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Uli Jon Roth: „Scorpions Revisited“ und mehr…
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Uli Jon Roth ist seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen in den Clubs und Konzerthallen der Welt unterwegs, um auf der „Scorpions Revisited“-Tour Scorpions-Klassiker, bei denen er selbst mitgewirkt hat, live zu spielen. Dabei hat er im Vorfeld auf seiner Facebook-Seite angekündigt, auch Songs von Electric Sun und Sky Of Avalon zu spielen. Von daher ist das Programm diesmal vielleicht ein bisschen gemischter wie noch vor ein paar Jahren. Ihm eilt ein legendärer Ruf voraus. So war er in diesem Jahr bereits auf dem renommierten „Wacken Open Air“ sowie auf dem kultigen „Keep It True“-Festival unterwegs. Beide Konzerte bekamen sehr gute Kritiken. Das scheinen auch etliche Konzertbesucher im Vorfeld mitbekommen zu haben. Das Spectrum ist auch an dem heutigen Abend gut gefüllt.
Den Auftakt macht die Band CRYSTAL BREED aus Hannover. Der anspruchsvolle, technisch versierte Prog-Rock kommt beim Augsburger Publikum gut an. Und das obwohl die wenigsten im Publikum die Stücke der Hannoveraner kennen dürften. Schlagzeuger Thorsten Harnitz und Bassist Nico Deppisch bringen ordentlich Schwung in die atmosphärischen Songs. Niklas Turmann und Keyboarder Corvin Bahn sind beide abwechselnd für den Gesang zuständig und machen dabei eine gute Figur. Einigen Fans gefällt die Stimme von Turmann nicht, ich finde den Gesang ganz gut. Mir sind die Stücke zu proggig. Vor allem, da ich nicht mit einer Vorband gerechnet hatte und heute auch nicht in der entsprechenden Stimmung für diese Art von Musik bin. Insgesamt präsentiert sich die spielfreudige Band aus einem Guss und legt einen guten Grundstein für das anschließende Konzert von Altmeister Roth.
ULI JON ROTH betritt mit seiner legendären „Sky Guitar“ und seiner Band um 21.30 Uhr die Bühne. Er wird begleitet vom Schlagzeuger, Keyboarder und Sänger von Crystal Breed. Mit dabei ist noch ein zusätzlicher, mir jedoch unbekannter Gitarrist sowie Bassist Ule Ritgen, der bei der Band Fair Warning ebenfalls den Tieftöner bedient und schön öfters mit Roth auf Tour war. „All Night Long“ könnte als Opener nicht besser gewählt werden. Bereits auf dem legendären Live-Album Tokyo Tapes, Roths offiziellem Abschiedsalbum, war dies der erste Song.
Das Augsburger Publikum ist begeistert und Uli Jon Roth hat bereits nach dem ersten Song ein ziemlich zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht. Die Band harmoniert hervorragend zusammen. Bassist Ule Ritgen gibt zusammen mit Thorsten Harnitz ein Rhythmusduo ab, das den Songs ordentlich Druck verleiht. Niklas Turmann versucht erst gar nicht, einen auf Klaus Meine zu machen, sondern zieht sein eigenes Ding durch. Das gibt den Songs eine eigene, frische Note. Dadurch, dass insgesamt drei Gitarristen mit an Bord sind, gibt es dem Gesamtsound eine Brachialität, wie man sie von den Studioversionen nicht gewohnt ist. Roth weiß dies auszunutzen, indem er seine Soli zielsicher auf diesem Soundfundament platziert. Besonders erfreut bin ich über die beiden Electric Sun-Songs „Fire Wind“ und „Just Another Rainbow“. Ewig nicht mehr gehört und beinahe schon vergessen machen diese Songs Lust darauf, sich die alten, mit einem gehörigen Psychedelic-Touch versehenen Scheiben wieder einmal zu Gemüte zu führen.
„We’ll Burn The Sky“ ist wie immer ein großes Highlight bei einem Roth-Konzert! Hier zeigt der Altmeister, was für eine Atmosphäre man alleine durch eine gute Songeinleitung erzeugen kann. Auch hier vergisst er nicht zu erwähnen, dass die Lyrics von Monika Dannemann, der ehemaligen Freundin von Jimi Hendrix und Uli Jon Roth, verfasst wurden. Warum die Scorpions diesen Song nicht standardmäßig bei jedem Konzert bringen, ist mir nach wie vor ein Rätsel. „In Trance“ schlägt in die gleiche Kerbe und begeistert die Zuschauer im Spectrum. „The Sails Of Charon“ wird hier jedoch zerdudelt. Manchmal ist weniger eben doch mehr.
Danach wird’s akustisch. „Starlight“ sowie „Concerto D’Aranjue“ werden mit Barhocker-Atmosphäre präsentiert und lockern das Konzert angenehm auf. Allerdings fällt danach die Lautstärke noch brachialer aus. Ich ziehe mich in den hinteren Bereich zurück. Wer braucht einen solchen Lärm?
Uli Jon Roth singt an diesem Abend ausgezeichnet. Sein Markenzeichen „Dark Lady“ verpasst mir eine ordentliche Gänsehaut. Das Gitarrensolo wirkt mit drei Gitarristen wie eine Abrissbirne und erzeugt nicht nur bei mir ein breites Grinsen. „Fly To The Rainbow“ wird zur Achterbahnfahrt. Hier wird alles ausgepackt, was einen guten Rocksong ausmacht. Empfehlung für Daheim: Tokyo Tapes in den Schallplattenspieler, diesen Song auflegen und abheben!!
Nach den genialen Zugaben „Pictured Life“ und „Catch Your Train“ kommen erwartungsgemäß mit „Little Wing“ und einer Wahnsinnsversion von „All Along The Watchtower“ noch zwei Hendrix-Nummern zum Zuge, die Roth zu seinen eigenen Songs macht. Dabei kann man die Begeisterung, die er für Hendrix’ Musik hegt, sehr gut nachempfinden. Nach über zwei Stunden verabschieden sich Roth und seine Band vom gut aufgelegten und hochzufriedenen Augsburger Publikum. Es blieben keine Wünsche offen, das Konzert war insgesamt sehr abwechslungsreich.
Nach dem Konzert lässt es Meister Roth nicht nehmen, die vielen Foto- und Autogrammwünsche höchstpersönlich zu bearbeiten. Dabei beweist er eine Engelsgeduld und erweist sich selbst als höchst sympathischer, bescheidener Zeitgenosse. Einziger Kritikpunkt: Der Sound war viel zu laut. Solche hohen Dezibelwerte braucht wirklich niemand!
Setliste:
All Night Long
Longing for Fire
Fire Wind
Just Another Rainbow
Sun in My Hand
We'll Burn the Sky
In Trance
Starlight
Concerto D'Aranjue
Rainbow Dream Prelude
Fly to the Rainbow
I've Got to Be Free
The Sails of Charon
Hell Cat
Dark Lady
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Pictured Life
Catch Your Train
All Along the Watchtower
Little Wing
Stefan Graßl
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