Christopher Chaplin
Je suis le Tènèbreux
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Christopher Chaplinist der jüngste Sohn des großen Charles Chaplin. Geboren am 6. Juli 1962 hat er sich auch als Schauspieler, sogar in einigen recht bekannten Filmen, versucht. Ursprünglich hat er jedoch Komposition studiert und das Klavier klassisch gelernt. Musikalisch ist er seit jeher im Experimentalbereich unterwegs, so hat er unter anderem einige Arbeiten mit Cluster und Harmomia-Mastermind Hans-Joachim Roedelius vorgelegt. In den letzten Jahren waren die beiden auch viel als Duo live unterwegs, hier wurden zumeist elektronische Improvisationen geboten. Mit Je suis le Tènèbreux legt er nun sein erstes richtiges Soloalbum vor, an dem jedoch Roedelius wiederum mitgewirkt hat.
Das Thema der vier ca. 15 Minuten langen Kompositionen ist das „Enigma of Bologna“ aus dem 16. Jahrhundert. Laut Chaplins Worten handelt es von einem Mann namens Lucius Agatho Priscius und einer mysteriösen Frau namens Aeloe Laelia Crispis. Allzuviel wisse man jedoch nicht über dieses Geheimnis, was dem Stoff eine Menge Freiheiten der Interpretation gibt.
Die vier Stücke basieren auf den deutschen, zumeist geheimnisvoll gesprochenen und auch im Wortlaut sehr mystischen Texten, Diese werden von atmosphärischen elektronischen Klängen umwoben. Hierauf bauen sich jedoch sehr intensive Instrumentierungen auf, die sehr im Postrock aber auch Jazz verortet sind. Intensive Pianomelodien tauchen auf, schneidende Gitarrenklänge bauen düstere Atmosphären auf, wehmütge und teilweise zerfaserte Streicher bauen die Spannung weiter auf. Hinzu kommen immer spannende Perkussionen. Die Stücke schwellen an, zerfallen, steigen wieder auf und wandeln sich ständig, ohne chaotisch zu sein.
Das Klangbild der Musik in Worte zu fassen, ist schier unmöglich. Insgesamt hat die Musik jedoch einen sehr stark erzählenden Charakter. Es ist Chaplin gelungen, einen packenden Soundtrack zu komponieren und einzuspielen, der in Verbindung mit den mystsichen und morbid wirkenden Texten ein surreales Kopfkino erzeugt.
Natürlich sind diese vier Stücke keine leichte Kost, aber trotzdem absolut durchhörbar und in keinem Moment Musik, bei der man sich fragt ob das Kunst oder einfach nur Lärm ist. Vergleichbares fällt mir nicht ein, am ehesten vielleicht noch die geheimnisvollen Gothrocker Devil Doll, jedoch klassischer angelegt und ohne Rocksongs, welche bei Devil Doll ja durchus noch einflossen. Zu loben ist weiterhin die erstklassige Instrumentierung, jeder Ton scheint am richtigen Platz zu sein und nicht zu fehlen oder zu viel zu sein. Dazu kommt eine erstklassige Produktion in Hinsicht des Klanges, die elektronischen dunklen Parts haben ebenso genau den richtigen Klang wie z.B. die klassischen Streicher und der Tenorgesang. Die Dynamik passt und haut den Hörer einfach nur um.
Ein Werk zwischen Klassik, Experimental und Postrock. Absolut empfehlenswert.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Lucius Agatho | 13:38 |
2 |
Je suis le Tènèbreux | 14:24 |
3 |
Aelia Laelim | 13:14 |
4 |
The Enigma (reprise) | 12:24 |
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Besetzung |
Christopher Chaplin: Komposition, Instrumente, Produktion
Hans-Joachim Roedlius: Texte, Instrumente, Stimme
Christine Roedlius: Stimme
Judith Chemla: Stimme
Pino Costallunga: Tenor
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