Seratones
Power
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Heute stelle ich die zweite Platte einer Band vor, die 2013 in Louisiana gegründet wurde. Als Soul-Rock-Band werden die Seratones bezeichnet, das Album heißt Power. Nun, und kraftlos ist das sicher auch nicht, was aus den Boxen perlt. Eigentlich ist das eine typische Platte mit Retro-Ambitionen. Ja, gleich zu Beginn klingt das für mich wie schon oft gehört, nur, wenn ich vergleiche, dann stelle ich fest, das alles habe ich schon besser gehört. Und das bereits ab der Sixties, denn an jener Ära des Souls scheint sich die Musik auch stark zu orientieren, dazu eine kleine Spur psychedelischer Elemente beinhaltend.
Ein Schuss Motown, ein wenig Stax dabei, und aus der Neuzeit der Retro-Bewegung ein Stückchen von Amy Winehouse. Doch – es gibt weder die Eleganz von Motown, noch der Groove von Stax, noch die Stimmkraft von Amy, das alles fehlt dieser Produktion. Technisch gesehen, hat man viele Elemente geschickt gemischt, einwandfrei in den Arrangements und im Vortrag, doch das Ergebnis lässt mich in der Tat kalt. Ich vermisse die Seele, jenes Grundelement, das den Soul ausmachen sollte. Soul am Reißbrett entwickelt bleibt letztlich Theorie, wenn er in der Praxis nicht überzeugend umgesetzt werden kann.
So schiebe ich den Soul beiseite, und es bleibt Rockmusik mit Pop gepaart und dem Versuch, das Ganze mit oberflächlichen Elementen des Soul aufzupeppen. Und dazu passt dann auch bereits das dritte Stück, denn “Lie To My Face“ könnte auch von Blondie stammen, hier ist überhaupt kein Soul mehr vorhanden, hier läuft die Spät-Retro-Punk-Pop-Maschine wie geölt, mit leicht asiatisch angehauchter Melodienführung. Warum sich der Sound nun plötzlich so verändert hat, ist für mich merkwürdig, angesichts der zu Beginn eingeschlagenen anderen Richtung.
Nun, der Versuch, dahin zurückzukehren, gelingt dann auch mit der schmachtenden Ballade “Gotta Get To Know Ya“ so gar nicht. Rhythm & Blues dieser Art, sich an den Fifties und Sixties orientierend, gab es etliche Male überzeugender. Das ist ein lascher Aufguss. Nun, ein zweiter oder dritter Aufguss muss nicht zwingend schlecht sein, und zwar dann, wenn er noch eigene Aromen aufweist. Aber auch das fehlt mir bei der Band völlig. Weder die Gesangsleistung, noch die Arrangements oder die instrumentale Umsetzung können überzeugen, zu sehr habe ich den Eindruck, dass einst Gutes hier schlechter, als zweite oder dritte Wahl, umgesetzt wurde.
Eine weitere Variante, die man hier verzweifelt versucht, zu interpretieren, ist jene Funk-Schiene, die man in den Siebzigern in einschlägigen Filmen farbiger Filmemacher mit der entsprechenden Musik (Blaxploitation) befuhr, hier klingt das auch saftlos und inhaltsleer, ohne das entsprechende Feeling auch nur annähernd zu treffen, hier sei beispielhaft “Gotta Get To Know Ya“ zu nennen. Aber auch sowohl individuell gestaltete Songs (das wirklich schöne und romantische “Crossfire“) als auch im Rahmen des Beabsichtigten entstandene Titel (“Who Are You Now“) gibt es auf der Habenseite, immerhin.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Fear
2 Power
3 Heart Attack
4 Lie To My Face
5 Gotta Get To Know Ya
6 Over You
7 Permission
8 Sad Boi
9 Who Are You Now
10 Crossfire
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Besetzung |
AJ Haynes (vocals, guitar)
Adam Davis (bass, backup vocals)
Jesse Gabriel (drums, percussion, vibraphone, backup vocals)
Tyran Coker (keyboard, piano, synth, guitar, backup vocals)
Travis Stewart (guitar, backup vocals)
Matt Combs (strings)
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