Edgar Knecht
Personal Seasons
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Eine neue Platte von Edgar Knecht ist immer etwas Besonderes. Stets kann man gespannt sein, welche Ideen der kreative Pianist und Komponist nun wieder musikalisch umgesetzt hat, und das mit erstklassigen Begleitern an Trompete, Bass und Schlagzeug.
Alle Titel von Personal Seasons sind grundsätzlich Eigenkompositionen, nur die Tracks 1, 2, 4, 5, und 8 wurden bearbeitet und basieren auf Traditionals. Vielleicht liegt das daran, dass mir die Melodie von „Schalmei“ auch irgendwie sehr bekannt kommt, nur einordnen kann ich sie leider nicht. Jedenfalls klingt es wie eine alte Weise aus der Volksmusik, die hier jazzmäßig umgesetzt wurde. Nun, schließlich ist Knecht dafür schon eine Weile bekannt, altes deutsches Liedgut aufzugreifen und zu verwenden. Gerade das macht, auch auf der neuen Platte wieder, diesen Sound so relativ unverwechselbar, diesen Mix aus Volkslied, Klassik und Jazz.
Der Trompeter Frederik Köster steht ihm dabei mit seinem einfühlsamen Spiel zur Seite und zusammen bieten die Beiden als Solisten eine herrliche Spielwiese irgendwie frohlockend klingender und positiv vorantreibender Musik. Jahreszeiten sind das Thema, laut Pressetext gibt es neben den angesichts der Songtitel “Spring Fever“ (Frühling) und “Italian Summer“ (Sommer) klaren Aussagen noch Hinweise auf den Herbst mit “Schnitter Tod“ und den Winter mit “Es kommt ein Schiff geladen“. Ferner geben die Titel „Winterschall“ und „Sommerschall“ ebenfalls eindeutige Hinweise auf ihre Bedeutung, nun, und „Bunte Wälder“ deuten letztlich auch auf den Herbst hin. Genauer kann man sich auch auf die Erläuterungen zu jedem Song im Booklet berufen, dort wird es sehr gut beschrieben, was hinter den einzelnen Titeln steckt.
Gesamtheitlich betrachtet ist dieser Jahreszeiten-Zyklus ein ganz wunderschöner, melancholischer, mitunter tieftrauriger und geheimnisvoll wirkender Reigen geworden, der emotional sofort gefangen nimmt. Diese Musik kann zutiefst berühren angesichts der Tiefe der Spielweise des Quartetts, das erzeugt wahrlich viel Wohlgefühl, die Seele mag jubilieren angesichts dieser Leidenschaft, mit der diese Musik gespielt wird, ein herrlich präsentes Piano, ausdruckstarke Trompetenklänge, tänzelndes Schlagzeug und zupackender Bass, manchmal geht die Stimmung auch in Richtung Dave Brubeck, und wenn dann die Klassik zitiert wird, “Italian Summer“ ist ein gutes Beispiel dafür, dann offenbart sich die Stärke dieser gelungenen Fusion der Stile, die sich auf tänzelnde Art und Weise ausdrückt. Die Leichtigkeit der „Brandenburgischen Konzerte“ kann man ebenfalls anteilig wiederfinden.
Das Chamäleon auf dem Cover, hat es eine Bedeutung? Vielleicht, denn bestimmte Merkmale des Tieres wären sicher auf diese Musik anzuwenden, die zum Beispiel ihr Körperform variieren können, sich durch die ungewöhnliche Beweglichkeit der Augen auszeichnen, oder eben die Schleuderzunge, die blitzschnell agiert. Letztlich ist es der Farbwechsel, der vor allem zur Kommunikation mit Artgenossen dient. Na also, passt doch auf diese Musik, oder?
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Schalmei (7:25)
2 Schnitter Tod (6:00)
3 Italian Summer (8:00)
4 The Ship (6:43)
5 Winterschall (8:25)
6 Spring Fever (6:47)
7 Sommerschall (6:09)
8 Bunte Wälder (4:20) |
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Besetzung |
Edgar Knecht (piano)
Frederik Köster (trumpet, flugelhorn)
Rolf Denecke (bass)
Tobias Schulte (drums, percussion)
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