Rolling Stones

From The Vault - Sticky Fingers: Live At The Fonda Theatre 2015 (CD/DVD)


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 29.09.2017

(Eagle Rock Entertainment)

Gesamtspielzeit: 79:35

Internet:

http://www.rollingstones.com


Ganz klassisch werden die Stones auf der Live-CD angekündigt und beginnen passend mit „Start Me Up“. Der Sound ist klasse, man befindet sich gefühlt direkt mitten im Publikum des Fonda Theaters. Mick Jagger singt stark, wie er das nach den vielen Auftritten immer noch macht wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Das Album wurde 2015 aufgenommen. Auch der Rest der Band spielt wie aus einem Guss. Wenn man sich nur mal „Wild Horses“ in Ruhe reinzieht wird man merken, wie genial die beiden Krawallbrüder Keith Richards und Ronnie Wood an der Gitarre harmonieren und sich ergänzen. Vor allem der Background-Gesang von Richards klingt hier super – seine lädierte, vom Leben gezeichnete Stimme veredelt den Song.

Der Schwerpunkt der Scheibe besteht aus der Live-Darbietung des Kult-Albums Sticky Fingers und bringt erwartungsgemäß sämtliche Stücke des Albums, das 2015 seinen 44. Geburtstag feierte. Hier sind gleich mehrere Gänsehautmomente zu verzeichnen. Wer bei „Sister Morphine“ nicht die ganze Tiefe und Dramatik dieses Songs verspürt, dem ist nicht mehr zu helfen. Viel besser als auf der Original-CD! Jagger legt hier wahnsinnig viel Emotionen in das Stück – phänomenal. „When The Whip Comes Down“ wird mit einem Granaten-Gitarrensound versehen, der mich schier wegbläst. Wenn man sich hier auf die Instrumente und den Gesamteindruck des Songs konzentriert, wird einem klar, welche Weltklasseband hier am Start ist. Wenn ich schon die Musiker lobe: Charlie Watts ist und bleibt der unnachahmliche Garant für den typischen Schlagzeug-Sound, ohne den diese Band nicht dieselbe wäre.

Auch „Sway“ klingt live doch um einiges kerniger als auf CD. Die rotzige Slide-Gitarre, die Ronnie Wood hier auspackt, ist aller Ehren wert. Man merkt den Stones schon auf der CD die energetische Spielfreude an. Ich denke, es liegt mit daran, dass sie nicht dieselben Songs wie sonst spielen, sondern mal tiefer in die Mottenkiste greifen. Zum Publikumsliebling avanciert das fabelhafte „You Gotta Move“ – unbeschreiblich. Ich hätte nie gedacht, was man aus dem Stück alles rausholen kann. Ich stecke danach mit den Füßen knietief in einem Mississippi-Delta-Sumpf fest – bitte rausziehen! Ihre Fans fressen ihnen erfahrungsgemäß aus der Hand. Trotz aller möglichen Substanzen, die sich die Jungs im Laufe ihrer Karriere reingepfiffen haben, scheinen sie immer noch erstaunlich fit zu sein.

Die Stones sind hier mit einer Top-Besetzung am Start. Lisa Fisher singt Background-Vocals, Chuck Leavell an den Keyboards und die Bläser-Sektion ist pures Gold. Nachzuhören bei „Can’t You Hear Me Knocking“. Die Stones beherrschen sämtliche musikalischen Stilrichtungen: Country, Blues, Rock – und man merkt ihnen an, dass sie sich speziell bei dieser Aufnahme bei allen Stücken pudelwohl fühlen. Mit „Rock Me Baby“ verneigen sie sich vor ihrem Freund B.B. King, der einige Wochen vor dem Konzert verstorben ist. „Brown Sugar“, „Jumpin‘ Jack Flash“ und die Otis-Redding-Coverversion „I Can’t Turn You Loose“ runden das spannende, emotionale und äußerst abwechslungsreiche Konzert ab. Ja, es geht auch mal ohne „Satisfaction“!

Ach ja, es gibt ja auch noch eine DVD: Hier ist das komplette Konzert ebenso enthalten, aber in der Originalreihenfolge. Warum das auf der CD geändert wurde, ist mir auch nicht ganz klar. Und was gibt es dazu zu sagen? Allein die Energie, die Jagger und Co. während des ersten Songs freisetzen, ist schier unglaublich. Jagger tanzt wie ein altersloses Gummimännchen, sprüht vor Spannung und hat das Publikum von Beginn an im Griff. Und wenn dann der Lausbub Ronnie Wood das Solo von „Start Me Up“ rausrotzt, bin ich schon hin und weg. Die Kameraführung ist sehr unaufgeregt und angenehm fürs Auge, der Sound ist einwandfrei. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf Jagger, ganz klar. Aber das ist im Konzert ja auch nicht anders. It’s the singer, not the song…

Bonusmaterial gibt es bis auf zwei Songs leider keins – fehlt hier aber ehrlich gesagt auch nicht. Einziger Wermutstropfen: Das Konzert ist durch Interviews der Bandmitglieder unterbrochen. Aber auch die haben es in sich. Kurz: Das Ding muss man gesehen haben!

Auch wenn die Spielzeit der CdDbzw. der DVD nicht allzu lange ist, bekommt man hier alles geboten, was man sich von einem tollen Konzert erwartet: Atmosphäre, eine spielfreudige Truppe und Songs, die live noch um einiges besser schmecken als auf Konserve. Auch hier ist den Stones im Rahmen der „From The Vault“-Reihe wieder ein besonderes Schmankerl geglückt. Meines Erachtens führt da kein Weg dran vorbei. Kaufen, kaufen, kaufen…



Stefan Graßl



Trackliste
CD:
1. Start Me Up
2. When The Whip Comes Down
3. All Down The Line
4. Sway
5. Dead Flowers
6. Wild Horses
7. Sister Morphine
8. You Gotta Move
9. Bitch
10. Can’t You Hear Me Knocking
11. I Got The Blues
12. Moonlight Mile
13. Brown Sugar
14. Rock Me Baby
15. Jumpin‘ Jack Flash
16. I Can’t Turn You Loose

DVD:
1. Start Me Up
2. Sway
3. Dead Flowers
4. Wild Horses
5. Sister Morphine
6. You Gotta Move
7. Bitch
8. Can’t You Hear Me Knocking
9. I Got The Blues
10. Moonlight Mile
11. Brown Sugar
12. Rock Me Baby
13. Jumpin‘ Jack Flash
14. All Down The Line
15. When The Whip Comes Down
16. I Can’t Turn You Loose
Besetzung

Mick Jagger: vocals
Keith Richards: guitar / vocals
Charlie Watts: drums
Ronnie Wood :guitar / backing vocals
Darryl Jones: bass / backing vocals
Chuck Leavell: keyboards / musical director
Karl Denson: saxophone
Tim Ries: saxophone / keyboards
Matt Clifford: Musical Integrator
Bernard Fowler: vocals
Lisa Fischer: vocals


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