US 4
My Scandinavian Blues, A Tribute To Horace Parlan
|
|
|
Dem 1931 geborenen Pianisten Horace Parlan ist diese Platte gewidmet.
Der Musiker, der als Kind an Kinderlähmung erkrankte, mit einer teilweisen Verkrüppelung der rechten Hand, entwickelte nachfolgend eine eigene Spieltechnik, um dieses zu kompensieren.
Parlan gilt als einer der Musiker, die aufgrund seiner Beziehung zum Rhythm & Blues den Jazz mit afroamerikanischen Einflüssen verband. So spielte er ein den Fünfzigern auch zunächst in Rhythm & Blues-Bands, bevor er sich in der Band von Charles Mingus dem Jazz zuwandte. Weitere wichtigie Stationen waren Eddie Lockjaw Davis, Johnny Griffin und Rahsaan Roland Kirk.
Anfang der Siebziger siedelte der Pianist nach Dänemark über. Dort war man zu jener Zeit dem Jazz sehr offen gegenüber, so dass sich Parlan sehr kreativ entfalten konnte.
1960 hatte der Musiker eine Platte mit George Tucker und Al Harewood veröffentlicht – “Us Three“.
Darauf bezieht sich der Name dieser Formation - US 4.
Dieses ist herrlich unkomplizierter Jazz, der vor Leidenschaft und instrumentalem Können sprüht, einfach locker aus der Hüfte, mit typischem Jam-Charakter.
Ausgewählt hat diese Stücke der Komponist selber, und alle atmen sie diese gewisse Blues-Stimmung, und dazu der Brückenschlag in die neue Heimat, daher also My Scandinavian Blues.
Vorgetragen werden die Kompositionen von erstklassigen Musikern, der Schwede Tomas Franck gilt als einer der großen Tenoristen Europas, nun wohnt er in Kopenhagen, sein Spiel erinnert oft an die Spiritualität John Coltrane‘s, dann ist mit Thomas Clausen ein wichtiger dänischer Pianist an Bord und das Rhythmusgespann mit dem Dänen Jimmi Roger Pedersen, ein Bassist mit einem vollen runden Klang, mitunter an Charlie Haden oder Eberhard Weber erinnernd und dem Amerikaner Adam Nussbaum am Schlagzeug unterstützt professionell und einfühlsam. Zwei Songs, darunter das der verstorbenen Ehefrau des Komponisten gewidmete “Norma“ und noch “Little Esther“ werden von der dänischen Sängerin Sinne Eeg gesungen.
Parlan selbst soll sehr zufrieden gewesen sein mit den Interpretationen, auch besonders mit jenen, die entstanden, bevor er sich in Europa niederließ. Mit seinem letzten Ersparten unterstützte der Pianist junge Musiker und ermöglichte so auch dieses Projekt. Wenngleich er selbst auch nicht mitspielte, so ist sein Geist allgegenwärtig. Wie sagte Parlan einst? “My Music Belongs To The Musicians“.
So, und eine DVD habe ich auch noch vorliegen, hier gibt es Aufnahmen der Studio-Sessions, die die Stimmung der Musik eindrucksvoll untermalen. Dazu gibt es eingemischte Landschaftsaufnahmen und auch Parlan ist zu sehen, wie er im Rollstuhl sitzend, geschoben wird. Die Komposition “Arrival“ wird eingeleitet durch einen Vorspann mit einem landenden Flugzeug, möglicherweise ein Bezug zur Ankunft des Pianisten in Dänemark, und dazwischen auch wieder eingespielte Aufnahmen aus Stadt und Land, unter anderen erblickt man eine Konzertankündigung zu Horace Parlan. Inmitten eines Blumenmeeres, in einer Mohnblume sitzend, singt Sinne Eeg den Song “Norma“, und auf dem letzten Song gibt es dann noch einige Erläuterungen des Komponisten selbst. Eine sehr unterhaltsame und passende Abrundung einer sehr schönen Platte, die einmal wieder Anlass dazu geben sollte, sich eine Platte mit Horace Parlan anzuhören.
Wolfgang Giese
Trackliste |
CD:
1 Us Three (1960)
2 Heading South (1962)
3 Norma (1972)
4 In The Spur Of The Moment (1961)
5 One For Wilton (1980)
6 Arrival (1991)
7 Broken Promises (ca. 1991)
8 Little Esther (ca.1988)
9 Opus 16A (ca. 1987)
10 Wadin’ (1960)
11 Party Time (1999)
(All music by Horace Parlan / lyrics on Norma & Little Esther by Susie Scraigg)
DVD:
1 Heading South
2 Us Three
3 Arrival
4 Norma
5 One for Wilton
6 Broken Promises
|
|
|
|
|
Besetzung |
Tomas Franck (tenor saxophone)
Thomas Clausen (piano)
Jimmi Roger Pedersen (bass)
Adam Nussbaum (drums)
Sinne Eeg (vocal - #3, 8)
|
|
|
|