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The Pretty Reckless
Who You Selling For
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Gar nicht mal so einfach der dritten Platte von The Pretty Reckless ohne Vorbehalte zu begegnen. Das Verhalten von Frontfrau Taylor Momsen als Rockbitch, die sich auch mal nicht scheut sich nackig zu machen, und die penetrante Radio-Penetration mit der Hitsingle „Heaven Knows“ reichten dem Rezensenten, um die Truppe in den Schuber „eher semi-interessant“ abzulegen. Und dann lag plötzlich Who You Selling For auf dem Tisch. Pflichtbewusst hörte man dann doch mal rein. Und ich war überrascht!
The Pretty Reckless machen es sich nicht einfach und hauen bloß ein paar plakative Alternative Rock angehauchte 08/15-Nummern raus, sondern man will definitiv mehr und geht in Breite und Tiefe. Die Platte wurde (nach eigener Angabe) live eingespielt und man spürt durchaus die Spannung der Musiker. Wo früher Vergleiche mit Hole oder den Stone Temple Pilots fielen, hat sich die Musik der Band ganz klar Richtung Classic Rock verschoben.
Dabei wird man anfangs noch etwas auf die falsche Fährte gelockt. Nach dem „Bohemian Rhapsody“-mäßigen Intro denkt man es eher mit einer schleppenden Alice-in-Chains-Nummer zu tun. Doch gleich das folgende „Oh My God“ geht beherzt und lasziv nach vorne. Angenehmer Steroide-Rock. „Take Me Down“ ist nicht weniger straight, haut aber mit etwas Rock’n’Roll-Romantik („Standing at the crossroads…“) einen großen, eingängigen Refrain raus. Hit der Platte gesucht und gefunden.
Der Rest des Albums funktioniert aber nicht so einfach. Über große Strecken klingt die Platte sogar regelrecht gefasst und nachdenklich. Sängerin Taylor Momsen gefällt dabei mit ihrem facettenreichen Gesang, der nicht selten ziemlich lässig und unaufgeregt klingt. Es muss nicht immer das aufgekratzte Rockmädchen sein. Nein, ein bisschen Soul („Wild City“), melancholischer Blues („Already Dead”) oder countrymäßiges All-American-Girl-Flair („Back To The River“) darf auch mal sein. Eine gewisse Nähe zu Sheryl Crow kann man ebenso nicht verleugnen, was bei der Americana-Nummer „Who You Selling For“ vollends durchschlägt.
Ähnlich abwechslungsreich ist auch das Songwriting des Teams Momsen/Phillips, so dass am Ende ein doch überraschend spannendes und ernstzunehmendes Rockalbum heraus gekommen ist das nicht in vorderster Linie auf die Hitparaden schielt. Die eine oder andere Inspiration der Band scheint durchaus durch und die ganz großen Songs schreiben andere. Aber Who You Selling For ist zweifelsfrei ein großer Schritt nach vorne für The Pretty Reckless.
Mario Karl
Trackliste |
1 | The Walls Are Closing In (Hangman) | 6:36 |
2 |
Oh My God | 3:25 |
3 |
Take Me Down | 4:13 |
4 |
Prisoner | 3:00 |
5 |
Wild City | 4:48 |
6 |
Back to the River | 5:07 |
7 |
Who You Selling For | 2:47 |
8 |
Bedroom Window | 2:04 |
9 |
Living In The Storm | 5:01 |
10 |
Already Dead | 4:16 |
11 |
The Devil’s Back | 7:06 |
12 |
Mad Love | 3:23 |
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Besetzung |
Taylor Momsen (Gesang, Gitarre)
Ben Phillips (Gitarre)
Mark Damon (Bass)
Jamie Perkins (Schlagzeug)
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