sounds legt als auf reine Solo-Exzesse Einzelner.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 g
2 uO uO #1
3 kalila si
4 Φ
5 bygone
6 b
7 mníchovica
8 heal a few men
9 clona
10 s
11 vraj jar
12 bygone #2
|
|
|
|
|
Besetzung |
Štefan Szabó (guitar)
Michaela Turcerová (alto and soprano saxophone)
Petr Macecek (drums and percussion)
Luboš Soukup (tenor saxophone - #4, 5, 8, 9)
|
|
|
|