Scott Kinsey

We Speak Luniwaz, The Music Of Joe Zawinul


Info
Musikrichtung: Fusion

VÖ: 01.07.2020 (25.10.20

(Whirlwind Records)

Gesamtspielzeit: 66:50

Internet:

https://www.scottkinseymusic.com/
https://www.whirlwindrecordings.com/
https://uk-promotion.net/


Es lässt sich unschwer erkennen, um wen es hier geht, auch ohne den Titel der Platte zu lesen. Klar - das ist Joe Zawinul, der österreichische Jazzer, der letztlich mit Weather Report seine größte Berühmtheit erlangte. Unverkennbar sind das bunte Wollkäppi und der Schnauzbart des Keyboarders. Diese Funktion übernimmt der Bandleader Scott Kinsey der neben den Keyboards und dem Piano auch den von Zawinul oft eingesetzten Vocoder nutzt.

Also - We Speak Luniwaz, The Music Of Joe Zawinul, so ist es noch einmal klar zu lesen. "Luniwaz"? Ganz einfach, rückwärts lesen! Kinsey lernte die Musik des Kollegen einst schätzen, als er mit Tribal Tech, der Band von Scott Henderson, spielte. Henderson selbst war Mitglied beim Zawinul Syndicate. Auf We Speak Luniwaz, The Music Of Joe Zawinul finden wir hauptsächlich Kompositionen von Zawinul (#1, 2, 5, 6, 9), einen Titel von Zawinul mit Alphonso Johnson (#3)einen von Zawinul mit Nan Byrne(#10), "Port Of Entry" von Wayne Shorter und zwei Titel von Kinsey, jeweils co-written mit Steve Tavaglione/Cyril Atef (#4) und mit Katisse Buckingham/Hadrian Feraud/Gergö Borlai (#7).

Die Songs bezeugen nicht allein eine Ehrung von Zawinul, sondern grundsätzlich auch der Band Weather Report, stammen einige Titel doch auf von jener Band, wie "Black Market", "Fast City", "Between The Thigs" , "Port Of Entry", "Where The Moon Goes" und "Cucumber Slumber", spannen also einen Bogen zwischen 1974 und 1983. #2 ("Lost Tribes")vom Syndicate ist der neueste Titel, aus 1992.

Zur Musik: Von Beginn an klingt es nach Zawinul, und auch nach Kinsey? Denn im Kern hat der Keyboarder genau den beliebten Sound aufgesogen, in Nuancen verarbeitet und fast naturgetreu wiedergegeben. Und wenn dann noch solche Instrumentalisten wie der Bassist Hadrien Feraud ins Spiel kommen, dann meint man, auch der Jaco (Pastorius) sei dabei, wie der gar einst bei Weather Report auf "Night Passage" mitspielende Perkussionist Robert Thomas Jr. tatsächlich anwesend ist.

Mit anderen Worten, diese Musik ist, auch angesichts der hochklassigen Mitstreiter wie Jimmy Haslip oder Arto Tunçboyaciyan, sehr niveauvoll, leidenschaftlich gespielt und auf hohem Niveau angesiedelt, fordert aber ständig dazu heraus, sich vergleichen zu lassen mit den jeweiligen Originalen. Die eine oder andere Eigenart ergibt sich dann aus Einzelelementen wie durch die Rap-Einleitung zu "Cucumber Slumber" beispielweise. Aber wenn Feraud hier einmal nicht Pastorius, sondern den originalen Bass-Lauf von Alphonso Johnson nahezu naturgetreu nachspielt, dann fehlt mir dieses Quäntchen Eigeninterpretation in der Musik. Hierzu sollte man sich dann an die Tracks 4 und 7 halten.

Zum Einen ist das der Titelsong, der sich brillant an die Vorgaben vom Zawinul Syndicate hält und mit Elan eine eigene Ausrichtung vorantreibt. Steve Tavaglione bringt auf dem Sopransaxofon eine unruhige Stimmung ein, die sich insgesamt ausbreitet mit ganz vielen bunten Einzelbildern, die als Mosaiksteinchen ein farbenfrohes Gesamtbild erzeugen. "Running The Dara Down" besticht durch intensive Perkussionsarbeit und besitzt einen federnden Groove, ein sehr lebendiger Ausdruck bestimmt die Atmosphäre, sicher ganz im Geiste des Geehrten, aber auch erinnert das Saxofon ein wenig an die Spielart von Shorter während der Weather Report-Zeit.

Insofern sicher einerseits ein gelungenes Tribut-Album von höchster Güte, aber andererseits auch zuviel im Fahrwasser von Zawinul, so dass einzig die beiden genannten Songs eine Ausnahme darstellen.

Musiker und Produzent Jason Miles hatte vor zehn Jahren einst ein Allstar-Aufgebot eingefahren, um die Platte "Celebrating The Music Of Weather Report" einzuspielen. Dort hatte/habe ich den Eindruck, dass mehr eigene Ideen in die jeweiligen Interpretationen einflossen und die Musik dadurch ein wenig spannender war. So ziehe ich die dortige Version von "Cucumber Slumber" letztlich jener auf dieser Platte vor.

Aber - angesichts des Titels dieser CD, We Speak Luniwaz kann ich in dieser Hinsicht bescheinigen, dass die Sprache Zawinuls eindeutig und sehr gut umgesetzt wurde, denn sprühende Vitalität ist jedem einzelnen Song eigen, und Joe hätte es bestimmt geliebt....



Wolfgang Giese



Trackliste
1 The Harvest
2 Victims Of The Groove
3 Cucumber Slumber/World Citizen
4 We Speak Luniwaz
5 Black Market
6 Fast City
7 Running The Dara Down
8 Port Of Entry
9 Between The Thighs
10 Where The Moon Goes
Besetzung

Scott Kinsey (keyboards, piano, vocoder)
Katise Buckingham (tenor & soprano saxophones, flute, rhymes)
Hadrien Feraud (electric bass)
Gergö Borlai (drums)
Bobby Thomas Jr. (percussion, wooden flute, voice)
Arto Tunçboyaciyan (percussion, voice)
Steve Tavaglione (saxophone)
Jimmy Haslip (electric bass)
Michael Baker (drums)
Danny Carey (electronic drums)
Cyril Atef (percussion, voice)
Brad Dutz (percussion)
Naina Kundu (voice)
Yon Atef (voice)
Naina Kundu (voice)



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