Jasper Van’t Hof
On The Move, Live At Theater Gütersloh
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Der am 30.Juni 1947 in Enschede, Niederlande geborene Jasper van’t Hof hat mich schon in jungen Jahren fasziniert, nachdem ich einst in den Niederlanden frühe Schallplatten von ihm kaufte. Ich erinnere an die Alben “Eyeball“ und “The Selfkicker“. Darüber hinaus entdeckte ich ihn als Bandmitglied bei Association P.C. Der Faszination seines Spiels auf den elektronischen Keyboards war ich dann völlig erlegen, als ich den Musiker zusammen mit dem Gitarristen Toto Blanke und dem Schlagzeuger Edward Vesala live erlebte, das war der Electric Circus im Jahre 1976.
Zu jener Zeit machte sich der Keyboarder ebenfalls einen Namen mit seiner Formation Pork Pie.
Sein ungewöhnliches Keyboardspiel unterschied sich sehr von seinerzeit so bekannten Kollegen wie Chick Corea oder Herbie Hancock.
Ferner konnte er punkten mit seinem Projekt Pili Pili, wo er erfolgreiche afrikanische Musik mit europäischem Jazz und Jazz Rock verbinden konnte, und das Ganze war auch noch äußerst tanzbar.
Doch letztlich wandte er sich verstärkt dem akustischen Piano zu, wie es auch auf dieser aktuellen Platte zu hören ist.
Es war der 15.Mai 2015, als er im Quartett im Theater Gütersloh auftrat, und dieser Mitschnitt liegt hiermit vor.
Das Jazzmagazin Jazzthing entwickelte eine Artikelserie namens ‘European Jazz Legends‘. Für diese Serie finden als Kooperation von Jazzthing, dem Plattenlabel Intuition, dem Sender WDR 3 und der Stadt Gütersloh auch Livekonzerte statt. Dieses ist eines von ihnen, allerdings nicht in seiner gesamten ursprünglichen Länge. Und mit van’t Hof kann man einen Musiker erleben, der noch immer auf der Suche nach Sounds und Gestaltung zu sein scheint, wie von Beginn seiner musikalischen Laufbahn an.
Die Musik ist anzusiedeln im Bereich Post Bop und der Protagonist stellt seine Einstufung als stilbildendender europäischer Pianist erneut beeindruckend unter Beweis. Hervorragend unterstützt die Rhythmusgruppe mit äußerst dynamischem Spiel, so dass bereits der erste Titel, „“Likewise“, vollends in den Bann zieht. Doch neben van’t Hof zeigt sich der österreichische Saxofonist Harry Sokal als wahrer Glücksgriff für diese Produktion, verkörpert er mit seinem ausgeprägten Stil doch verschiedene Jazzstile mit engagierten Auftritten.
So, und das ist sicher Verdienst der beiden Solisten, bieten die vier Musiker insgesamt ein hervorragendes Beispiel als ein auf hohem Niveau angesiedeltes Aushängeschild des europäischen Jazz.
Perfekte Interaktionen zwischen den Musikern, Stimmungen aller Art, hohe Sensibilität und Empfindsamkeit, das ist es, was ich beim Hören der Musik erlebe. Ob es Bilder sind, die beim dahinfließenden und gemäßigtem “Dulcinea“ im Kopf entstehen, mit sehr entspannender und harmonisierender Wirkung, oder Stimmungen entstehen, die an die besten Momente hochklassiger Produktionen aus dem Hause ECM erinnern (“Oeuvre“) oder ob uns bei “The Apollinians“ eine Lösung der Struktur des Hard oder Post Bops dargeboten wird mit viel Improvisation und einem antreibenden Enthusiasmus, allen Stücken gemein ist diese Lebendigkeit mit dem besonderen Anspruch an Melodik und Harmonie, ohne dass die Musik sachlich, steril, akademisch oder nüchtern wirkt.
Zum Schluss, der Track acht ist es, wird uns ein Interview von Götz Bühler mit dem Protagonisten geboten, nun gut, sicher interessant, mir wäre eine nachlesbare Druckversion lieber gewesen und dafür lieber noch ein weiteres Stück aus dem Konzert.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Likewise (9:29)
2 Dulcinea (10:08)
3 Oeuvre (9:19)
4 Nebula (7:56)
5 Yes But (11:55)
6 Wrong End Of The Stick (8:52)
7 The Appolonians (7:20)
8 Interview With Jasper van’t Hof (by Götz Bühler)
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Besetzung |
Jasper Van't Hof (piano)
Harry Sokal (tenor saxophone)
Stefan Lievestro (bass)
Fredy Studer (drums)
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